06.05.2007

Snail Dancing (4) - Tanzen bis der Arzt kommt

UNTERNEUNTUPFING Aktuell berichtet für Sie in der zirka 7teiligen Snail Dancing Serie über den künftigen Megatrend in Europa und im deutschsprachigen Raum, wie so oft kommend aus den USA. Sie erfahren alles über Snail Dance um für den kommenden Hype gewappnet zu sein. Sollten Sie die vorangegangenen Folgen versäumt haben so starten Sie am besten zuerst hier. Oder lesen Sie hier gleich den vierten Teil der Serie...


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Punkt 09:00 morgens traten dann am nächsten Tag die 16 Paare zur Qualifikation erneut an, der erste Tanz sollte ein Ultraslowfox sein. Die Jury gab dem Tonmeister das Zeichen und der Bewerb konnte beginnen.

Nachdem der erste Takt der Musik ungefähr nach 3 Stunden immer noch im Raum lag kam bei der Jury schön langsam der vorsichtige Verdacht auf man hätte das Tempo doch etwas sehr langsam gestellt und der erste Tanz könnte sich doch ein klein wenig in die Länge ziehen. Als man ein paar weitere Stunden später noch immer erst knapp vor dem Übergang zum 2ten Takt war beschloß die Jury einstimmig dass es erlaubt sei sowohl alle Teilnehmer (Mensch und Schnecke bei den Tanzpaaren), als auch Jury und Tonmeister während des Tanzes zu verpflegen. Mitten im zweiten Takt verständigte sich die inzwischen sehr notdürftige Jury darauf dass es Jurymitgliedern erlaubt sei zwischen zwei Takten (abwechselnd) die Toiletten aufzusuchen ohne dass die Beurteilungsqualität der Jury darunter leide, und auch den menschlichen Tanzpartnern wurde dies zugestanden sofern sie im selben Takt den Tanz wiederaufnehmen würden.

Zu Beginn des dritten Taktes kam man in der Jury überein dass die Beurteilung der Tänze nicht leiden würde wenn man die Juryarbeit mit der Erarbeitung verbesserter Statuten und Regularien verknüpfen würde. Wodurch gegen Ende des vierten Taktes eine 860 Seiten starke Überarbeitung der bisherigen Regularien und Statuten auf dem Tisch lag. Außerdem beschloß man einen Ehrencodex dem zufolge zu lautes Schnarchen unter den Juroren als verpönt galt. Allerdings bemängelnde das weibliche Jurymitglied die inzwischen sehr strenge Geruchskulisse unter den Juroren, was die Männer zwar bestritten, aber spätestens ab dem 5ten Takt wurde die Toilettenregelung auch auf die anderen Modalitäten persönlicher Hygiene ausgedehnt. Die Schnecken hatten inzwischen schön in ihren Rhythmus gefunden, aber deren menschliche Tanzpartner blieben immer öfter in den Schleimspuren kleben. Worauf die Jury ab dem 6ten Takt auch regelmäßige behutsame Saalreinigung während des Tanzes zuließ.

Über das Internet hatte sich mittlerweile herumgesprochen dass hier eine Veranstaltung laufen würde die wohl etwas länger als sonst dauern würde. Noch war die Presse nicht daran interessiert, aber das langsame Klangmalerische der Veranstaltung und das esotherische Ambiente lockte zuerst einmal alle Größen der New Age Musik an die heftigst inspiriert epochale neue Alben komponierten, so zwischen dem 7ten und dem 9ten Takt. Unter anderem entstand dabei auch das neue Album von Llewellyn - Snail Reiki for Sensual Dance mit einer 6bändigen begleitenden Buchreihe. Im Wechsel der Jahreszeiten und der Takte veränderte sich auch so einiges in der Jury : ein Jurymitglied gründete indessen eine Internetfirma für virtuellen Schneckentanz (Second Snail), musste aber 2 Takte später schon wieder Konkurs anmelden. Ein anderes Mitglied absolvierte zwischen drei Takten erfolgreich ein Astrophysikfernstudium wofür es von allen Tänzern und sonstigen Anwesenden einen Nanotakt lang höflichen Applaus gab.

Stressig wurde es nochmal im 25ten Takt der sich in seiner mittlerweile für alle gewohnten Länge phasenweise unglücklicherweise wie ein Feuerwehrnotsignal anhörte. Wodurch die Feuerwehren der Umgebung unnötig mehrmals zur Tanzveranstaltung ausfuhren. Jedesmal reichlich angesäuert durch den Fehlalarm entschieden sie sich fortan in den Feuerwehrhäusern zu bleiben und nicht weiter darauf reinzufallen. Bis zum Ende des 25ten Taktes brannten darauf hin in der Umgebung der Veranstaltung ohne jede fremde Hilfe 32 Häuser ab.
Kurz vor dem 34ten Takt brachte dann das weibliche Jurymitglied ein gesundes Mädchen zur Welt welches sie gemeinsam mit dem Juryleiter während des 28ten Taktes gezeugt hatte. Eine halbe Stunde nach Beginn des 35ten Taktes verstarb dann der alte Plattenspieler des Tonmeister an Altersschwäche und Überbeanspruchung worauf sich die Jury entschloß den Tanz abzubrechen und alle überlebenden Tanzpaare zum Sieger zu erklären. Die einzige verbliebene Zuschauerin, eine würdevolle 97jährige Dame aus Oregon spendete frenetischen Applaus bei der Preisverleihung und forderte als Zugabe wie beim Eislaufen einen Schautanz der Sieger nochmal in gleicher Länge.
Bis auf die Dame war aber allen anderen nach der Veranstaltung klar : man bräuchte ein paar kleinere Veränderungen, denn in dieser Form war Snail Dancing nach human style nicht wirklich zukunftsfähig.

Die nächste Folge berichtet wie man aus den Erfahrungen des ersten Tanzbewerbs lernen wollte und welche Dinge dabei verbrochen wurden...

(Bild: orek / stock.xchng / Royalty free)