02.08.2007

So mailen Sie wie die Profis

In der heutigen versingelten Welt ist der Internet-PC für viele Menschen das letzte verbliebene Mittel zum sozialen Kontakt mit Vertretern der eigenen Spezies. Nichtsdestotrotz verzweifeln viele Menschen täglich vor der leeren Inbox - kein Mensch schreibt sie an. Das muss nicht sein, schließlich muss EMail nur richtig verwendet werden und schon klappt die soziale Interaktion. Wir zeigen Ihnen wie die Profis mailen...


Viele Menschen in unserer heutigen Gesellschaft vereinsamen immer mehr obwohl die Weltbevölkerung ständig wächst, und wie ein Hohn sitzen sie allabendlich vor ihrem leeren EMail-Postfach und denken an den Max Raabe Klassiker "Kein Schwein ruft mich an, keine Sau interessiert sich für mich." Egal ob der pickelige Junge der keine Freunde hat, oder die nicht mehr ganz knusprige Dame die nicht nur vom Exmann sondern sogar von der Mutter mit ihren 24 Katzen allein gelassen wurde, bis hin zu den Großeltern deren Freunde verstorben sind und deren Familie nur erscheint wenn es Geld gibt oder das Erbe naht. Das muss nicht sein, EMail kann soviel Leben in ihr Leben bringen, man muss es nur richtig nutzen.

Diese Grundausstattung brauchen Sie zum EMailen
Sie brauchen natürlich einen internetfähigen PC und mindestens ein Mailprogramm. Mit diesem Mailprogramm verwalten Sie die EMail-Adresse die Ihnen Ihr Provider gegeben hat. Aber wie beim Telefon müssen Sie Ihren Kontakten schon die Chance geben Sie erreichen zu können, daher sollten Sie sich auch mindestens noch 10 Freemailer-Webmailadressen zulegen, je mehr desto besser. Leiten Sie diese Freemail-Adressen nicht auf die Hauptadresse um, da könnten Mails verloren gehen, sondern rufen Sie die Mails immer dort ab wo Sie die Adresse haben. Ganz wichtig bevor Sie anfangen: schalten Sie ggf alle Spamfilter aus - die killen oft die wichtigsten Mails und gerade das muss vermieden werden.

Machen Sie Ihre EMail-Adressen bekannt
Allerdings müssen Sie nun zuerst mal wie bei einem Eintrag ins Telefonbuch Ihre EMail-Adresse bekannt geben. Ganz ohne Freunde können Sie zB mal sanft beginnen und im Internet nach dem Begriff newsletter suchen. Alleine Google findet dazu 924 Mio Möglichkeiten. Tragen Sie sich bei den 1000 wichtigsten Newslettern ein. Dadurch erreichen Sie für den Beginn zumindest einen ziemlich regelmäßigen Posteingang, und am anderen Ende haben Sie bereits einen Freund gewonnen der nur für Sie extra ein Mail mit Neuigkeiten verfasst und Ihnen schickt. Auch wenn Sie vielleicht manche Themen nicht so interessiert wie der Kunstrasen-, der Sumpfdunkelkehlchenschwalben- oder der Promotion-in-Tadschukistan-Newsletter, warum sich nicht mal mit neuen Themen befassen? Als nächstes suchen Sie sich eine frequentierte Singlebörse, eröffnen dort ungeachtet Ihres eigenen Geschlechts ein weibliches Singleprofil mit einem sexy Foto das garantiert nicht von Ihnen selbst ist, verzichten weitgehend auf Profiltext und haben binnen 12 Stunden sicherlich 500 neue Freunde. Wiederholen Sie den Vorgang sinngemäß für das andere Geschlecht.

Multiplizieren Sie Ihren Bekanntenkreis
Die Adressen die Sie auf diese Weise gesammelt haben müssen nun wertvoll genutzt werden. Am besten beginnen Sie mit einem Klassiker: laden Sie sich irgendwas Witziges aus dem Internet runter (möglichst im PowerPoint-Format) was ausreichend groß ist (also >10MB, die meisten Menschen ignorieren kleine Dateien) und schicken Sie das an die 1000 Adressen die Sie zuvor gesammelt haben, und zwar von der Provideradresse und dann nochmal von jeder Freemailer-Adresse, nur um sicher zu gehen. Schreiben Sie unbedingt alle Adressaten in das An: Feld hinein, man soll ruhig sehen wieviele Freunde Sie haben. Und stellen Sie die Lesebestätigung ein damit Sie auch genug Feedback bekommen wer Ihre Nachricht schon geöffnet hat. Mit etwas Glück bekommen Sie nach dieser Vorgangsweise auch einen guten Virus zurück.

Sie werden jetzt beim Wort Virus stutzen, oder? Nun, bei Computerviren ist es wie mit Bakterien, es gibt gute und böse. Ein guter Computervirus nistet sich zB in Ihrem Mailprogramm ein und verschickt im Hintergrund automatisch Mails an alle Adressen die der Virus in Ihrem Mailsystem findet. Ist das nicht praktisch? Sie brauchen also wenn Sie so ein Glück haben nicht mehr selber dauernd mühsam Mails schreiben, sondern das erledigt so ein Nützling dann für Sie! Und ja, ganz wichtig noch, wenn Sie von unbekannten Leuten Angebot für Glückspiele, Erwachsenenangebote und dgl. bekommen antworten Sie unbedingt zurück. Egal was. Das sind die treuesten Freunde, Sie müssen ja nicht gleich etwas kaufen. Antworten Sie auch bei Mails für Penisvergrößerungen, selbst wenn Sie eine Frau sein sollten und zuerst einmal real einen Mann bräuchten der am Penis drann hängt, vergrößern kann man später immer noch. Phishing-Mails kommen übrigens von Anglerfreunden, und das sind wie man weiß umgängliche ruhige Leute.

