21.04.2007

Dartsoziologen erforschen Fettleibigkeit im Dartsport

UNTERNEUNTUPFING Aktuell ist bekannt dafür jene Phänomene zu hintergründen die kein gesunder Mensch je für bedeutend genug erachtend würde. In dieser Tradition gehen wir heute der Verbindung zwischen äußerlicher Erscheinung und betriebener Sportart nach...


Ist es Ihnen nicht auch schon öfters so ergangen dass Sie einen Menschen gesehen haben und aus seinem Erscheinungsbild unmittelbar geschlossen haben - ja, dieser Mensch geht wohl der Sportart XY nach? Bei sehr kleingewachsenen (politisch korrekt: vertikal minderprivilegierten) Menschen denkt man zB an Jockeys, bei kastenförmiger stämmiger kräftiger Statur ans Kugelstoßen, bei sehr athletischer Statur an den Zehnkampf, bei männlichen Magersüchtigen spontan ans Skispringen, bei extrem Y-förmiger ganzkörperrasierter Figur mit Schuhgröße 54 ans Schwimmen, und wenn ein hagerer durchtrainierter Mensch noch mit dem Blutbeutel drann rumläuft ist die Wahrscheinlichkeit groß dass es sich um einen Radfahrer handelt (oder einen Langläufer aus der Trainingsgruppe von Walter Mayr).

Woran denkt man nun wenn man einen Menschen sieht mit sehr gefüllter Leibesrundung, einem T-Shirt oder einem Hawaii-Hemd das wie Umstandsmode getragen wird, extrem verschwitzt und mit einem Gesicht dass auf mehr als ausreichend vollständige Mahlzeiten schließen läßt? Richtig - es wird sich vermutlich um einen professionellen Dartspieler handeln.

Wir haben versucht zu ergründen warum fast alle Profidarter so (entschuldigen Sie den klaren Ausdruck) fett sind und sind bei der Recherche auf das selbstverständlich aus Steuergeldern finanzierte Institut für abgewandte Dartsoziologie & Gender Darting an der freien Gewerkschaftsuni Bremen/Oder gestoßen wo wir uns Antworten auf die Frage erhofft hatten.

Peter Pfeil, der Institutsvorstand, stand uns breit willig Rede und Auskunft. Die Dartsoziologie befasst sich schon seit Jahren in interdisziplinärer Zusammenarbeit mit dem Institut für Sportwissenschaften und gesponsert von der Dove Darts Tour for Ladies (DDT) mit dem Phänomen der Dickleibigkeit im professionellen Dartsport. Ursprünglich hatte man geglaubt dass ein besonders stabiles Fundament beim Spieler ballistische Vorteile bei der Wurftechnik brächte, hat diesen Forschungsweg aber bald verworfen - Hand aufs Herz : versuchen Sie mal mit so richtigen Wurstfingern einen Speer für Säuglinge zielgerichtet zu werfen - es muss wohl andere Gründe haben.

Der Grund, wie uns Prof.Pfeil erläutert, liegt woanders. Der Dartsport hatte lange damit zu kämpfen als Sport ernst genommen zu werden und auch entsprechend vor allem im Fernsehen gewürdigt und übertragen zu werden, mit allen damit natürlich verbundenen finanziellen Möglichkeiten. Ursprünglich waren Dartspieler sehr schlanke Menschen die zwar schon damals im Profilager sehr hohe Leistungen brachten, aber da sie überhaupt nicht schwitzten war diese Leistung nicht an den Zuschauer kommunizierbar, wie zB beim Boxen oder beim Fussball wo die Akteure nach dem Bewerb schweißgebadet in die Kameras lallen. Die Verantwortlichen erkannten dieses Marketingproblem und führten Neuerungen ein die dem Dartsport endgültig zum Durchbruch verhalfen : so ist heute in den Statuten der PDC oder der WDF ein entsprechendes Mindestübergewicht vorgeschrieben und die Turniersäale werden auf mindestens 70°C Raumtemperatur aufgeheizt damit die Teilnehmer ausreichend transpirieren.

Spieler wie zB Roland Scholten die krankhafte Schlankheit nachweisen können erhalten manchmal eine Ausnahmegenehmigung. In Fankreisen nennt man es übrigens Doing the Io wenn Scholten nach dem Spiel den Kontrahenten umarmt. Die PDC vergibt intern auch einen Preis für besonders ästhetisches Schwitzen der an jenen Spieler verliehen wird der es am besten schafft nach einem Match wie nach mehrstündigem besonders versauten Sex auszusehen, eine Trophäe die Peter Manley in den letzten Jahren nicht zu nehmen war.

Die Spieler werden auch angehalten vor dem Match besonders viel Flüssigkeit zu sich zu nehmen wobei Alkohol als Schwitzmittel übrigens im professionellen Dartsport verpönt ist nachdem vor vielen Jahren bei einem Amateurturnier ein bis unter die Halskrause mit Zielwasser abgefüllter Spieler bereits im ersten Leg mit einem perfekten 9-Darter die komplette erste Reihe in den Zuschauerrängen ausgemacht hatte.

Zusammengefasst kann man sagen dass Darts sicherlich eine Trendsportart der Zukunft ist, schließlich sehen die Helden dieses Sports wie auch Dove erkannt hat wie ganz normale Leute aus (nicht umsonst kämpft z.B. der Zehnkampf um Nachwuchs). Wir selbst sollten uns aus den Erkenntnissen der Dartsoziologie aber auch mit Vorurteilen bei der Nase nehmen - bislang haben wir bei der Kombination Übergewicht+überdurchschnittliches Einkommen immer automatisch an Politiker & Gewerkschafter gedacht - dahinter könnte aber immer auch ein professioneller Dartspieler stecken. Und Letztere müssen im Gegensatz zu Erstgenannten immerhin hart arbeiten um an die Spitze ihres Fachs zu kommen.

(Bild: deVos / flickr / CC BY-NC-SA)