06.05.2007

Snail Dancing (5) - Irrungen und Wirrungen

UNTERNEUNTUPFING Aktuell berichtet für Sie in der zirka 7teiligen Snail Dancing Serie über den künftigen Megatrend in Europa und im deutschsprachigen Raum, wie so oft kommend aus den USA. Sie erfahren alles über Snail Dance um für den kommenden Hype gewappnet zu sein. Sollten Sie die vorangegangenen Folgen versäumt haben so starten Sie am besten zuerst hier. Oder lesen Sie hier gleich den fünften Teil der Serie...


(...)
Wie immer wenn etwas verbockt wurde reagiert die Menschheit auf vorsehbare Weise : a) es gibt irgendwelche Abspaltungen und b) man versucht eine Übertreibung durch noch größere Übertreibungen zu beheben (die Beispiele dazu in der Welt der Politik sind unzählbar). So spaltete sich von der HSSDL gleich mal die PHSSDL (Professional Human Style Snail Dancing League) ab deren Vertreter der unbeirrbaren Überzeugung waren dass die letzten Veranstaltung nur deshalb so ein Reinfall war weil man sich viiiiel zu wenig am professionellen menschlichen Tanzsport orientiert hatte.

Zum professionellen menschlichen Tanzsport gehören zum Beispiel unverkennbare Äußerlichkeiten. Die Tanzpaare treten dort z.B. einheitlich solariumgetoastet auf, mit einem fachmännisch implantierten Dauerlächeln und mit weißen Zähnen die mehr strahlen als ein durchschnittliches Atomreaktorunglück. Die Damen tragen Schuhe die jeder Orthopäde für sportliche Bewegung sofort verbieten würde, die Männer müssen die weit ausgeschnittene Brust so blank rasiert haben dass sich selbst in 5000 Meter Entfernung noch ein Zahnstocher darin spiegelt. Man hat das somit auch versucht mit Schnecken zu probieren, aber irgendwie wurde das nicht so richtig.

Zuerst hat man versucht helle Tanzschnecken durch ausführliches Sonnenbaden braun zu kriegen. Was furchtbare Verluste unter den Schnecken verursachte weil fast alle dabei so eintrockneten dass sie anschließend nur mehr als Gourmetschnecken (getrocknet) verkauft werden konnten. Für das implantierte Lächeln hatte man sich einen muslimischen Experten für Hymenrekonstruktion geholt, aber die meisten Schnecken verweigerten nach Mundverstümmelung dann die Nahrungsaufnahme und verendeten. Bei den weißen Zähnen hatte man das Problem dass die meisten Schnecken keine wirklich ordentlich sichtbaren Zähne von Natur aus mitbrachten. Bis auf die senegalesische Säbelzahnschnecke, die aber unter Artenschutz steht. Auf Schuhe mit hohen Absätzen wollten die Schnecken nicht tanzen, stellte man die Schuhe mit dem Spitzabsatz nur fest genug auf die Schnecken, so wollten die aufgespießten Schnecken aus postmortalen Gründen erst recht nicht tanzen. Und was bei der Ganzkörperrasur einer Schnecke so alles passierte wollen wir dem weichbesaiteten Weichtierschützerherz jetzt lieber gleich ersparen. Worauf man die Aufgabe den Tanzsport optisch verkaufbarer zu machen vorerst auf Ausstehend setzte und sich mit der Fernsehvermarktung und dazu passenden Verbesserungsvorschlägen auseinander setzte.

Rasch bildeten sich wieder zwei Unterfraktionen. Die einen meinten die bisherige Veranstaltungslänge wäre gerade auf einem Dauer-Special-Interest-Kanal ideal, Berechnungen zufolge hätte man bei der ersten Veranstaltung bei vollständiger Übertragung rund 768.000 Unterbrecherwerbungsspots einblenden können, was um den Daumen genau kalkuliert ungefähr ziemlich exakt hammermäßig viel Knete gebracht hätte. Die andere Fraktion verwies darauf dass viele Sportarten zu immer kürzeren Sendeformaten & Abwicklungen drängen weil der Zuseher nach Beginn einer Veranstaltung spätestens nach zwei Stunden einen Sieger sehen will, länger reiche die Aufmerksamkeitsspanne nicht. Man könne ja z.B. die Tanzveranstaltung sehr wohl in einem hermetisch von der Außenwelt abgeriegelten Raum in Echtzeit ablaufen lassen, aufzeichnen, und dann im Zeitraffer abspielen, mit entsprechenden FX natürlich. Als ein indifferentes Mitglied die erhitzten Gemüter mit einem Scherz der Art "Leute, was wir brauchen ist eine ordentliche Zeitlupe..." auflockern wollte brannten endgültig die Sicherungen durch und die PHSSDL-Leute prügelten sich eine Nacht lang bis die Polizei einschritt. Mehrere Tanzschnecken beobachteten sie entspannt dabei.

Es brauchte einen besonnenen Mann wie Snailmaster Gus Tropod von der SDA (Snail Dancing Association) der alle Streithähne und Streitschneckenbullen an einen Tisch brachte, DSSDO und (P)HSSDL zur SDA vereinte und alle Snail Dancing Freunde zur Mäßigung aufrief. Und zur Rückbesinnung auf die reine Freude am Schneckentanz, ohne verbissenen Wettkampfeifer oder übertriebener Vermarktungsgeilheit. Heute scheint die SDA daher wieder auf einem guten Weg in die Zukunft.

Die nächste Folge führt Sie durch die Welt der Tanzschnecken und stellt die wichtigsten Arten vor - mit Vor- & Nachteilen - der ultimative Vergleichstest...

(Bild: loverphunk / stock.xchng / Royalty free)