30.05.2007

BoreOut-Betroffene - die Ärmsten unter der Sonne?

Dachten wir bislang noch kleine Selbständige die 365 Tage im Jahr um ihre Existenz rittern, medizinisches Personal das eine 24 Stundenschicht nach der anderen in der Notaufnahme schiebt, Lehrer die im Migrantenviertel eine gewaltbereite Nullbockgeneration betreuen müssen oder Soldaten denen in irgendeinem Erdloch weit weg die Kugeln um die Ohren fliegen, ehrenamtliche Helden die Todkranke bis zum Ableben betreuen - all diese Leute die früher oder später in einem Burnout enden wären unser Mitgefühl wert? Mitnichten - das Problem unserer Gesellschaft ist Boreout : und endlich haben wir dafür einen schönen trendigen Namen...


Unser Stammleser zählen ja eher zu den Erwerbsgruppen die nicht wirklich unter Langeweile leiden sondern genug zu schaffen haben, beruflich wie privat. Anlaß genug für uns unserem Mythenbildungsauftrag nachzugehen und das Phänomen Boreout zu hintergründen. Wir haben uns bei Experten umgehört und sind darauf gekommen dass Boreout nur die Spitze des Eisbärs ist. Burnout war eine unbedeutende Randerscheinung gestern, die Gesellschaft kämpft mit viel tragischeren Erscheinungen.

Der Volksmund kennt ja schon ewig die Weisheit Wird's dem Esel zu bunt so geht er auf's Eis. Sprich die Menschen stellen immer dann Unsinn an wenn es ihnen zu schlecht oder zu gut geht. Psychische Probleme durch Langeweile am sicheren bezahlten Arbeitsplatz sind wirklich eine ganz schlimme bedrohliche Krankheitserscheinung. Überdimensional davon betroffen dienstfreigestellte kündigungsgeschützte Betriebsräte die Kollegen in den Betriebsrat abgeschoben haben damit sie von denen nicht mehr bei der konstruktiven Arbeit gestört werden. Boreout am Arbeitsplatz ist nur in jenen Gesellschaften bekannt in denen es nicht üblich ist Mitarbeiter die nicht zum gemeinsamen Erfolg beitragen schlicht und ergreifend einer neuen Herausforderung zuzuführen (sprich sie zu kündigen). Sprich man mutet jenen Mitarbeitern das zu was man allen selbständig oder freiberuflich erwerbstätigen Menschen auch zumutet : täglich dafür zu rittern seine Existenz zu sichern. Das hält fit. Und führt diese Menschen höchstens in den Burnout der beileibe nicht so schlimm ist wie der Boreout.

Auch wenn manche da anderer Ansicht sind. Wir sprachen z.B. auch mit Oberleutnant Stefan Schleifer von der 8ten Pioniereinheit. Er erklärt zackig und stolz: "Unsere Präsenzdiener haben kein Problem mit Boreout. Wenn wir dergleichen bereits nur im Ansatz erkennen hetzen wir sie 3 Wochen lang mit 60kg Marschgepäck durch den Wald. Nach 3 Wochen betteln sie um Langeweile." Ist das vielleicht eine Lösung gegen Boreout?

Wobei Boreout nicht der einzige bedrohliche Gesellschaftstrend ist. UNTERNEUNTUPFING Aktuell berichtet exklusiv von weiteren bedrohlichen Krankheitsbildern die zunehmend in unserer schnellebigen Leistungsgesellschaft im Kommen sind. Zum Beispiel Lernout. Wie uns Mag.Kornelia Kummerspeck vom Zentrum für angewandte Kuschelpädagogik erklärt : "Was macht es für einen Sinn unsere Kinder 8 Jahre lang mit ekelhaften Grundrechnungsarten zu quälen wenn die Abmischung der Wurst erst recht eine Maschine übernimmt? Warum quälen wir unsere Fleischerazubis so? Warum müssen Friseurlehrlinge unbedingt dieses hochstilisierte Allgemeinwissen mitbringen? Warum quält man künftige Handelsreisende mit Geografieunterricht, macht doch heute ohnehin das Navigationssystem alles. Und dann bekommen diese armen Kinder noch mit diesen unnötigen PISA-Studien eine drüber?" Auch die Meinung von Mag.Kummerspeck soll gehört werden in einer Welt der Meinungsfreiheit, aber wenn man zuviel Rücksicht auf den Lernout nimmt - züchtet man nicht gerade dadurch zusätzliche künftige Boreout-Erkrankte heran?

Boreout hat zumindest geholfen dass sich immer mehr psychisch Erkrankte zu ihrem gesellschaftlich bedingten Leiden mehr oder minder offen bekennen. So war zum Beispiel unter vorgehaltener Hand zu erfahren dass rund 70% der Spieler im österreichischen Fussballnationalteam unter dem Sideout-Syndrom leiden, also psychische Störungen weil der Ball aufgrund der im internationalen Vergleich sehr mangelhaften fein- und grobmotorischen Ballbehandlung sehr oft ungewollt über die Outlinie kullert (oder Richtung Tribüne gedonnert wird). Mentaltrainer sollen nach Insistierung eines Auslandskickers bereits daran arbeiten. Ein Drittel aller Wiener leidet unter dem Burenhaut-Syndrom, also unschöne Blutwerte und unerfreuliche äußerliche Begleiterscheinungen aufgrund schlechter Ernährungsgewohnheiten. Ärzte und Ernährungsberater haben bisher hoffnungslos den Kampf gegen diese Erkrankung aufgenommen (mangels Mitwirkungsbegeisterung der Betroffenen). Jungmusiker leiden unter dem Fadeout-Syndrom weil ihre Demos bei den Sendern bereits ausgeblendet werden bevor sie anfangen um dem Geschwafel des Moderators seine Geltung zu verschaffen und 90% aller Wrestling-Schiedsrichter leiden unter dem Countout-Syndrom weil sie den Kampf nicht beenden dürfen solange das Gemetzel nicht die vorher festgelegte Fernsehzeit absolviert hat (und nebenbei haben sie alle wunde Handflächen vom Abschlagen).

Sie sehen - gegen all diese modernen Krankheitserscheinungen ist Burnout eine lächerliche Hautabschürfung die nicht weiter der Rede wert ist. Wir von UNTERNEUNTUPFING Aktuell hoffen inständig Sie mit diesem Artikel nicht endgültig in den Boreout getrieben zu haben.

(Bild: qute / stock.xchng / Royalty free)