18.05.2007

Komapolitisieren Auslöser des Komasaufens?

Bild zum BeitragKomasaufen ist in aller Leber (und zuvor durch Munde). Kids die sich besinnungslos betrinken (stellt sich die Frage von wem haben sie sich dieses Verhalten abgeschaut?), besorgte Eltern, eifrig berichtende Medien und natürlich die unvermeidlichen Politiker und selbsternannten kinderlosen Erziehungsexperten die dem Treiben mit vielen Varianten staatlicher Verbote und Vorschriften Einhalt gebieten wollen. UNTERNEUNTUPFING Aktuell geht den Ursachen auf den Grund und stößt dabei immer wieder auf das Komapolitisieren als mutmaßlichen wahren Auslöser des Komatrinkens.


Wir haben dazu Dr.Friedrich Forensucher vom Institut für Experimentelle Politologie besucht. Dr.Forensucher klärt uns über die Parallelen und Zusammenhänge auf : "Sehen Sie - Komapolitisieren und Komatrinken haben grundsätzlich sehr ähnliche Muster. Beim Komatrinker sind es a) (junge) Menschen die an sich keine besseren Perspektiven im Leben haben welche (b) etwas das in geringen Dosen maßvoll genossen sogar sinnvoll sein kann c) hemmungslos missbrauchen bis sie einen bewusstseinslosen Zustand erreichen und dabei sogar häufig andere schädigen." (Anm. Redaktion: der Mann ist Wissenschafter durch und durch - wir können die Aufzählungszeichen richtig körperlich spüren)

Dr.Forensucher ergänzt im Detail : "Wer heute in die Politik oder in öffentliche Ämter geht der wird - schon gar nicht um das Geld das er oder sie aus der gefolterten Hand des Steuerzahlers nimmt - in der freien Privatwirtschaft aufgrund seiner Talente und Begabungen absolut nicht gebraucht und ist dort nicht vermittelbar. Hat also keine andere Perspektive, man sehe sich nur die typischen Politikerbiografien an, typischerweise durchzogen von Mitgliedschaften und Parteiämtern, etliche waren auch für den öffentlichen Dienst nicht gut genug. Solche Menschen und auch jene wie z.B. Zwangsstandesvertreter oder Gewerkschafter haben im freien Markt keine Perspektive. Und flüchten ins Komapolitisieren wie die perspektivenlosen Jugendlichen ins Komatrinken."

"Natürlich..." führt Dr.Forensucher fort "...kann Politik notwendig oder sinnvoll sein. Ein Volk braucht eigentlich Sicherheit, Schutz, Gesundheitsversorgung, eine funktionierende Infrastruktur, wirklich bedürftige Menschen die sich nicht selbst helfen können brauchen Unterstützung, die Kinder brauchen eine gute Ausbildung, die Senioren sollen einen würdevollen Lebensabend begehen. Aufgaben wären genug da, aber wie gehen Politiker und Funktionäre diesen Aufgaben nach? Und vor allem - wie miteinander um? Die meisten reden - weil sie nichts anderes können - sobald sie ein Mikrofon oder einen Journalisten mit geladenem Bleistift sehen sich um den spärlichen Verstand und ins Koma. Und gemeinsam mit Parteihelferlein und Medien sorgen sie dafür dass der politische Logorrhoe dann bei den Anhängern und in der Bevölkerung weitergeht."

Dr.Forensucher zeigt auf: "Bei unserer experimentellen Forschung sind wir auch vermehrt in Internetforen tätig. Eigentlich müsste man annehmen dass zu Tageslichtzeiten der überwiegende Teil der Bevölkerung einer wertschöpfenden Tätigkeit nachgeht und die Foren erst außerhalb der allgemeinen Berufszeit frequentiert würden. Mitneffen! Auch unter Tags toben dort (geistig oft unter irdisch) die Fortsetzungen, Verkündungen, gegenseitigen Beflegelungen, Missionierungen, Agitationen bis ins intellektuell Komatöse weiter wie zuvor von den politisch Führenden vorgelebt. Komapolitisieren ist also nicht nur massiv ansteckend, sondern richtet auch gewaltigen wirtschaftlichen und gesundheitlichen Schaden an - denn man muss annehmen dass viel Komapolitisieren während regulärer Arbeitszeiten in öffentlichem Dienst wie in der Privatwirtschaft stattfinden."

Wir wollen Konsequenzen und Lösungen wissen worauf uns Dr.Forensucher jede Illusion nehmen muss : "Wir vom Institut für Experimentelle Politik gehen heute davon aus dass das allgemein verbreitete Komasaufen (gemeinsam mit Drogenmissbrauch und alle sonstigen Formen von Lebens- und Mitmenschenmissbrauch) eine direkte Folge des Komapolitisierens ist. Natürlich könnte man nach (genauso wirkungslosen) Verboten rufen wie beim Rauchen und beim Trinken, aber das ist extrem unwahrscheinlich. Sehen Sie - hierzulande muss man für absolut alles einen Befähigungsnachweis und eine Erlaubnis vorweisen können, nur Eltern und Politiker werden darf jeder. Es ist sehr unrealistisch dass die Politik sich hier selber Schranken auferlegen würde oder gar sich in der heutigen Form selbst abschaffen würde. Alkohol ist in Finnland bereits Todesursache #1. Und da wir hierzulande das Gesamtschulkonzept von Finnland übernehmen wollen ist durchaus vorstellbar daß das hiesige Komasaufen erst der Anfang war und wir auch das Gesamtsaufen von den Finnen, quasi als integratives Gesamtkonzept, übernehmen werden."

Wir dankten für das ausführlich Gespräch und waren komaernüchtert. Anschließend werden wir zur Verdauung dieser Betrübnisse uns wohl ein wenig mit unserem Rechtschreibbeauftragten ablenken, schließlich wird uns aufgrund unserer kreativen Beistrichsetzung immer Kommaschreibung vorgeworfen.

(Bild: Urthstripe / Flickr / CC BY)