05.05.2007

Die Zukunft des österreichischen Fussballs

UNTERNEUNTUPFING Aktuell wird laut Webstatistik in der ganzen Welt gelesen, möglicherweise auch auf anderen Planeten. Wir haben dies zum Anlaß genommen über das Wesen und die Zukunft des österreichischen Fussballs zu recherchieren, abseits von Schwalben, Blutgrätschen und Gurkerln. So erklärt dass vielleicht wenigstens Nichtösterreicher den österreichischen Fussball verstehen, was häufig und vor allem in letzter Zeit selbst den Eingeborenen schwer fällt. Und dank vertraulicher Unterlagen die uns zugespielt wurden wissen wir auch schon wie die Starttabelle im Jahr 2011 aussehen wird.


Wenn man sich im Fernsehen zuerst sagen wir mal ein Champions League Viertelfinale zwischen einem englischen und sagen wir italienischen oder spanischen Spitzenklub ansieht, und dann sagen wir ein Spiel aus der obersten österreichischen Spielklasse, z.B. das Duell zwischen dem 5ten und dem 8ten in der dingsundzwanzigsten Spielrunde, dann glaubt auch der Laie hier zwei völlig verschiedene Sportarten zu beobachten. Während das wo Champions League draufsteht wohl Fußball sein muss, so denkt der Zuseher bei einem österreichischen Ligaspiel eher an eine Gruppenkampfsportart bei der die gelegentliche Verwendung eines Balls erlaubt ist. Jene Mannschaft der im Laufe der Kampfhandlungen während der 2ründigen Kampfzeit am öftesten der Ball zufällig ins gegnerische Tor gefallen ist hat gewonnen. Die FIFA erkennt diesen Rudelfight jedoch trotzdem als Fussball an, vermutlich deshalb weil die FIFA nunmal sehr viel für Enwicklungsarbeit tut.

Österreichische (Fussball-) Vereine stellen für ihre Feldkampfbrigaden, Trikotreißer und Lederholzer entweder internationale Kicker an die gemessen an ihren Gehaltsvorstellungen für dieses Geld in keinem anderen Land der Welt mehr genommen werden, oder einheimische Nachwuchstalente im Alter von 18 bis ungefähr 40 die selbst dort nicht gewollt werden wo die anderen Legionäre herkommen. Aus solchen Kadern versuchen dann die Vereine um sehr viel Geld eine Art Mannschaft zu formen bei der man in der Regel bereits glücklich ist wenn sich die Ackergladiatoren der eigenen Mannschaft bei einem Spiel nicht allzu sehr gegenseitig verletzen. Ja Geld - obwohl man auch in Österreich mit einer Neidsteuer das staatliche Pensionssystem auf Jahrzehnte finanzieren könnte (Anm: also Neid wird in diesem Fall besteuert) und man immer noch genug Leute gegen die bösen Reichen, Manager und sonstigen üblichen Verdächtigen auf die Straße und zur Urne bringen kann ist der Ruf nach sozialer Gerechtigkeit im Fussball eher verhalten im Land. Was erstaunlich ist - verdient doch in Österreich ein in seinem Berufsfach mäßig ausgebildeter Fussballer um Vieles mehr als z.B. ein höchstausgebildeter Facharbeiter.

Da es gerade in den letzten Jahren in Österreich gelebte Tradition geworden ist dass Vereinspräsidenten bzw. Vereinsmanager ihre überwiegende Zeit mit Gerichten, Staatsanwälten, Finanzämtern, Strafsenaten, Juristen, Spieleragenten und Steuerberatern bzw. Geldkoffern verbringen statt mit einer vernünftigen Spielerauswahl ist es irgendwie klar dass mit dem daraus resultierenden Humankapital an Rasenpflügern keine Mannschaft nach internationalen Fussballmassstäben zu bilden ist. Da irgendjemand aber dafür sorgen muss dass zumindest 11 Spieler in einem einigermaßen akzeptablen Zustand zu den Wettkämpfen erscheinen engagieren sich die Vereine in der Regel einen Trainer. Kernaufgaben eines Trainers sind zudem sich regelmäßig nach den Spielen bei den Fans für die Mannschaftsleistung zu entschuldigen, sich verbale Kampfeinlagen mit den Schiedsrichtern zu liefern (nach dem Vorbild amerikanischer Wrestling-Showkämpfe, allerdings unerreicht) bzw. in erschütterndem Deutsch mit möglichst geringem Wortschatz in TV-Interviews zu erklären warum die Mannschaft diesmal wieder versagt hat. Und natürlich ist es auch in Fussballunternehmen üblich die zweite Führungsebene zu feuern wenn entweder der Vorstand oder die Belegschaft versagt hat. Wenn ein Trainer nach langer Trainerlaufbahn keinem weiteren Verein mehr zumutbar ist (und auch keine Zeitung oder kein Sender ihn als Experten haben will) steigen seine Chancen massiv an Trainer der österreichischen Nationalmannschaft zu werden. Man hat sich das bei der Politik abgeschaut wo man ja auch verdiente Kräfte nach oben weglobt, entweder ins Europaparlament oder als Parlamentspräsidenten im Nationalrat.

