10.07.2007

Nicht nur Managergehälter sind ungerecht hoch...

Bild zum BeitragEs vergeht kein Monat in deutschsprachigen Landen in dem nicht öffentlich diskutiert wird über Manager die auf Kosten der weniger Verdienenden mehr verdienten als sie verdienten, meinen zumindest die wo selber nicht wirklich im Leben bereits Verdienste hatten. Wir haben herausgefunden dass das Feld der sozialen Ungerechtigkeiten noch viel viel weiter ist...


Es gehört zu einem wiederkehrenden Gesellschaftsritual in deutschsprachigen Medien, Foren und Diskussionsplattformen über Managergehälter zu sprechen. Nämlich über deren Höhe. Egal ob nun eine neutrale Frage "Finden Sie dass hohe Managergehälter berechtigt sind?" gestellt wird, oder in Zeitungen oder Foren der dem Klassenkampf zugeordneten Ideologien behauptet wird "Schere zwischen Managergehältern und Arbeitergehältern geht immer weiter auf!" - die Diskussionen laufen immer gleich ab und funktionieren wie Pawlow'sche Schlüsselreize. Über kurz oder lang dominieren den Disput Menschen die Vorstandsetagen nicht mal als Fahrradbote oder Raumpflegekraft jemals persönlich sehen werden aber über das Managerwesen dozieren, Menschen die selber dem Staat oder ihrem Dienstgeber jeden Pfennig abluchsen krisitieren eine Managerkaste die das gleiche macht, allerdings mit einer paar Nullen mehr hinter dem Kom(m)a und unter sich. Der Neidreflex zählt in Armuts- und Überflußgesellschaften zu den verlässlichsten menschlichen Regungen.

Da sich also bei diesem Thema ohnehin jede Sachdiskussion über Managergehälter erübrigt haben wir von UNTERNEUNTUPFING Aktuell hingegen wieder mal breiter recherchiert und sind auf ein paar Gruppierungen gestoßen die sonst in der Öffentlichkeit nicht soviel Gehör finden. Die soziale Gehaltsungerechtigkeit ist nämlich nicht die einzige soziale Schieflage.

Zuerst waren wir bei der Initiative für zerebrale Gerechtigkeit. Der Sprecher Dieter Demlich erläutert uns die Forderungen der Initiative:" Nur eine kleine Minderheit der Gesellschaft hat einen IQ von 150 und höher und das auf Kosten der geistig Ausgebeuteten die nicht solche Möglichkeiten haben. Die meisten Mitglieder unserer Initiative müssen sogar mit einem IQ unter 90 auskommen. Da der IQ ja relativ zu 100 ist sind wir sicher dass es da einen Ausgleich geben muss. Oder eine Obergrenze, denn mit IQ 150 kann ein Mensch auch nicht besser auf die Toilette gehen." Wir fragten wie denn der Ausgleich stattfinden solle - etwa verpflichtende Schläge auf den Hinterkopf für Übertalentierte, oder der Zwang sich solange deutsche Talkshows am Nachmittag anzusehen bis sich der Geist der geistig Überprivilegierten auf ein sozial erträgliches Mass einpendle? Herr Demlich gibt ehrlich zu:" Wir wissen es nicht wie, schließlich zählt unsere Gruppe zu den Minderprivilegierten. Aber der Staat muss endlich einschreiten."

Unsere zweite Reise führte uns zum Treffen des Bundes deutscher Longtailblogger in Wulmsbüttel. Ganz ehrlich, es war ein wenig sonderbar. In einer alten Vereinshalle saßen still von einander getrennt Menschen unterschiedlichen Alters und jeder schrieb still vor sich hin auf einem Notebook. Dazwischen irgendwo auch ein bildhübsches etwas blasses Mädchen das von den Jungs absolut ignoriert wurde. Da niemand auf uns zukam sprachen wir einen Herrn an der sich uns dann erklärte:" Nein, Sie sind schon richtig, das ist nicht der Autistenkongreß, Sie sind wirklich beim Longtailbloggerbund. Wir sind immer so. Ursprünglich wurde der Bund von einem aufstrebenden Blogschreiber gegründet der die Qualitätsautoren bündeln wollte um ihnen so mehr Aufmerksamkeit zu verschaffen, aber nun hat der Gründer selber 1000 Leser am Tag und braucht uns wohl nicht mehr."

