07.06.2007

Europhorie eine Fairdummung?

Wir erinnern uns - Deutschlands Sommermärchen 2006. Eine zuvor patriotisch etwas gehemmte Nation versank als Gastgeber von Freunden im kollektiven Feiertaumel anläßlich der Fußball-WM 2006. Nun will Österreich nachziehen und hat das grobe Problem dass es mit dem heimischen Fussball ein nahezu unverkäufliches Produkt besitzt. Gelingt es das Volk mit einer Imagekampagne zu betäuben oder zu stimulieren?


Der österreichische Fussballverband, von der FIFA fahrlässigerweise sogar mit der Ausrichtung einer Europameisterschaft betraut, beschäftigt wohl das weltweit teuerste Sportlaienensemble. Im eigenen Land nennt man es Nationalteam. Gewiß, bei den Kleinstaaten-Weltmeisterschaften wäre dem ÖFB-Team schon ein achtbarer Achtelfinalplatz zuzutrauen sollte man große Hürden wie Mikronesien, den Vatikan oder Legoland in der Vorausscheidung bezwingen können, aber ansonsten liefert diese Truppe nur dem Gegner Freude. Man hat mittlerweile erkannt dass das Problem nicht an der Quelle zu beheben ist und versucht nun durch Image jene Begeisterung in der von der Nationalmannschaft sedierten österreichischen Fussballfanmeile zu wecken die die Gastgebermannschaft wohl bei der EM niemals auch nur annähernd schüren wird können. Und zwar mit der Europhorie-Kampagne, intellektuell abgestimmt auf flockiges Hooliganniveau und mit Werbebanner & -gadgets die einen mit genau so einem Zeuchs beschallen was Reality-TV Sendungen halt so beliebt macht. Ob das gut gehen kann? (insbesondere Anbieter von Sportinformationsdiensten müssen wie Hunde unter unseren feinmotorisch unterprivilegierten Großverdienern im Bundestrikot leiden...)

Wie wir aus vertraulichen ministeriellen Quellen erfahren haben versucht die österreichische Regierung das Konzept Imagekampagne statt Ursachenbehebung bereits zu kopieren. Man hat angeblich Gefallen an der Europhorie-Idee gefunden und plant an einem sinnverwandten Ableger da in Österreich weder Regierung noch Opposition und schon gar nicht Sozialpartner eine Lösung haben wie die Pflege von Menschen zu regeln sei die auf fremde Hilfe angewiesen sind. Wie beim Fussball wo die Fans zunehmend dem Sport den Rücken kehren pfeift auch die Bevölkerung bei der Pflege wer immer nur kann auf die Politik : wem es möglich ist der holt sich die PflegerInnen aus dem Ausland. Uns von UNTERNEUNTUPFING Aktuell wurde die neue Imagekampagne der Politik im Rohentwurf zugespielt : er soll unter dem Titel Pflegeisterung! laufen, inhaltlich soll der Bürger motiviert werden die Pflege pflegebedürftiger Menschen gratis selbst zu übernehmen und dafür anschließend der Regierung dankbar sein weil sie das Problem gelöst hat.

Die Europhorie-Kampagne muss anscheinend aber wirklich erfolgsversprechend sein, denn die wo normal mit Geld umgehen können planen auch eine Kopie davon. Aus dem Bankenverband nahestehenden Kreisen und Greisen haben wir mitbekommen dass auch die Kreditinstitute kurz vor einer neuen Kampagne sind. Basel II und die brummende Wirtschaft haben nämlich ein unschönes Loch im Kreditgeschäft geschlagen das gestopft werden soll. Mit der Ausborgasmus-Kampagne wie wir aus vertraulichen Unterlagen entnehmen sollen Bürger und Unternehmen auch und gerade wenn sie in Liquidität schwimmen trotzdem dazu motiviert werden Kredite, Darlehen, Finanzierungen etc aufzunehmen - schließlich muss es sexy sein verschuldet zu sein und dafür sogar noch Zinsen, Kontoführungsgebühren und Kontoführungsgebührenverwaltungsgebühren zu zahlen.

Besonnene Unterneuntupfing Bürger arbeiten indes an einer Petition mit der die Schweiz gebeten werden soll nicht nur alle Spiele der EM zu übernehmen, sondern sicherheitshalber auch das ÖFB-Team zu ersetzen, entweder mit dem Schweizer B-Kader, der Miniknabenmannschaft oder am besten dem Schweizer Damenteam. Wir von UNTERNEUNTUPFING Aktuell legen stets wert auf unsere Unabhängigkeit, aber in dieser Angelegenheit juckt es uns mit zu unterschreiben...

(Bild: megan_soh / flickr / CC BY)

2 Lesermeinungen:

Anonym hat gesagt…

Ich weiss nicht, ob das erlaubt war. Aber ich habe beim Lesen des Artikels lange nicht mehr so gelacht! Besten Dank!

Rick hat gesagt…

Danke McBerg :)