17.05.2007

Mindestlohn oder Maxihohn?

Bild zum BeitragMindestlöhne sind wieder in aller Munde, zumindest für die unselbständig Erwerbstätigen. Bei allen anderen Erwerbsgruppen im Lande ist es natürlich menschenwürdig für weniger zu arbeiten (außer man geht gleich den ganz großen Schritt und führt ein besinnungsloses Grundeinkommen ein). Dennoch - viele politischen Kräfte sind davon überzeugt daß es Untergrenzen geben muß für die leistungsunabhängige Anwesenheitsprämie die ein unselbständig Beschäftigter regelmäßig erhält. Manche fühlen sich benachteiligt - wir von UNTERNEUNTUPFING Aktuell haben mit Interessensvertretungen gesprochen die selten in den Medien wahrgenommen werden.


Vorab : das Konzept des Mindestlohns ist gerade in Sozialstaaten mit sehr hoher Steuerquote ja ein besonders geniales. Jeder der in BWL/Kostenrechnung kundig ist (also weder Politiker noch Gewerkschafter, und ganz besonders nicht Vertreter politischer Gesinnungen abseits der Mitte) weiß dass die hohe Steuerquote ohnehin alle hier produzierten und gehandelten Produkte und Leistungen im Preis übermäßig belastet und für den Vebraucher viel teurer als nötig macht. Dadurch bleibt natürlich dem Niedrigverdiener nicht viel zum Konsumieren. Also erhöht man ganz einfach per Dekret leistungs- und marktunabhängig die Löhne (plus natürlich automatisch damit auch die Lohnnebenkosten und einkommensabhängigen Beiträge zu Standesvertretungen, weshalb ja gewisse Standesvertretungen ganz besonders für möglichst hohe Mindestlöhne sind, weil möglichst hohe Mindestlöhne sind möglichst höhe (Zwangs-)mitgliedschaftsbeiträge). Wodurch die Produktpreise wieder teurer werden. Worauf man natürlich wieder höhere Mindestlöhne braucht usw usf. Und nebenbei natürlich Mauern & Zäune bauen muß damit die restliche globale Welt nicht in die Suppe spuckt.

Wie auch immer : Mindestlohn ist ein wirtschaftliches Erfolgmodell wie bereits die DDR ja gezeigt hat. Am erfolgreichsten sind Mindestlöhne in Sozialstaaten mit hoher Steuerquote vor allem für die Menschen in Staaten des wirtschaftlichen Mitbewerbs. Sprich je höher die leistungsunabhängigen Einheitsmindestlöhne in Europa desto besser geht es den Chinesen. Man kann vermutlich mit Unfug und Links behaupten dass die flächendeckende Einführung von Mindestlöhnen in z.B. Deutschland & Österreich das ambitionierteste Entwicklungshilfeprogramm für die Länder anderer Wirtschaftsräume seit Jahrzehnten ist.

Egal, wir wollen nicht werten sondern jene zum Thema Mindestlohn zu Wort kommen lassen die in der Öffentlichkeit sonst selten gehört werden. So haben wir z.B. mit Alois Müßiggang von der Marxistisch-Leninistischen Gewerkschaft freier Bauern (MLGFB) gesprochen. Herr Müßiggang erläutert uns seine Forderungen : "Natürlich werden wir Bauern schon subventioniert, aber die Subventionen sind nicht sicher, außerdem müssen wir sie sogar noch beantragen. Und selbst damit können unserer Mitgliedslandwirte nicht menschenwürdig arbeiten. Wir fordern daher auch für kleine Landwirte einen staatlichen Mindestlohn. Wir wollen garantierte Mindestmilchleistungen unserer Kühe und Schafe, außerdem brauchen wir endlich ein staatlich garantiertes Mindestwetter für das die staatliche meteorologische Station zu sorgen hat. Und vom Infrastrukturministerium und Landwirtschaftsministerium wollen wir eine entsprechende Mindestfruchtbarkeit. Unserer Böden nämlich. Und es sollte wie bei den Unselbständigen auch leistungsunabhängig sein, schließlich sind unsere Mitgliedsbauern auch 40 Wochenstunden auf ihren Gehöften anwesend."

Wir kamen nicht zum Nachdenken warum die MLGFB mit ihren Forderungen so selten in der Öffentlichkeit wahrgenommen wird weil wir bereits gleich anschließend den nächsten Termin hatten bei SOS Schauspiel. Es handelt sich dabei um eine Interessensvertretung freischaffender Schauspieler in Film, Theater, Werbung und Seitenblickebuffets. Auch die SOS Schauspiel will künftig für die Freischaffenden Mindestlöhne wie uns deren Sprecher André Fussow-Wortelli erklärt: "Unsere Mitglieder stehen sich oft tagelang bei Castings und Vorsprechen die Beine in den Bauch und erhalten dafür keinen Mindestlohn. Kein Mensch zahlt uns die zahlreichen Gespräche die wir führen müssen um vielleicht beim öffentlich-rechtlichen Fernsehen oder bei den Bundestheatern eine Rolle zu ergattern. Wir stellen klar dass so kein menschenwürdiges Künstlerleben möglich ist. Auch Kunst muss ihren fairen Preis haben, und das auch ohne Engagement. Weil wir üben ja auch und lernen Texte oder gucken aus Fortbildungsgründen fern und so."

Am Schluß waren wir noch bei der Arbeiter-Sportler-Gewerkschaft und haben dort Heinz-Georg Gmütlicher gesprochen. Herr Gmütlicher fordert: "Es muss Schluß sein dass Spitzensportmillionäre auf Kosten der weniger Sportlichen und Erfolgreichen die ganzen Gelder einstecken. Wir fordern Mindestsiegprämien für alle Teilnehmer an allen Veranstaltungen, auch der 540te bei den Flachauer Bogerlfahrmeisterschaften muss noch eine Mindestsiegprämie bekommen. Wie soll man bitte die Menschen zu den Staats- oder Landesmeisterschaften bekommen wenn sie für ihre Wettkampf- und vor allem Trainingszeiten keine Mindestentlohnung bekommen? Oder etwa der Breitensport - Sportler müssen sogar noch Nenngeld bezahlen, und bekommen maximal eine armselige Plakette oder Urkunde? Wir fordern dass Veranstalter allen Sportlern eine entsprechende Mindestentlohnung zahlen müssen, und die Arbeitgeber müssen den Freizeitsportlern auch ihre Trainingszeiten abgelten, schließlich profitieren sie von fitteren Mitarbeitern. Fernsehsportler dürfen dabei natürlich nicht diskusminimiert werden, nämlich!"

Wir von UNTERNEUNTUPFING Aktuell haben anschließend auf weitere Interviews verzichtet. Es wäre wohl absehbar - alle nicht unselbständig Beschäftigten hätten auch gerne ein Mindesteinkommen unabhängig davon wie sehr sie sich anstrengen, unabhängig davon was sie mit ihrer Arbeitsleistung erwirtschaften, und das bitte natürlich 14 mal im Jahr. Und wir schicken nun unseren Wirtschaftsredakteur aus um herauszufinden wo wir die von uns vehement geforderte Anzahl von Mindestlesern deponieren können.


(Bild: LeoSynapse / stock.xchng / Royalty free)