09.06.2007

Twitter zu intellektuell - Nachfolger unterwegs?

Auch im Internet funktioniert eine Grundregel jedes Geldverdienens an der breiten Masse : man befriedige den Drang des Menschen ureigene Grundtriebe auszuleben so dass der Mensch dazu nur den geringstmöglichen Aufwand betreiben muss. Twitter hat das für den Anfang ganz gut hingekriegt, aber schon stehen bereits Nachahmer in den Startlöchern die all jene Menschen für sich gewinnen wollen denen Twitter immer noch zu intellektuell aufwendig ist...


Twitter hatte entgegen allen Erwartungen rasanten Starterfolg. Dort können uninteressante Menschen anderen uninteressanten Menschen mitteilen was sie halt gerade so machen, und das ganze maximal 140 Zeichen lang, also eine Erleichterung für Leute die bereits beim Abtippen einer Standard-SMS das Gefühl hatten einen Roman zu schreiben und danach entsprechend geistig erschöpft waren. Genau das ist aber das große Manko an Twitter - es ist intellektuell für die große Masse der heutigen PISA-Generation (und deren ebenso schlichte Erzeuger) immer noch viel zu anspruchsvoll. Wer immer auf Twitter aufbaut muss dramatisch einfacher werden damit es erfolgreich werden kann bei den Massen. Wir haben uns auf die Fährte gemacht, recherchiert und vielversprechende neue Projekte gefunden die als Twitter-Nachfolger vermutlich bald die Welt im Sturm erobern werden.

Sehr erfolgsversprechend erscheint uns zum Beispiel Snorrrer.com, ein Startup das gerade kurz davor ist online zu gehen. Wir sprachen mit dem Gründer Bob Bedroom der uns das Prinzip erklärt : "Twitter ist zwar genial, aber die Leute müssen immer noch viel zu viel Text eingeben und das sogar noch selber über Tastatur oder Mobilgerät. Das geht am Kunden vorbei. Wir von snorrrer.com machen es unseren Mitgliedern noch viel einfacher. Über ein sound device (Anm.: internetfähiges Audio-Aufnahmegerät) können unsere User (Anm.: Anwender) das was sie am anstrengungslosesten tun sofort ins Internet stellen : ihr Schnarchen. Unser SnorrrMaster macht alles automatisch, und hat ein kleines Display das unsere Homepage anzeigt und wo der User dann auch das Schnarchen anderer Leute abrufen kann, wenn er oder sie das möchte. Wir haben auch ein PlugIn entwickelt für alle gängigen Sauna-Belts (Anm.: umschnallbare Heizgürtel die Abnehmwillige über Teleshopping bestellen) von dem wir uns ganz großes Absatzpotential erwarten, schließlich ist es quasi dieselbe Zielgruppe."

Wir von UNTERNEUNTUPFING Aktuell sind uns sicher dass snorrrer.com das richtige intellektuelle Maß für den Massengeschmack unserer Zeit treffen wird. Allerdings kaufmännisch noch erfolgsversprechender ist sicherlich twittporn.com, sicherheitshalber gleich in einer Steueroase gegründet. In einer heißen Videokonferenz sprachen wir mit dem Gründer Chris Cashsucker der twittporn.com kurz vor Marktreife entwickelt hat. Er erklärt : "Ganz simpel. Wir haben gesehen dass YouPorn einfach die logische Weiterentwicklung von Youtube war. Kein Zweifel. Wir sind die logische Weiterentwicklung von Twitter. Twittporn ist für die Erwachsenen. Und noch einfacher und schneller. Wir haben ein 20 Zeichen Limit, damit können in den meisten Sprachen der Welt alle schmutzigen Worte eingegeben werden die die Benutzer so richtig *** machen. Außerdem haben wir vordefinierte Zahlencodes hinter denen per Tastatur oder Handy 99 verschiedene Stöhner, Grunzer und Schreie im Audiotextformat gesendet werden können. Einfacher gehts nimmer. Wir rechnen mit 2 Mio Verbal- und Akkustikerotiker im ersten Monat."

Die werden die Leute von TwittPorn vermutlich auch kriegen, sex sells nunmal. Am interessantesten und wohl ambivalentesten ist das letzte Projekt das wir fanden und in dessen aktuellen Entwicklungsstand wir vertraulich Einsicht nehmen durften. Die Plattform krawwwaller.de wird eigens für den deutschsprachigen Raum entwickelt und widmet sich einer immer größer werdenden Bevölkerungsgruppe die weder zu tiefer Introspektion noch zu geistigen Höhenflügen neigt, dafür zu Randalen, Vandalismus und Gewalt aller Art : den politischen Extremisten. Wir sprachen mit Olaf O., Sprecher einer Informatikstudentengruppe in einer ostdeutschen Kleinstadt die krawwwaller.de entwickelt. Er erläutert uns: "Wir haben es so satt. Alle paar Wochen liefern sich in unserer vormals schönen Kleinstadt linke und rechte Chaoten Straßenschlachten und machen alles kaputt. Wir wollen die Schäden wieder reinholen, und zwar genau von diesen Leuten. Wir haben daher eine Mischung aus Twitter und Moorhuhnjagd entwickelt. Bei krawwwaller.de wird gar kein Text mehr eingegen, wozu auch - die Randalinskis wollen ohnehin nur Zoff. Wir haben für jede Gruppe eine eigene Startseite entwickelt auf der sich die jeweils entsprechenden Flaggen und Transparente finden. Da die Extremisten sich sowieso nur grobmotorisch artikulieren können brauchen sie dann nur auf die Tastatur zu hämmern, wir übersetzen das dann auf fliegende Steine, brennende Autos, flüchtende Polizeipferde usw. Bei den Linken brennen dann Banken und Managerfahrzeuge, bei den Rechten Asylantenheime. Wir hatten einen verdeckten Test mit Handys, das war aber sinnlos weil die Fundis die Handies ja als Wurfgeschoß verwenden statt darauf was einzugeben."

Es kann sein dass UNTERNEUNTUPFING Aktuell in nächster Zeit technisch etwas holprig daherkommt. Während der Erstellung dieses Artikels ist uns dramatisch bewusst geworden wie sehr wir eigentlich am Trend und an den Bedürfnissen des heutigen Menschen vorbei produzieren. Und haben deshalb unseren Webmaster gebeten ein PlugIn einzubauen das den Leser dazu bringt einerseits sofort zu lachen und andererseits ermutigt sich gemeinnützig zu betätigen, und zwar ohne dass der Leser zuvor noch mühsam auf unsere Seite surfen muss, geschweige denn unsere Texte lesen. Daraufhin hat er gekündigt...

(Bild: naraosga / stock.xchng / Royalty free)