Wir erfahren dass unser Gesprächspartner Ewald Einzelgang heisst (am Revers seiner Jacke war ein Impressum eingenäht) und er der führende deutschsprachige Kunstrasenromantiker wäre. Er schreibt schon seit 2 Jahren gefühlvolle, teils düstere existentialistische Gedichte über Kunstrasen, aber mehr als 20 Leser verlieren sich nie auf seine Seite (18 davon kommen von einer finnischen Suchmaschine, 2 von seiner Mutter die einfach von Zeit zu Zeit nachguckt ob er noch lebt). In einer seiner raren Aufmerksamkeitsspannen für den Rest der Welt wollten wir die Ziele seines Verbands erfahren. Herr Einzelgang spricht (während er an einem weiteren Gedicht arbeitet): "Es ist nicht gerecht dass Wikipedia im Monat 14 Mio Leser hat. Oder dass SEO Spezialisten oder A-Blogger obwohl sie wertloses Zeuchs schreiben 1000 Zugriffe am Tag haben und wir nicht. Bzw ich nicht. Ich weiß nicht was die anderen wollen, aber ich bin dafür dass der Staat einen Proxy einrichtet der die täglichen Internetleser gleichmäßig verteilt." Wir wollten noch wissen ob die Mitglieder im Bund einander wenigstens Kommentare oder EMails schreiben aber da war Herr Einzelgang psychisch schon wieder in der Welt der Kunstrasenpoesie verschlungen...

Unser letztes Interview führte uns in ein kleines Café in Kleinkinkerlitz. Sollte das Café jemals bessere Tage gesehen haben dann höchstens vor den Punischen Kriegen und wohl nur Sekunden, gleich nach der Eröffnung. Darin trafen wir die örtliche Singlerunde derer man auf den ersten Blick anerkannte dass selbst die professionellsten Partnervermittler die Mitglieder der Runde wohl als unvermittelbar einstufen würden. Deren Sprecherin Regina Reizlos beklagt sich :" Schauen Sie, die Gisela, die Tochter vom örtlichen Bankvorstand, die macht sich immer so sexy raus und der laufen die Männer reihenweise nach. Und wir Mädels kriegen nie einen ordentlichen Mann. Wir finden es sexuell ungerechtet, die kann ja gar nicht soviele gleichzeitig haben!" Wir fragten Frau Reizlos warum die Damen der örtlichen Singlerunde sich nicht mit den Herren der örtlichen Singlerunde verpartnern würden. Frau Reizlos wiegelt ab:" Ach schauen Sie doch. So toll sehen die nicht aus, und öfters waschen sollten sie sich auch, ich will ja nix sagen..."

Eins ist uns von UNTERNEUNTUPFING Aktuell während der Recherchen klar geworden - das Feld ungleich verteilter Mittel, Talente, Begabungen, Ressourcen ist wohl viel größer als wir alle ahnen. Falls Sie werte Leserinnen und Leser etwas Weiteres wissen was unbedingt gerechter verteilt werden muss weil die wo besonders viel haben das auf Kosten derer haben wo weniger haben dann teilen Sie uns das bitte mit. Wenn Mainstream-Medien Sie nicht vorlassen, wir von UNTERNEUNTUPFING Aktuell nehmen jeden ernst.
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(Bild: Image*After/ Imageafter terms)

6 Lesermeinungen:

Anonym hat gesagt…

Das Problem mit dem IQ ist doch folgendes. Es gab von vornherein nur eine begrenzte Menge Intelligenz. Dank zunehmender Weltbevölkerung bleibt halt nicht mehr soviel übrig für alle. Aber die Bevölkerungszuwachszahlen sind ja rückläufig... ;)
Ansonsten kann man die Liste der Ungerechtigkeiten beliebig fortführen. Andere haben z.B. mehr Haare als ich. Ungerecht! Woanders hat es mehr schönes Wetter als hier. Ungerecht! Etc.
Wurde wirklich mal Zeit, daß das jemand mal anprangert! ;)

