17.09.2007

Hoamatlaund, di haun i so gern...

..so heisst es in einer lokalen österreichischen Landeshymne die üblicherweise unter einer angemessenen Mostdröhnung genauso liebevoll wie atonal gesungen wird, schließlich ist Heimat auch dort wo es keine Rolle spielt ob man Noten trifft. Der Mensch frägt sich ewig: woher kommen wir und wohin gehen wir? Und warum ist der Weg dazwischen so teuer? Gibt es eine Heimat die die Antwort ist aller Fragen (abseits 42 natürlich)?

Die Heimat vom Thema Heimat
Roman Hanhart vulgo Yoda, einer der bekanntesten und wohl auch beliebtesten Blogger der Schweiz, hat eingeladen sich zum Thema Heimat Gedanken zu machen und diese niederzuschreiben. Ebendort finden sich per dato auch bereits eine Menge Verweise auf viele teils recht interessanter wie lesenswerter Ergebnisse zu denen die unterschiedlichsten AutorInnen gekommen sind. Was es schwer macht beim Thema aufgrund der bereits jüngst geschriebenen Werke sich nicht zu wiederholen. Also versuchen wir das auf Unterneuntupfinger Art zu lösen.

Sprache der Heimat, Heimat der Sprache
Analysiert man den Begriff graphemisch und vor allem phonetisch dann entdeckt man wie vielschichtig Heimat sein kann. So kommt zB in etlichen deutschsprachigen Regionen die dialektische Heimahd als Strohballen daher - nämlich als Ergebnis von gemähtem Heu. Und wenn man in die Zonen mit Meerzugang denkt - ein Seemann der von einem bekannten Raubfisch gefressen wurde wird wohl ewig als Haimaat in Erinnerung bleiben. Graphemisch betrachtet ist die Nähe von Heirat und Heimat interessant. Bricht man nämlich vom m ein paar Teile weg dann bleibt ein r über. Eine Metapher dafür dass mensch etwa ein Stück Heimat verliert wenn er dann im fremden Hafen der Ehe (womöglich nicht eisfrei) festhängt?

Gefühlte Heimat
Oder ist Heimat nicht in erster Linie ein rein emotionales Gebilde? Ein tiefer Moment der innerlichen Zufriedenheit und der Behaglichkeit wenn Mensch in zwei vertraute Augen blickt? Und es bedeutungslos ist ob die Augen dann individuell einem lieben menschlichen Partner, dem eigenen Kind, einem Hund, einem Pferd, einer Katze, einer Suppe gehören oder zwei Scheinwerfer der geliebten Karre sind? Braucht es zu Heimat die Mitwirkung anderer Menschen? Wie weiß man ob die anderen zwei Augen haargenau dasselbe empfinden (vor allem im Fall des Autos)?

Einzigartigkeit der Heimat?
Duden hin oder her, die deutsche Sprache wird quer über den deutschsprachigen Raum sehr unterschiedlich verwendet, selbst abseits der typischen Dialekte (Anm.: man sagt zB wenn zwei Schweizer aufeinander treffen entstünde bereits automatisch ein neuer eigener Dialekt, selbst wenn die beiden verwandt sind und im selben Haus wohnen). Man denke nur an Joghurt. Wie lautet denn nun die Mehrzahl von Heimat? Heimäte, Heimatten, Heimats, oder gender gemainstreamt HeimatInnen? Ist Heimat so einzigartig wie der Papst? Interessanterweise ist Heimat im Gegensatz zu Letzterem weiblich. So wie Mutter Natur. Oder die Katastrophe oder in der Wetterkunde die meisten Wirbelstürme. Ist es daher zulässig dadurch auf archetypische Merkmale der Frau zu schließen? Wenn ja, dann muss wohl im Umkehrschluß auch gelten dass es wohl nur eine Heimat geben soll - schließlich fangen im realen Leben die Probleme erst so richtig an wenn mehr als eine Frau im Spiel ist.

