07.12.2007

Mario Herger gewinnt Goldenen Neulingsnagel 2007

Vor kurzen Zeit erreichte uns eine erfreuliche Nachricht: unser Kooperationspartner & Unterstützer Mario Herger, Autor & Herausgeber von Rappelkopf.at, wurde für sein Kabarettprogramm mit dem Neulingsnagel 2007 ausgezeichnet. Grund genug für einen Anlaß mit ihm ein ausführliches Exklusivinterview zu führen...

Der Preis
Der Goldene Kleinkunstnagel ist einer der bedeutendesten Kleinkunstpreise in den uns bekannten Galaxien und wird jährlich vergeben. Woran Michael Moore, Paris Hilton oder die österreichische Fussballnationalmannschaft sich bislang die Zähne ausbissen: Mario Herger hat es indes geschafft. Er gewann 2007 in der Kategorie Neulingsnagel den Preis für den besten Nachwuchskünstler, eine Menge zusätzliche Freunde und natürlich die obligaten Neider und Missgünstler. In der Zwischenzeit konnte Mario Herger seinen Erfolg schon ein wenig verdauen, wir nutzten diesen mentalen Verdauungsschlaf um zu einem Exklusivinterview einzuladen.

Das Interview
UNTERNEUNTUPFING Aktuell: Mario, Du bist mit dem Kleinkunstnagel 2007 ausgezeichnet worden. Wie schwer ist die Enttäuschung dass es kein Oscar wurde?

Mario Herger: Die Enttäuschung hielt sich in Grenzen, da ich mich für diesen Preis nicht nach oben schustern musste, sondern aufrecht bestochen habe. Hätt's ersteres zwar gern gemacht, aber wer will schon jemanden wie mich mit solch einem Gfriss intim näher kommen? Insofern ist der Neulingsnagel 2007 das Höchste, das ich erreichen konnte.
Hat es Dich gewundert dass man heutzutage auch noch ohne zweifelhafte politische Gesinnung und schwerer Persönlichkeitsstörung einen bedeutsamen Preis bekommen kann?
Ich möchte mich gegen diese unerhörte Behauptung stellen. Natürlich habe ich schwerste Persönlichkeitsstörungen! Warum sonst betreibt jemand wie ich freiwillig so Websites wie Volkstanz.at, Wienerlieder.at und Gstanzln.com? Gleichzeitig mache ich Kabarett, schreibe Satiren und arbeite in der Computerindustrie. Ja was muss ich noch alles tun, um noch zweifelhafter zu wirken?
Du willst mit Rappelkopf ein hochwertiges Satiremagazin sogar als Printformat auf die Welt bringen, und das ausgerechnet im kleinen Österreich. War Dir zB Kühlschränke in Grönland zu verkaufen oder Mohammed-T-Shirts in Teheran zu produzieren als Herausforderung nicht genug?
Das ist richtig. In Österreich hat man ja den berühmten "Schmäh", also glaubt irgendwie jeder, er oder sie ist eh superlustig. Was zur automatischen Schlussfolgerung führt: "für wos brauch' i a Satiremagazin?"
Ebenso ist vieles was in der österreichischen Politik und Gesellschaft passiert, fleischgewordene Satire. Zwar nicht vom Feinsten, aber doch. Eine Herausforderung für jeden Kabarettisten und Satiriker. Da mir aber Grönland zu kalt und Teheran zu heiss sind, habe ich mich letztendlich doch für Satiremagazin entschieden.
Du arbeitest und lebst in Amerika, schreibst aber über Österreich im Allgemeinen und Wien im Besonderen. Lässt sich Österreich nur aus der Distanz angemessen ertragen?
Zumindest schärft es den Blick. Ist man in Wien immer eingelullt von Kaffeehausatmosphäre und Boulevardgetöns, so dass man sich permanent wie unter Narkose fühlt, kriegt man im Ausland einen klaren Blick, so als ob man in der kalten Dusche steht. Bin ich dann zulange weg, werden Österreich und Wien für mich immer so verklärt, so als ob alles so toll wär. Und bin ich dann mal da, hängen mir nach durchschnittlich zwei Wochen die vielen stolzen Verweise auf das Wiener Hochquellleitungswasser, die Bedeutung Österreichs in der Welt und unsere Kultur wieder zum Halse raus. Wien und Österreich sind gut, aber bitte in angemessener Dosis. Und keine Sorge: ich bleibe Österreicher, damit ich auch nach wie vor die Lizenz zum Nörgeln hab.
Was hat sich seit der Preisverleihung für Dich verändert? Soviele Groupies wie bei Tokio Hotel, ein Drogenkonsum wie bei Robbie Williams oder eine geistige Disposition wie bei Elfriede Jelinek?
Lästig sind vor allem kurz danach die Glückwunschanrufe von Bundespräsident, Bundeskanzler, Kulturminister abwärts gewesen. Ich war die ersten Tage nur am Anrufbeantworten. Auch die vielen Angebote aus Film, Funk und Fernsehen strengen gewaltig an. Soll ich mit Nicole Kidman den Film machen, oder doch eher mit Halle Barry? Soll ich zu Vera Russwurm auf die Couch oder zu Natascha Kampusch ins Studio? Und soviel Charityfressen wie jetzt, kann ich gar nicht, wie ich eingeladen werde. Ebenso ist ein schöner Kampl wie ich auch vor den ganzen Schwulen nicht sicher. Die Haiders lassen dauernd anfragen, ob ich nicht mal auf Meinls Yacht ein Wochenende am Mittelmeer verbringen will.
Ich beschwere mich aber nicht. Prominenter zu sein ist herausfordernd, aber billig. Man frisst, sauft und urlaubt nur mehr auf Kosten anderer.
Rappelkopf und weitere Kleinkunstauftritte gut und schön, aber was ist nun Dein wahres Ziel? Die Weltherrschaft, soziale Gerechtigkeit für alle, Google zu übernehmen oder gar Wiener Bürgermeister zu werden?
Ich habe da eine Liste an hunderten Dingen die ich machen will, bevor ich sterbe, dazu habe ich einen Pakt mit dem Herrgott. Erst wenn ich fertig bin, holt er mich ab. Habe ich schriftlich. Zum Beispiel muss ich vorher noch an einem chinesischen Drachenlauf teilnehmen, den Moment auf der elektrischen Leitung erwischen, wenn der Wechselstrom umdreht, am Schneckenweitspuckwettbewerb in diesem französischen Kaff teilnehmen und klarerweise einem Elefanten in Indien am Popsch klatschen. Wiener Bürgermeister ist somit kein Lebensziel, weil ich nur sinnvolle Sachen machen möchte.