Die Spielsaison 2006/2007 hat ganz besonders die strukturellen Probleme im Austrian Football (von der Härte mit dem Gaelic Football verwandt, nur ist die Austrian Variante weniger fair und spannend) aufgezeigt. Bereits vor der ersten Runde stand irgendwie fest dass die Roten Dosen rund um Trapathäus Meister werden. Was sich auch dann schnell bewahrheitet hat - während die Salzburger von Anfang an dominierten waren die restlichen Vereine hauptsächlich mit sich selbst, mit der Buchhaltung, mit tiefen Löchern im Säckel und allen sonstigen nichtsportlichen Problemen beschäftigt. Und sowas sorgt für elende Langweile und die ist wiederum sehr schlecht fürs Geschäft. Die Bundesliga hat rasch und wirksam darauf reagiert und Leadership gezeigt - z.B. in dem sie einem Verein mitten unter der Saison mal rasch 28 Punkte abgezogen hat. Das hat mächtig Presse und Aufmerksamkeit gebracht. Oder vorläufige Lizenzverweigerung an die meisten großen Klubs, das bringt den Sport wieder in die Schlagzeilen. Möglicherweise hat die Bundesliga im Hintergrund auch Herrn Grad angestiftet mit Pasching nach Kärnten stiften zu gehen - auch eine tolle Aktion zur Belebung des Fussballs - in Pasching bemerkt man auf einmal dass man ja einen Fussballklub (gehabt) hat, in Kärnten beginnen die ersten Träume dass man in diesem Bundesland sogar andere Sportarten als Eishockey wettbewerbsfähig betreiben könnte. Die Bundesliga hat erkannt dass somit solche Instrumente wie Punkteabzüge, Lizenzwanderungen und Lizenzverweigerungen viel mehr Presse (und somit Werbegelder etc) bringen als das öde Rumgeholze auf den Plätzen. Und will diesen Weg konsequent fortsetzen wie wir mutmaßlich in Erfahrung bringen konnten :

Dank einiger Indiskreditionen und angeblichen Insiderinfos von mutmasslichen Informanten hat UNTERNEUNTUPFING Aktuell Einblick erhalten in die voraussichtliche Starttabelle der Saison 2010/2011:

1. Red Bull Salzburg -4 Punkte
2. Roter Stern Rapid -8 Punkte
3. FK Gemeinde Wien Austria -14 Punkte
4. Spielgemeinschaft Superfund Interwetten Bwin Casinos Moskau Tirol Milch Schweizer Käse Pasching Kärnten Bleiburg Innsbruck Bregenz Mattersburg Ried Sinabelkirchen Stinatz -28 Punkte
5. SK Katastrophenfonds Stmk Sturm GAK -42 Punkte
6. Pawlatschenkicker Hernals -86 Punkte
7. Union Unterneuntupfing -2800 Punkte

Mehr Vereine erhalten zu diesem Zeitpunkt keine Lizenz mehr. Red Bull Salzburg startet mit 4 Punkten Strafabzug weil Gospodin Edlinger in den künftigen Ligastatuten durchgebracht hat, dass zuviel Geld und finanziell gesichterte Gebahrung als heuschreckenartige Ausbeutung der Ligasolidarität angesehen wird. Das durch Edlinger endgültig zum sozialistischen Kollektiv umgebaute Roter Stern Rapid startet mit 8 Minuspunkten wegen anhaltender Blasphemie in Sankt Hanappi (eine Retourkutsche konservativer Kreise im ÖFB). FK Gemeinde Wien Austria kann zwar nach erfolgreicher endgültiger Vergrätzung von Frank Stronach in das Michael-Häupl-Stadion in Rothneusiedl umziehen, startet jedoch mit 14 Minuspunkte wegen zu wenig untertänigem Verhalten gegenüber dem Wiener Bürgermeister. Die SG Superfund Stinatz wird wegen übertriebenem Lizenzschacher zu 28 Minuspunkten verurteilt. Der SK Sturm GAK wird zwar durch den aus Steuer-/Steirergeldern dotierten Katastrophenfonds Stmk einigermaßen finanziell wieder hochgepäppelt (alle steirischen Parteien wollten keine Wählerstimmen verlieren), muss aber unter Präsident Kaltenegger mit einer Antifaschismuspönale von 42 Minuspunkten in die Saison starten weil die nunmehr neuen Vereinsfarben rot-weiß-schwarz zu sehr an die deutsche NPD erinnern. Die Hernalser Pawlatschenkicker bekommen 86 Minuspunkte aufgebrummt wegen radikaler öffentlich gelebter Trunksucht und sind damit wohl schon ein wenig aus dem Rennen um die UEFA-Cup-Plätze. Union Unterneuntupfing bekommt 2800 Punkte Strafabzug wegen sportlicher Unbedeutsamkeit und weil deren Ortspostille die Details der neuen Saison schon veröffentlicht hatte bevor die Medienpartner der Bundesliga mit den Meldungen zu den neuerlichen Abzügen richtig Kohle machen konnten.

Wir müssen diese heißen Vorabinformationen natürlich noch einmal gegenprüfen und bleiben an dieser Sache auch noch in der dritten Halbzeit dran, auch auf die Gefahr dass sich UNTERNEUNTUPFING Aktuell damit ins Abseits begibt.

Satirische Beiträge über Österreich, Österreicher und österreichische Sitten & Gebräuche :

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(Bild: Monster. / flickr /CC BY-NC-ND)