Heimat Unterneuntupfing
Wir von UNTERNEUNTUPFING Aktuell haben uns mit diesem karitativen Satireprojekt unter anderem das größenwahnsinnige Ziel gesetzt auch für ganz bestimmte Menschen eine erste oder zusätzliche virtuelle Heimat zu werden. Eine Heimat für alle die von militanter Humorlosigkeit verfolgt werden, eine Heimat für Menschen die gerne anderen Menschen helfen, eine Heimat für Menschen die einen Ort suchen wo nicht sinnlos gestritten und debattiert wird. Ein Ort wo Wahnsinn gerecht umverteilt wird statt wie anderswo geschaffen. Oder vielleicht auch nur ein Ort wo man die paar Minuten in denen man einen unserer Artikel liest all den Weltschmerz vergisst der sich Tag für Tag in die Seele und ins Hirn gräbt.
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Weitere schöne Artikel zum Thema Heimat im Unterneuntupfinger Umland:
Wo mein Herz ist (bei Goggi)
heimat, was ist das.....? (bei Kopfchaos)

Weiteres Besinnliches zu Mensch (und Tier) in der Gesellschaft bei UNTERNEUNTUPFING Aktuell:
Mutters Tag?
Besinnliches zum Tag der Vogelbeobachtung
Komplimente richtig gemacht

(Bild: onda / stock.xchng / Royalty free)

13 Lesermeinungen:

Anonym hat gesagt…

Den Strohballen möchte ich kennen lernen der das Ergebnis von gemähtem Heu ist *Lachträne -wegwischt* .Moment, lese gleich weiter, muss mich erstmal sammeln

Anonym hat gesagt…

So jetzt geht’s wieder *hüstel* Bevor ich mich jetzt zu meiner allmontaglichen Indoorrennradelstunde begebe, sei mir noch ein Wort hierzu erlaubt (auch wenn ich noch nicht zu Ü42 Generation gehöre) : ehrlich gesagt wird das Thema Heimat meist überbewertet.
Sicherlich ist das Gefühl lohnenswert, ein Ort zu wissen, wo man hin kann und wo man hin gehört. Jedoch, warum soll dieser nicht austauschbar sein? Denn diesen Heimatgefühl ist definitiv von Begebenheiten abhängig, die genau DORT mein Herz erwärmen: eine Liebe oder eine tolle Arbeit.Denn Auto, Pferd, Katze und Hund kann man mitnehmen.

Rick hat gesagt…

Heimat als geografischer Ort ist sicherlich nicht jedem von gleicher Bedeutung. Böse Zungen behaupten viele Menschen haben heute bereits ohnehin ihren Lebensmittelpunkt an einem virtuellen Ort, sei es in einer Singlebörse, im Second Life oder gar in einem Blo..., nein kann nicht sein, oder? ;)

Darüber hinaus werden vielleicht manche Alleinstehende ein klein überfordert sein wenn der neue Partner dann wirklich mit Auto plus Pferd plus Hund plus Katze in die städtische 2Zimmerwohnung einziehen will?

Anonym hat gesagt…

So ist das also: Von Piesenham-Umgebung (= OÖ) in die Steiermark ausgewandert?
Der Stelzhammer (für Nichteingeweihte = Autor der og. Zeilen) hat es vorgelebt: Mit zunehmender Anzahl von Jahren fällt das Erinnern an die Wurzeln immer schwerer. Also sucht man das, was man für Heimat hält, immer intensiver.
Wahrscheinlich ist das aber nur in sich selbst zu finden, so wie angeblich die echten Abenteuer.
Servus!

