27.06.2007

Von Roger Federer lernen ein Champion zu sein?

In einem Report abseits von Metern und Sekunden, Games, Sets und Matches widmen wir uns heute einmal anhand dem derzeit erfolgreichsten Tennisspieler - Roger Federer - dem Menschen hinter einem weltweit erfolgreichen Spitzensportler. Wir analysieren aus welchem Schlägerholz (oder -carbon) mal wohl gestrickt sein muss um solche Leistungen auch vor der Boulevardpresse auszuhalten, was es wohl braucht um das auch langfristig im Griff zu haben und wo man vermutlich auch mal einen Stopp einstreuen muss. Wir von UNTERNEUNTUPFING Aktuell hoffen Sie sind bespannt auf die nächsten Zeilen...


Herrn Roger Federer braucht man längst auch Nichtsportbegeisterten nicht mehr vorzustellen. Wie kaum ein anderer dominiert er seit Jahren seinen Sport, die Liste seiner sportlichen Errungenschaften ist lang und beeindruckend und auch wenn Federer einmal nicht in seinen Arbeitsklamotten steckt, abseits des Platzes, zählt Roger Federer heutzutage zu den angesehendsten Spitzensportlern auf diesem Planeten.

Gleichzeitig zählt Roger Federer wohl auch zu den 'langweiligsten' Champions aller Zeiten. Boris Becker zum Beispiel hat wenigstens mit der einen oder anderen außerehelichen Samenspende seine Bälle ins Out gebracht, John McEnroe soll mindestens 13 Profischiedsrichter nach wiederholter gemeinsamer Konflikterfahrung dazu gebracht haben in weniger enervierende Berufe zu wechseln (zB Landminenentfernung in Kambodscha oder Karikaturenzeichner in Teheran), Federer ist nicht gleichgeschlechtlich genug wie z.B. Amelie Mauresmo, Martina Navratilova oder Conchita Martinez um konservative Geister aufzuwirbeln, und hat sich auf der anderen Seite auch nicht hervorgetan durch viele private Kontakte zu Zelebritäten wie zB Mark Philippoussis (dem bei allem Respekt vor seinem sportlichen Werdegang bislang nachgesagt wird mit Anna Kurnikowa, Mary Pierce & Britney Spears öfters gestöhnt zu haben als bei Grand Slam Finali).

Und dennoch werden Roger Federers Leistungen nicht nur am Court anerkannt, sondern auch abseits des Platzes. Oft wird er als Gentlemansportler beschrieben, und er ist auch der erste Sportler dessen Gesamtkunstwerk 3mal hintereinander mit 3 Laureussen für den Weltsportler honoriert wurde (womit er immerhin Größen wie Tiger Woods oder fast sogar Paris Hilton in den Schatten stellt). Das ist insofern bemerkenswert als immer wieder behauptet wird in der faden Welt bis an die Haarspitzen trainierter einheitsbreiiger Supersportler brauche es wieder echte Typen so wie früher, Bad Boys, Verrückte, Großmäuler die nicht bei jedem Interview brav und fade runterrattern was ihnen Mediencoaches vorher eingetrichtert hatten. Roger Federer ist gewissermaßen die Antithese zu all dem was sich Sportmarketingfachleute wünschen um ihre Schützlinge angemessen zu Kohle machen zu können.

Gleichzeitig muss Federer nicht nur mit seinen Mitbewerbern am Platz klarkommen, sondern auch mit den Schattenseiten ungeheurer Popularität. Als Spitzensportler muss man rund 4237mal pro Jahr dieselben hirnrissigen und platten Fragen von Interviewern beantworten die in deren Fach galaxienweit von der Weltspitze entfernt sind, und wenn Federer selten aber doch einmal verliert dann wird Roger in den Medien, Foren, Diskussionsseiten gerade von jener Sorte Mensch am meisten und tiefsten verrissen die es in ihrem Leben nicht mal zur Nummer 437 im Kirschkernweitspucken innerhalb ihrer Wohnbausiedlung geschafft haben.

Einen Champion macht wohl aus auch mit solchen Dingen und den Schattenseiten der Popularität klar kommen zu können, jenen Dingen die wir 'kleineren Leute' nicht mitbekommen weil wir ja nur an einem Bruchteil des öffentlichen Lebens eines Champions (und davon die medial gestrickte Variante) teilhaben können. Federer hat wie alle anderen in seinem Beruf bei Null angefangen, sich als Dominator in seinem Beruf nach oben gearbeitet, und statt nun angemessen größenwahnsinnig zu werden und irgendwelche durchgeknallte Seltsamkeiten zu entwickeln zeigt er was einen echten Champion ausmacht : fast immer gelingt es ihm in Würde zu verlieren (damit haben die meisten Siegertypen ein echtes Problem), mit seinem hartnäckigsten Rivalen Nadal verbindet ihn wie man oft liest eine gute Freundschaft (wer sich an die Beziehung zwischen Schumacher und Villeneuve erinnert und an das letzte Rennen in Spanien damals weiß dass das auch ganz anders sein kann), und wirklich am Herzen liegt ihm seine Roger Federer Foundation : eine Stiftung mit der er wirklich substanzielle Hilfe für andere Menschen weltweit leistet.

Nicht jeder kann der beste Tennisspieler der Welt werden, neben harter Arbeit braucht es dazu immer noch auch die entsprechende Begabung. Aber man kann in seinem eigenen Weg versuchen sich ein paar Dinge abzuschauen. Roger Federer wird im August 26 Jahre alt. Vielleicht sollte man manchmal kurz innehalten und darüber nachdenken wieviel man selbst im eigenen Erwerbsleben bis zu seinen Mitzwanzigern bereits erreicht hat und wie man das gemacht hat? Woran es gescheitert ist und ob man sich dabei als rückwertige Körperöffnung oder als Gentleman / Lady verhalten hat? Und was die Stiftung von Federer betrifft : wieviel hat man selbst schon geschafft an Mittel & Hilfe für andere Menschen auf die Beine zu stellen...

Verwandte Links zum Thema:
+ Roger Federer Wikipedia
+ Roger Federer Homepage
+ Roger Federer Foundation

(Bild: Wikipedia / GNU FDL)

2 Lesermeinungen:

Anonym hat gesagt…

hmmm wie muss ich das nun lesen? Da U9TA ja in der Regel eher etwas pointiert schreibt, könnte dieser Artikel statt einer Hommage (nicht zu verwechseln mit Homepage) an Roger Federer eher eine ungeheuerliche Kritik an unserem Vorzeigesportler (neben den ZSC lions und dem Team von Anlinghi und unseren Skifahrern, unserem F1-Piloten, unserern Snowboardern usw.) sein.
Ich nehme a, hier sollte das "NoSatire" Smilie hin und das geschriebene wird ernst gemeint. Allerdings, ist Satire nicht auch eine Ernste Sache? Also... verwirrt mich bitte nicht so, denken ist anstrengend.

Rick hat gesagt…

Du hast natürlich recht, lieber Christian, dieser Artikel ist mehr Hommage den Blamage oder Satire.

Allerdings was solls? Die zweieinhalb Stammleser von U9tA wissen den Unterschied zu entdecken. Und so manch Laufleser entdeckt die Satire in anderen Beiträgen nicht mal dann, wenn sie ihm bei Stromschlag reingehämmert wird...