29.10.2007

Deutschland - Zuchtstation für Diktatoren?

Deutschland ist ein schönes Land. Es kennt herrliche Gegenden, man kann wunderbare Menschen kennenlernen, und in vielen Landstrichen isst man auch vorzüglich. Deutsches Ingenieurwesen geniesst weltweites Ansehen, und Deutschland produziert auch weltweit die meiste Steuerliteratur. Allerdings kann man sich des Eindrucks nicht erwehren dass nirgendwo anders in der Welt Diktatoren so gut gedeihen wie in Germanien unter den Geranien...

Phoenix
Der deutsche Nachrichtensender PHOENIX rühmt sich ja das Alleinstellungsmerkmal zu besitzen besonders ausführlich zu berichten, und nicht nur kurze ausgeschnittene Soundbits. So werden zB ganze Parteitage übertragen, von jeder Partei, ob nun Linke, Grüne, CSU, FDP (NDP natürlich nicht) oder letztens SPD. Man muss grundsätzlich egal welche Partei (!) gerade drann ist psychisch schon sehr stabil sein um solch einer Veranstaltung als neutraler Zuseher mehr als 10 Minuten beizuwohnen. Dieses Wochenende war zB die SPD an der Reihe. Und am Schluß das epochale Bild der Größen der Partei, unter riesiger Roter Fahne der feierliche Abgesang der Internationalen. Die Partei ist endlich wieder im 19.Jahrhundert angekommen, mit den heutigen Mitteln verfilmt.

Marx
Nehmen wir zum Beispiel Karl Marx, der so deutsch war wie man wohl nur deutsch sein konnte. Er hat es zwar immerhin bis zu einem akademischen Abschluß gebracht aber anschließend niemals wirklich Lust entwickelt einer wertschöpfenden anständigen Erwerbstätigkeit nachzugehen, das Rumphilosophieren was andere denn so tun oder unterlassen müssten damit es ihm selber besser ginge übte lebenslang auf ihn einfach einen größeren Reiz aus. Und hätte sein Kumpel Engels ihm nicht mehrmals existentiell ein wenig unter die Arme gegriffen, Marx wäre wohl im damals nicht existenten Hartz IV versumpft (die Partei hatte damals noch nicht die Möglichkeit Sympathisanten in staatsnahen Betrieben unterzubringen). Und so kam es dass Marxens Murx bis heute Deutschlands wichtigster Literaturexport in die ganze Welt ist. Wladimir Iljitsch Uljanow der zuviel von dem Zeuchs gelesen hatte wäre wohl als eidgenössischer Senne gealtert hätten ihn die Deutschen nicht als Lenin in die Sowjetunion gekarrt. Man könnte auch sagen die Deutschen sind die eigentlichen Urväter des kalten Kriegs.

Schicklgruber
Der deutschen Zivilbevölkerung ging es nach dem ersten Weltkrieg nicht so gut. Okay, die Leute hatten damals natürlich nicht das Elend das heutige H4-Empfänger oder GDL-Funktionäre durchleiden müssen, aber es waren trotzdem schwierige Zeiten. Ein idealer Nährboden für Demogogen, das mit echter Demokratie kriegt man nämlich in Teutonien schon seid Generationen nicht so richtig hin (so richtig echte Volksabstimmungen funktionieren sogar heute noch nicht, dafür klappen bald die Bundestrojaner). Ein gewisser Alois Schicklgruber, Postkartenmaler und Wirtshausphilosoph hatte in seinem ursprünglichen Heimatland alles gelernt was man in jenem Land so lernen kann: Kleingeistigkeit, Selbstüberschätzung, Größenwahn und ein sehr einfaches Weltbild. Nur kommt man außer in der Politik dort wo er herkam mit solchen Begabungen nicht sehr weit, also ging er nach Deutschland. Wo er von Gesinnungsgleichen so richtig groß gemacht wurde, zum größten Führer aller Zeiten. Der grauenvollen Rest der Geschichte ist bekannt.

Erich
Ein regionale Hälfte Deutschlands hatte nach Kaiserzeit und Führerwahn aber immer noch nicht genug von absolutistischen Herrschaftssystemen, oder erhielt nun die gerechte Stafe dafür Herrn Uljanow dereinst gen Osten gekarrt zu haben. Also wehten wieder die Fahnen (etwas andere Farben) und nach eineinhalb Jahrzehnten mauerte man das ganze Land sicherheitshalber ein damit aus der dekadenten restlichen Welt keine Leute mehr ins neue Paradies einwandern konnten. Staatsoberhaupt war jahrzehntelang wieder jemand der in der freien Wirtschaft maximal als kleiner Sachbearbeiter untergekommen wäre, wenn überhaupt. Ende der 1980er hatten dann die Bürger des demokratischen Deutschland die Schnautze voll von ihrem Paradies worauf dann die DDR erfolgreich die BRD übernommen hatte. Das Führungspersonal ist in vielen Bereichen ziemlich unverändert geblieben.