Rick hat gesagt…

Wenn Herr/Frau Anonym bei der Kleinen ein Blog hat bitte dazu unbedingt den Link angeben ;)
(btw: Unterneuntupfing ist im ganzen deutschsprachigen Raum. Der einzige Ort bei dem sich jeder selbst wünschen darf wo er liegt. Irgendwo zwischen Gruezikon, Großkinkerlitz und Gustl a.d. Lurz)

Rick hat gesagt…

@Daniela (und allen die beim letzten Satz im Introtext stutzen weil sie am Towel Day niemals ihr Handtuch dabei haben): 42 ;)

Anonym hat gesagt…

Ich liebe Schriften, die Humor und Ernsthaftigkeit vereinen. Sie sind selten genug. Vielen dank für Deinen Beitrag!

Rick hat gesagt…

Danke Roman :)
Ich hoffe es ist ein wenig gelungen die schöne Yoda-Blogparade mit einem Beitrag zu abzurunden der so gewiß von niemand anderem gekommen wäre.

Anonym hat gesagt…

Sieh an, sieh an das mit der 42 habe ich gar nicht gewusst. So lernt frau also immer dazu!
Übrigens ist Platz in der kleinsten Hütte und es dürfte wahrer Liebe nicht schaden, wenn ein paar Haustierchen mit einziehen.
Übrigens gibt es das Wort „Heimat“ hier in Holstein gar nicht, wir sagen „zu Hause“ .Und den Lebensmittelpunkt vorm Rechner werden ja wohl nur solche haben, die sich während der Arbeit mit gähnend langweiligem Bürokram beschäftigen müssen.
Obwohl ich bei manchen Bloggerleutchen auch schon den Verdacht hatte, dass es deren einziges Kommunikationsmittel ist.*grusel* Die sollen mal raus und Sport machen und den Wald genießen.
Auf jeden Fall eine prima Ergänzung zur bereits vorhanden Blogparade.

Unknown hat gesagt…

..... ja, den plural zu heimat hab' ich auch gesucht, als ich meinen blog-post zum thema verfasst hab'.....

..... irgendswie lässt es die deutsche sprache ned zu, dass man sich gleichzeitig an zwei orten beheimatet fühlen kann oder darf.....
..... und dies empfinde ich als grosses manko, denn ich hab' mehrere male in meinem leben neue heimat gefunden, doch selten dabei die alten verloren.....

Rick hat gesagt…

@Daniela:
...übrigens gibt es das Wort „Heimat“ hier in Holstein gar nicht...
Das bestätigt wieder mal das Stereotyp dass Nordlichter ja eher wortkarge Menschen sind die nicht viele Worte verlieren müssen um trotzdem glücklich miteinander auszukommen... ;)

@Res:
Da Du sowieso eine vielfältige kulturelle Promenaden- und Sonderspezialmischung bist kannst Du legitimerweise sowieso soviele Heimattis haben wie Dir beliebt. Für viele Momente & Gefühle des Lebens kennt der Mensch keine passenden Worte. Daher hat mensch auch das Fluchen erfunden, von den Grunzlauten bei der Paarung ganz zu schweigen...

Anonym hat gesagt…

Hi,

Dies ist mein Erster Blog Kommentar :-)

nun, heimlat liegt erstmal hier in Andelfingen, Schweiz, zwischen Thur und Rhein. Oder etwas abstrakter ausgedrückt da wo man sich, auf die örtlichkeitbezogen wohlfühlt.

Es scheint mir Heim hat auch was Archetypisches. Will heissen - heimkehren, heimat, heimelig - hat was zärtliches, geborgenes, etwas mütterliches.

so wird wohl jeder mensch, wie er auch eine mutter hat, eine heimat haben.

Rick hat gesagt…

Na, für einen Erstling, werter Harald, ist es gleich ein schöner Kommentar geworden, danke.

Dass Heimatt irgendwo zwischen Zermatt und Cervelat in der Schweiz liegt war grundsätzlich zu vermuten. Glücklich wer weiß wer seine Mutter ist. Den Erfolg und Misserfolg hat oft viele Väter. Was bei allen Beteiligten nicht nur juristisch für Verwirrung sorgt...