02.07.2007

Psyche des Bloggers - mediale Avantgarde oder potentieller Psychopath? (1)

Kinder & Studenten tun es, Großeltern tun es, Manager tun es und Erwerbslose tun es, Politaktivisten und Freizeitartisten tun es, Damen und Herren tun es, Intelligenzbestien und Bildungsprekarier tun es, sie alle schreiben heute Blogs. Wir wollen in einer ungefähr zweiteiligen Serie abseits von Traffic, Visits und PageRanks erkunden was Menschen dazu bewegt und was wohl in diesen Menschen vorgehen mag...


Die größte Teil der Leser von UNTERNEUNTUPFING Aktuell kommt von abseits der mystischen Blogosphäre und das wird wohl auch so bleiben. Was sollen diese Leser vom ihnen fremden Bloggershausen halten : ist es ein Hort des Grauens und der letzte Rest vom intellektuellen Fest, ein bloßes Freizeitvergnügen oder doch die Zukunft im Medienwesen? Wir möchten in diesem Artikel anhand eines Pressespiegels und anhand von Bloggermeinungen herausfinden welche psychischen Voraussetzungen man wohl benötigt um zu bloggen, welch Geist die Bloghalter treibt, welch Charakter einen Blogger dazu animiert was ein Blogger glaubt tun zu müssen. Und dazu lassen wir auch die Blogger in einer eigenen Übersicht über Bloggermeinungen zu Wort kommen.

Lassen wir zuerst die Presse über die Blogger urteilen. So berichtet z.B. HORIZONT.NET von einer Focus-Studie die unter anderem die demografische Verteilung zum Untersuchungsziel hatte. HORIZONT.NET interpretiert die Studie so: "Blogger sind jung und gebildet." Zynischere Zeitgenossen würden jetzt fragen ob Blogger also Leute sind die überwiegend noch nicht wirklich erwachsen sind und keine Lust haben sich eine anständige Arbeit zu suchen? Die FAZ wiederum guckte sich an wer so aller bloggt und strich anhand der Vichy-Antifaltencreme-Affaire heraus dass auch in der Blogosphäre Lug & Trug, Tarnung und Täuschung herrscht. Bevor man sich also mit dem Wesen des Bloggers beschäftigt sollte man sich sicherheitshalber fragen : wieviele dieser Blogs sind tatsächlich echt? Müssen bald die meisten Blogger selbst erkennen dass sie lauter Fakes auf der Blogroll haben? Oder zieht der Schwindel sogar größere Kreise : man denke an die Newsverzeichnisse Yigg, Webnews, Pligg & Co - bislang dachten wir das wären konstruktive Communities die die Medienwelt wirklich bereichern, vielleicht werden sie aber in Wahrheit von den jeweils zuständigen Innenministerien oder gar dem CIA betrieben?

Die Internet World Business sind ein zweiwöchiges Magazin das sich vor allem an gewerbliche Webprofis richtet. Seit geraumer Zeit guckt sich die IW auch in der Blogosphäre um und kommt dabei nicht immer auf uneingeschränkt schmeichelhafte Erkenntnisse. So will die IW u.a. herausgefunden haben dass Blogger verträumte Idealisten seien (der prototypische Blogger sei introvertiert, visionär und tiefsinnig), oder klassische IT-Nerds (männlich, 29 Jahre alt, freischaffend, innovativ, untrainiert und leicht übergewichtig), oder fast jeder fünfte Blogger (18,5 Prozent) wollte "Leute aufklären". Wenn man bedenkt dass ein anderer Erfahrungswert sagt dass knapp zwei Drittel der deutschsprachigen Blogger niemals mehr als 0-100 Leser täglich kriegt - wächst hier eine gefährliche Generation vereinsamt neurotisierter Aufklärer heran von denen sich niemand aufklären lassen will? Lindert es die Bedrohung dass die statistisch führenden Lieblingsthemen der Blogger eher harmlos erscheinen?

Was unterscheidet nun Blogger und Journalisten? Sind Blogger Menschen die gerne Journalisten wären aber keiner nimmt sie? Nun, in beiden Lagern gibt es Leute die zuweilen Lichtvolles schreiben, allerdings auch viele Exemplare die furchtbare Verbrechen an Geist und Verstand verüben. Während man Bloggern zugute halten kann dass sie ihre Missetaten wider den Intellekt meist unbezahlt und ohne entsprechende Ausbildung begehen so haben Journalisten meist eine entsprechende Ausbildung und werden sogar dafür bezahlt, juristisch betrachtet müsste man bei Zweiteren also Vorsatz geltend machen? Sind also Journalisten in Bezug auf Geistesverletzungen die organisierte Kriminalität während Blogger nur Gelegenheitsverbrecher sind?

Es ist natürlich klar dass sich klassische gewinnorientierte Medien nur verhalten (im Guten wie im Schlechten) über die Menschen hinter den Bloggern schreiben - schließlich wäre das ein Kundenvertreibungsprogramm, und gegen seine Kunden zu produzieren können sich nur Medien leisten die sich zB von GEZ/GIS/Billag-Zwangsgebühren nähren. Wenn allerdings Blogger selber über Blogger schreiben dann geht es schon etwas rustikaler zu. Lesen davon mehr in den nächsten Tagen im zweiten Teil -> hier.

Wir von UNTERNEUNTUPFING Aktuell würden uns aber bereits im ersten Teil über die werte Meinung der Leser zu diesem Thema freuen. Und erlauben uns daher Sie zu fragen : wenn Sie selbst kein Blogger sind - wie sehen Sie die Menschen die hinter den Blogs stehen? Oder wenn Sie selbst ein(e) Blogger(in) sind - was halten Sie von dem Bild dass die Presse und die Öffentlichkeit von den Menschen die ein Blog schreiben so haben?
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Wer sich über diesen Artikel ärgert findet wahrscheinlich auch in diesen Beiträgen die Pointen nicht:
10 Merkmale anhand derer Sie im realen Leben einen Webmarketingprofi erkennen
Social Urination am Sprung ins Web 2.0?
«Wir pushen jeden Web 2.0 Dienst in die Gewinnzone...»

(Bild: DerrickT / flickr / CC BY)

1 Lesermeinungen:

Anonym hat gesagt…

Als Betreiber eines bescheidenes Blögchens und Leser so einiger sehr unterschiedlicher Blogs halte ich diese ganzen Einschätzungen für Mummpitz. So eine verallgemeinerung ist immer Käse und wird den Minderheiten nicht gerecht. Nehmen wir mal an 35% sind so wie ein bestimmtes Blättchen schreibt, dann verteilen sich immer noch 65% auf den sog. "Rattenschwanz". Finde das immer doof, wenn z.B. von der Blogosphäre die Rede ist und dabei eigentlich nur an die sog. A-Blogger gedacht wird. :)