Wir bedanken uns herzlich für das kurzweilige Interview und wünschen dem sympathischen Multisassa viel Erfolg für all seine Projekte.

Satirische Beiträge über Österreich, Österreicher und österreichische Sitten & Gebräuche :

Weblinks:


(Bild: nothing / Flickr / CC BY)

4 Lesermeinungen:

Anonym hat gesagt…

Wir gratulieren herzlich und würden uns freuen, wenn Herr Herger's Berühmtheit einmal am helvetischen Röstigraben im
href="http://club.badbonn.ch/">Bad Bonn
zur Autogrammstunde erscheinen möge. Damit liessen sich gleich 2 Fliegen erschlagen. Ein Auftritt an Bonn und in der Schweiz! Wo bitte gibt's das sonst! Gratis Ein-Tritt im "goldenen Zuber zu Bonn" und anschliessende Ernennung zum Ritter der Röstitafel wäre Wahrscheinlich...

Gaviota hat gesagt…

Mit Kleinkunstnägeln kann man so schlecht tippen.... ich will keine haben. Aber wenn der Herr Herger damit glücklich ist, dann ist ja gut.
;-)

Anonym hat gesagt…

dem kann ich nur zustimmen..

Rick hat gesagt…

Danke Dan und Gaviota für die schönen Kommentare. Der Künstler wie ich las hat sich gefreut, allerdings war er bislang zu schüchtern um sich selber zu äußern. Der Mann ist so schüchtern dass er selbst Square Dance und Formationstanz nur als Solist im abgedunkelten Raum betreibt. Einzig auf das Kabarettbühne, da wird er zum Tier...