Rick hat gesagt…

Glücklich ein Magazin dass solch kompetente Leser hat. Das mit der limitierten Grundmenge an Intelligenz könnte direkt von Herrn Rifkin stammen (der übrigens mit seinen 'Büchern' ungerecht viel Kohle macht, verglichen mit dem was bash-online verdienen würde oder U9TA jemals an Spenden generieren können wird).
Den zweiten Teil des Kommentars betrachtet die Redaktion als wertvollen Auftrag sich demnächst der epillativen und meteorologischen Gerechtigkeit angemessen zu widmen... ;)

Reverse Eating hat gesagt…

ehr schön recherchiert und zusammen getragen.
allerdings möchte ich noch einmal auf korrelationen von verteilungen untereinander hinweise: wer z..b ungerecht viel geld hat, hat meist auch ungerecht viele falsche freunde.
und wer ein ungerecht stark motorisiertes automobil besitzt, setzt sich der ungerecht höheren gefahr aus, am nächsten baum hängen zu bleiben.

mein gott, besitz ist segen und bürde zugleich. als erstes werfe ich meinen computer weg, der unterstützt sowieso hauptsächlich meine soziopathischen grundtendenzen.

Rick hat gesagt…

Kann hier aus Unterneuntupfing nur bestätigt werden. Wer ungerecht viele tolle Kommentatoren wie zB Herschel oder Bastian hat der hat auch ungerecht viele häßliche Kaffeeflecken an Kleidung und Redaktionscomputertastaturen. Zumindest bis wir hier endlich lernen die Kommentare von zB Bastian oder Herschel erst dann zu öffnen wenn wir runtergeschluckt haben, weil *prust* und so. Und jetzt ist großes Aufwischen angesagt...

Monsieur Fischer hat gesagt…

die welt IST ungerecht. egal ob es um managerlöhne, teure autos, webhits oder schöne frauen geht.... in den augen des einen hat der andere es nie verdient etwas zu besitzen, dass er selber nicht sein eigentum nennen darf.

Anonym hat gesagt…

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Ist doch nett, dass es die Foren im Internet gibt, damit ist die Welt doch wieder ein Stück gerechter geworden. Plötzlich kann (fast) jeder (mal von HarzIV-lern abgesehen, die werden kein Geld für PC und Internet haben) seine geistigen Höhenflüge ablassen! Ist doch schön! Und während alle nett im Internet diskutieren, beschließt die Politik mal vorsichtshalber alle Verbindungsdaten für 6 Monate zu speichern, ein Steuernummer von der Wiege bis zur Bahre für jeden! (Also mit der Bahre stimmt nicht ganz, noch 20 Jahre nach dem Ableben des Steuerzahlers bleibt selbige gespeichert!) Ich würde vorschlagen, dass man diese Steuernummer auf den linken Unterarm tätowiert, wäre praktisch im Alltag, man hätte sie immer zur Hand, oder soll ich besser schreiben zu Arm? Von einem, unter die Haut gespritzten Chip, (wird bei Haustieren praktiziert) würde ich abraten, die Manipulationmöglichkeiten sind zu vielfältig! Es könnte ein neues Ministerium dafür entstehen, staatlich geprüfte Steuer-Tätowieren könnten eingestellt werden, und man hätte die Möglichkeit, diese nach angemessener Zeit zu privatisieren.
Ein neuer Wirtschaftszweig mit vielen Arbeitsplätzen wäre generiert! Nur ein Vorschlag von Vielen. Während wir also diskutieren, wird massiv an der Chancengleichheit und Gerichtigkeit in unserer Gesellschaft gearbeitet! Also diskutiert weiter, damit es aufwärts geht mit der Gerechtigkeit! Huldigt Merkel und Münte, das aktuelle Führungsduo Deutschlands! Es lebe Deutschland (und der deutsche Michel!)