27.10.2007

Über Ski, Weltcup und Österreicher

Dieses Wochenende beginnt am Gletscher von Sölden in Österreich der alpine Skiweltcup mit je einem Riesenslalom für Damen und Herren. Traditionell dürfen trotzdem auch untergroße Menschen daran teilnehmen, der internationale Verband FIS ist da nicht so streng. Für Österreich beginnt damit ebenfalls jene Saison in der das kleine Land international wenigstens in einer Angelegenheit von überregionaler Bedeutung ist...

Dominanz
Was viele Menschen außerhalb Österreichs zurecht nicht wissen: der alpine Skiweltcup wird nunmehr seit bereits 2 Jahrzehnten in der Mannschaftswertung von Österreich dominiert. Insofern schon ein wenig erstaunlich, ist doch Österreich normalerweise nur in Sportarten Weltspitze die sonst ausschließlich von Österreichern betrieben werden, wie z.B. Unterwasserjodeln, Bergaufjammern oder Schnoferlziehen. Was prädestiniert gerade den Österreicher dazu im alpinen Skisport so erfolgreich zu sein? Sind es einzigartige Erbanlagen, Seilbahnanlagen, Geldanlagen in den Wintersport oder die fundamentale Aussichtslosigkeit auf nur irgendeine andere Art aus diesem Land kommend internationale Relevanz zu erlangen?

Grundlagen
Bekanntlich werden Österreicher bereits mit Skiern an den Beinen geboren. Das Erste was eine Hebamme mit einem frisch geschlüpften Österreicher macht ist die Sohlen des Säuglings zu wachseln und die Ristkanten zu schleifen, erst dann kommen die übrigen Belanglosigkeiten wie Nabelschnur oder die erste Kotprobe. Allerdings ist es eine alpine legend dass alle männlichen Walzerländler Mozartkugeln zwischen ihren Beinen haben, auch wenn manch ausländisches Skihaserl sich solche zuweilen wünschen sollte. Auch ist Österreich nicht mal klein genug um ein gewisses regionaldemografisches Gefälle aufzuweisen. Westösterreicher (also alles außer Wien) können Skifahren. Ostösterreicher (Wien plus unbedeutendes Umland) sehen dafür gut aus wenn sie auf Skiern stehen. Und treffen sich dann meistens mit betrunkenen deutschen, holländischen oder skandinavischen Winterurlaubsgästen in der Unfallambulanz.

Vorteile
Das österreichische Nationalteam im alpinen Skisport wird seit Jahren intensiv von einem Hersteller für Tiefkühlkost gesponsert. Vermutlich verschafft das den Österreichern einen Wettbewerbsvorteil - schließlich wird ihre Nahrung perfekt auf die Schneetemperatur abgestimmt während die Mitbewerber über warme Mahlzeiten in die Spur schmelzen. Dafür wirken österreichische Athleten oft ein wenig unterkühlt und die Interviews sind selten von großem literarischen Wert. Dem Freizeitsportler muss also angeraten werden seinen Tiefkühlmüll vorher aufzutauen und warm zu konsumieren, schließlich kommt es beim Hobbycarven nicht auf jede Zehntelsekunde an.

Selbstüberschätzung
Der Skisport ist in Österreich ein nationale Angelegenheit die beinahe religiös verfolgt wird. Die lokale Politik profitiert stets sehr wenn Österreichs Skiathleten besonders gut oder besonders schlecht sind, schließlich lenkt das die Bevölkerung vom täglichen haarsträubenden Dilettantismus in der Innenpolitik trefflichst ab. Wenn der ÖSV mal bei einer Grossveranstaltung nicht alles in Grund und Boden fährt sind die Gazetten und der staatliche Monopolfunk voll von Häme, Gezeter und Expertenmeinungen von Experten die selber nicht mal fit genug sind um ein paar Ski in Skischuhen vom Parkplatz bis zur Talstation zu tragen. Aber was soll man im Winter schon machen wenn es draußen kalt ist?

Initiation
Wie bei allen zurückgebliebenen Naturvölkern gibt es auch in Österreich Initiationsriten die jeder junge Eingeborene einmal im Leben hinter sich bringen muss um als wertloses Mitglied der erwachsenen Gesellschaft voll anverkannt zu werden. Dabei handelt es sich weder um eine Beschneidung, noch um einen ausgeschlagenen Zahn oder gar eine Tapferkeitsübung sondern um die erste ordentliche Bretzn (=kapitaler Sturz) die ein junger Mensch mit noch unzureichenden Fahrkenntnissen und überteuertem Material in den Schnee fräst. Viele Österreicher tragen die Erinnerung an die erste Gesichtsbremsung von 50 km/h auf Null in einer halben Sekunde ein Leben lang sichtbar mit sich. Die zweite Initiation erlebt der Durchschnittsösterreicher dann im pubertären Alter zwischen 14 und 89: der erste Vollrausch beim Après-Ski. Würde die FIS endlich die Disziplinen Querfeldeinsaufen und Bierathlon anerkennen dann hätte Österreich bei der Olympiade zwei Disziplinen wo man wohl kaum schlagbar ist. Und auch keine Nachwuchsprobleme hätte...

Einkehrschwung

Das ist jener Schwung den Sie als Gast oder künftiger Möchtegernösterreicher (wozu immer man das sein möchte) können müssen, der Schwung in die Lokalität zum gemeinsamen Umtrunk. Es ist der einzige Schwung den wohl jeder Österreicher ausreichend beherrscht, selbst jene die in flacheren (jetzt topografisch gemeint) Regionen wohnen. Und dann ist es Zeit ein Glas zu heben, oder zwei drei mehra...

Dieser Artikel ist auch als Gastbeitrag bei unserem Kooperationspartner Rappelkopf.at erschienen. Rappelkopf versteht sich ausgerechnet als österreichisches Satiremagazin nach Tradition der Klassiker des Landes. Da Österreich internetmäßig beinahe ein 3.Welt-Land ist wird Herausgeber Mario Herger dazu viel Idealismus mitbringen müssen.

Satirische Beiträge über Österreich, Österreicher und österreichische Sitten & Gebräuche :

Weblinks:


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