Neuzeit
Erich hin oder her, die Lust im Volk auf saarländische Egomanen mit politisch utopischen Vorstellungen ist auch heute noch ungebrochen groß. Und da keine der gängigen Parteien auch nur irgendwelche imponierenden Ideen vorzuweisen haben konzentrieren sich selbst die Medien stets auf die Führer(innen) der jeweiligen Partei, bzw. deren Führungsstärke oder -schwäche (zuletzt war Herr Beck drann, davor Herr Stöber, Frau Merkel sowieso, es geht quer durch alle Farben). Man ist oft irritiert ob der Russen großer Sehnsucht nach einem starken Mann an der Spitze, aber ist es in Deutschland soviel anders? Deutschland hat schon soviele Menschen von bemerkenswerter Durchschnittlichkeit an die Spitze gebracht dass es schon verdächtig wird? Liegt es daran dass diese Leute ja auch irgendwo hin müssen während der brave deutsche Michel lieber einer anständigen Arbeit nachgeht und so gar keine Zeit für Politik hat?

Virtuell
In englischsprachigen Foren und auch anderswo geht es meist eher relaxed zu. In deutschen Foren ist die Chance besonders groß von einem humorlosen Moderator gekickt oder genervt zu werden wenn man keine Mainstream-Meinungen vertritt oder noch viel schlimmer: unerlaubten Humor verwendet. Insbesondere bei Themen die ehrlich geheuchelte Betroffenheit & Empörung gebieten. Nicht jeder Diktator findet den Weg ganz nach oben, aber jeder findet irgendwie seinen Platz...
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Weitere Links zu Politik, Deutschland und so weiter:
Bürgerschutz durch Täterschutz - visionärer als man begreift?
Wieviel Meinungsfreiheit verträgt Deutschland?
Zur Demokratie erziehen...

(Bild: Stefan / stock.xchng / Royalty free)

10 Lesermeinungen:

Anonym hat gesagt…

Ola!

Ganzschön dreist, die Deutschen auf eine handvoll Diktatoren zu reduzieren. Und dann auch noch so einseitig auszuwählen, wer als Diktator gilt...

Was ist mit Adenauer? Oder Kohl? Sind die nicht ebenso machtgeil und durchschnittlich gewesen wie olle Erich?
Und wieso Erich? Der hat sich doch nur ins gemachte Netz gesetzt und mir dem Mauerbau hatte er als FDJ-Chef sicher auch nicht soo viel zu tun. Schonmal was von Pieck und Ulbricht gehört?

Da sind wohl ein paar Nachhilfestunden in neuerer deutscher Geschichte fällig ;)

Ich hätt noch ein paar Vorschläge für die Liste:
Bismark - der olle Sozenjäger
Wilhelm II. - der mit der Hand an der Sonne
Strauß - ok zum König der Deutschen hat es nicht gereicht, aber bayrischer Stalin is auch nich schlecht

Mit hanfigen Grüßen
Steffen

P.S. Zu einem erfogreichen Diktator braucht es auch Leute die das mit sich machen lassen. Vielleicht ist das viel eher ein deutsches Problem.

Anonym hat gesagt…

...herrlich politisch (in)korrekt! =)

Rick hat gesagt…

Danke Mario :)

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Guter Steffen,
danke für den ausführlichen Kommentar, auch wenn er wegen politischer Schlagseite ein starker Kandidat für Moderation war *zwinker*.
Das Post scriptum aus Kommentar #1 trifft den Kern des Artikels und worum es geht.

Im Abschnitt Phoenix im Artikel wird glaub ich für jeden der lesen will klar gestellt dass sich UNTERNEUNTUPFING Aktuell einmal mehr äquidistant von allen bekannten und unbekannten Parteien distanziert. Darunter kamen als pars pro toto jeweils ein roter, ein brauner und ein mit dem Kaiser ein konservativer Obermotz vor. Alle deutschen Diktatoren vollständig aufzuzählen sprengte wohl deutlich den Rahmen ;)

Unter Adenauer, Brandt, Schmidt und Kohl gab es wenigstens weder Gestapo noch Stasi, für deutsche Verhältnisse also eine relativ liberale Zeit.