Beachten Sie die Netiquette
Nichtsdestotrotz werden Sie sich vermutlich dann und wann doch mit jemandem öfters kommunizieren wollen. Dabei sollten Sie die Netiquette beachten, also quasi die Höflichkeit für den Umgang im Internet. Früher hat sich diese abgeleitet von den Gepflogenheiten des spießigen mittleren Bürgertums, heute ist man da moderner und leitet die Gepflogenheiten ab von den Gebräuchlichkeiten bei der Beschwerdestelle am Sozialamt oder in einer Glasscheibenviertelgrundschule mit 120% Migrantenkinderanteil. Aus den vielen Benimmregeln sollten Sie zumindest im Mailverkehr folgende Grundregeln beachten:

  • Verzichten Sie unbedingt auf eine persönliche Anrede zu Beginn und auf eine Grußformel zum Schluß. Der andere weiß eh wie er/sie heißt, und für überflüssigen Text hat heute niemand Zeit. Im realen analogen Leben (sollten Sie noch eins haben) sagen Sie ja auch nicht Grüß Gott, Gruezi und Auf Wiedersehen, oder?
  • Wenn Sie den Text bis hierher sogar freiwillig gelesen haben gehören Sie heute zur 0,003% kleinen Bevölkerungsminderheit die sich von zuviel Text (also alles was länger ist als eine Zeile) nicht bedroht fühlt. Schließen Sie nicht von sich selbst auf andere und schreiben Sie Ihre Mails so kurz wie möglich. Am besten nur mit Smileys.
  • Wenn Sie auf ein Mail antworten und den anderen zitieren dann schicken Sie Ihrem Mailpartner immer unbedingt alles zurück was er Ihnen geschickt hat (die anderen vergessen schnell) und schreiben Sie Ihre Meinung unbedingt direkt zwischen das was Sie zurückschicken. Das wird heute als übersichtlich empfunden.
  • Und zuguterletzt: schreiben Sie ja keine Betreffzeile, das verwirrt nur. Antworten Sie immer indem Sie auf die Antwortschaltfläche klicken und fummeln Sie anschließend nicht am Betreff herum. Wenn Fortgeschrittene (und bereits Hinübergetretene) miteinander länger kommunzieren sieht nach 10 Mails die ideale Betreffzeile so aus:
    AW: Re: Re: Re: Re: Re: Re: Re: Re:

So arbeiten die echten Profis

Echte wirkliche Profis haben weder Zeit zum EMail-Schreiben noch zum Lesen. Für das Schreiben setzen sie daher einen Ubuntu-PC ein und lassen darauf einen umgebauten Spamgenerator laufen der die wichtigsten Twitter-Nachrichten des Profis auch gleichzeitig stündlich an seine/ihre 12000 wichtigsten Freunde per Mail schickt. Beantwortet wird der Posteingang per Autoresponder, die Adressen gesammelt und im Bundle an die wichtigsten 30000 neuen Web 2.0 Startups verkauft die verzweifelt um Community ringen. Lindsay Lohan ist angeblich eingesperrt worden weil sie pro Tag zuwenig Mails verschickt hat, und Britney Spears will sich wie man munkelt in Britney Spams umbenennen damit sie wieder öfters Publicity hat ohne gleich dafür mit jemanden schlafen zu müssen oder in eine Klinik zu gehen.

Natürlich ist es möglich dass Sie als Normalanwender mit unseren Ratschlägen nicht ganz klar gekommen sind, das ist natürlich keine Schande. In so einem Fall bitten Sie einfach Ihr 12jähriges Enkelkind ihre ganze Mailkonfiguration wieder auf ein neues EMail-Konto rightzusizen (sprich: "reitseisen", Ihr Enkel weiß was gemeint ist) und bieten Sie dem Enkerl für jedes Mail das es Ihnen schickt eine kleine Taschengeldaufbesserung an, das hilft alternativ auch verlässlich gegen Vereinsamung gerade der älteren Generation.
___

Weitere Artikel der Serie:
So schützen Sie Ihren PC wie Profis
So surfen Sie wie die Profis
Überblick über unsere Servicereihe PC-Tuning - So arbeiten Sie wie die Profis:
Serie PC Tuning - so arbeiten Sie wie die Profis

(Bild: annaOMline / stock.xchng / Royalty free)

4 Lesermeinungen:

Reverse Eating hat gesagt…

etwas advanced ist auch der ansatz, sich ein paar hundert webpages bei freehostern einzurichten, und auf jede seine email-adresse in den quelltext zu schreiben.

das bringt einem ganz viele neue freude und tolle angebote.

Rick hat gesagt…

Danke, Herschel. :)
Natürlich, EMail-Adresse in Webpages ist ein Klassiker. Im Artikel neben ein paar anderen weiteren Dinge nicht erfasst weil sonst aus Überlänge Überdrüberlänge geworden wäre *seufz*

Anonym hat gesagt…

Praxisnah, handlich und wieder einmal äußerst hilfreich, werter Herr Rick.

Rick hat gesagt…

Danke werter Herr Schoss. Man hat sich auch bemüht.