Machtgeilheit hin oder her (die muss wohl jeder haben der in die Politik geht), es spielt wohl weder bei Fundamentalismus noch bei Diktatoren eine Rolle welche Farbe die Fahnen haben die sie wehen lassen. Gewalt bleibt Gewalt.

Anonym hat gesagt…

Ola!

Stasi hin, Gestapo her- Jeder Mächtige hat seine Beschützer. Ob die nun BKA oder CIA heissen is mir Wurscht. Wollte auch eigentlich keine Werbung für die eine oder andere politische Spielart machen, sondern nur aufzeigen, dass Diktator eher ein fliessender Begriff ist und die Einschätzung wer Diktator war/ist, hängt sehr davon ab, wer "Sieger" der Geschichte ist.

Ich stimme dir aber zu, dass Gewalt insbesondere bei denen die sie erleiden, immer schlecht ankommt. Wäre schön, wenn wir das endlich auch mal als Gruppe/Volk/Menschheit verstehen würden und nicht nur als Einzelpersonen.

Leider gilt: Gruppenintelegenz ist der IQ des Dümmsten geteilt durch die Anzahl der Teilnehmer.

Mit hanfigen Grüßen
Steffen

Rick hat gesagt…

Ja, werter Steffen, Diktatur ist gewiß nicht an eine einzelne Person gebunden. Man denke nur zB in Deutschland an den öffentlichrechtlichen Funk bei dem jeder mitbezahlen darf auch wenn er gar nicht guckt. Und dort zuweilen auch nur kleine Gruppen entscheiden (die keiner gewählt hat) welche Meinungen dort vorkommen dürfen und welche nicht (wobei es wiederum keine Rolle spielt welche Gesinnungen das nun sind).

UNTERNEUNTUPFING Aktuell wurde bislang gelesen von Leuten aller möglichen politischen und religiösen Gesinnungen, inklusive unpolitischer Menschen und Agnostikern. Umso mehr freut es dass wir nun auch einen Vertreter der Hanffraktion hatten der sich die Mühe gemacht uns seine ausführliche Lesermeinung zu schenken :)
Freundlicher Gruß
Rick, Schafredaktor

Anonym hat gesagt…

Die Übernahme der BRD durch die DDR, werter Herr Rick, ist ein unglaublocher Glücksfall gewesen. Für meinen Grüßcousin Eberhard, der noch vor der Demontage der Selbstschussanlagen unweit von Dresden ein Areal von der Größe einer bundesdeutschen Kleinstadt erwarb und dort nun logiert und sich übernächste Woche zum Gegenkaiser ausrufen lassen wird.

Herzlich
Ihr Erdge Schoss

Rick hat gesagt…

Wenn Ihr Grüßcousin, werter Herr Schoss, ein Mensch von untadeligem Gemüt ist kann sich der Osten dadurch nicht unbedingt verschlechtern. Gewiß jedoch ist dass PHOENIX das verblichene Wochenende am falschen Event war. PHOENIX hätte nonstop aus Ginsheim berichten sollen. Fürwahr!
Herzlich
Ihr Schafredaktor

Anonym hat gesagt…

Und zwar so was von, werter Herr Rick.

Herzlich
Ihr Erdge Schoss

Reverse Eating hat gesagt…

zum thema marx kann ich einwerfen, dass ich letztens einen blogkommentar gelesen habe, in dem stand, dass man sich keine klare meinung bilden kann, wenn man sich nicht auf marx beziehen würde.

so viel dämlichkeit verpackt in vier zeilen hat mich ehrlich betrübt.

zum glück gibt es in u9tupfing menschen, die wirklich einen klaren blick haben :)

Rick hat gesagt…

Ich glaube sowas liegt in den Genen (derer die einen zum Gähnen bringen). Zu diesem Artikel sind alle Kommentare erschienen, aber bei anderen Themen kickt unser Zerberus schon mal Beschimpfungen und Einzeller von Einzeilern, unsere Leser haben nur das Beste verdient.

Egal bei welchem Thema, es gibt so Phrasen die Fundis immer drauf haben wenn getroffene Hunde jaulen:
a) "Du hast Dich mit dem Thema ja nicht auseinander gesetzt."
b) "Lies zuerst mal XYZ bevor Du Dich dazu äußerst."
c) "Du hast XYZ ja nicht begriffen."
d) und Godwin's Law lässt sich auf beliebige belastete Epochen/Begriffe/Feindbilder ausdehnen.

Wobei, vielleicht war dieser Kommentar jetzt voreilig, und das Zitat von dem Du sprachst, guter Herschel, bezog sich auf die Marx-Brothers? ;)