03.10.2007

Goldene Zeiten für Antiraucherwerbeagenturen

Wenn Sie in diesen Zeiten schnelles Geld machen wollen dann sei wohl dringend angeraten eine Werbeagentur zu gründen die sich auf Klimaschutz- und Antiraucherwerbung spezialisiert (und in der Politik gute Freunde hat um den unnötigen Ausschreibungsbehördenkram zu umgehen). In diesen beiden Feldern finanziert die öffentliche Hand derzeit großzügig fast jede Kampagne die sich anbietet...

Unkenntness
Wie die wöchentliche Fachzeitschrift für Werbung Horizont.at in der Printausgabe 38/2007 berichtet habe das Bundesministerium für Gesundheit, Familie, Jugend, Haustiere und Zimmerpflanzen die neue Kampagne Katschickstan lanciert. Für die Nichtösterreicher unter unseren werten Lesern sei an dieser Stelle dazugesagt: der Frau Ministerin sieht man ihren hedonistischen Lebensstil deutlich an und in punkto Rauchenthaltsamkeit ist sie ein stets glimmendes Vorbild. Ka tschick ist an wiederum ist niederer Austriazismus und bedeutet auf Hochdeutsch übersetzt soviel wie Keine Zigarette ist entzunden. Letztere Übersetzung eignet sich aber nur mässig um verbaltechnisch ein fiktives vorderasiatisches Land zu erfinden. Vermutlich wollte das Ministerium das restliche deutschsprachige Umland bewusst ausschließen um sich nicht dem Vorwurf auszusetzen man verschwende Steuergelder für das Ausland (so wird nur Steuergeld verschwendet für eine Kampagne die anmutmaßlich intellektuell leichtfüssiger ist als die Frau Ministerin möglicherweise schwer).

Awareness
Gewisse Dinge die mit Werbekampagnen umworben werden sind nicht klassisch voll marktfähig, sprich für das was geworben wird würde sich schwer ein privatwirtschaftlicher Werbeinvestor finden. Nehmen wir zB Werbekampagnen für regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen zur Prävention von Brustkrebs oder auch Bewusstseinsbildung zur Abfallvermeidung. Diese Form von Werbung fällt in die Kategorie Awareness - Menschen sollen für ein Thema (und nicht etwa ein Produkt oder eine Marke) sensibilisiert werden. Awareness-Kampagnen werden daher oft von der öffentlichen Hand (nicht selten grosszügig) finanziert. Diese Kampagnen polarisieren sehr oft : der Bürger hat eine feine Nase ob hier für etwas wirklich Sinnvolles geworben wird (z.B. Gesundheitsvorsorge) das er getrost dann doch ignorieren kann ohne sich darüber aufzuregen, oder ob ideologische Kräfte Steuergeld dazu missbrauchen auf oft zweifelhafte Weise das Volk in bestimmte Richtungen zu erziehen.

Verhängness
So gesehen muss man bei der Katschickistan-Kampagne so fair sein dass hier ja auch stattdessen sofort weitere Rauchverbote hätten ausgesprochen werden können. In dieser Kampagne geht es darum die Menschen zu sensibilisieren nicht mehr im Auto zu rauchen (und natürlich den Kleber am Wagen zu befestigen, gleich neben Baby on board, Länderkennzeichen, Vereinsaufkleber, Privatradiogewinnspielsticker, Autodatingaufkleber aber natürlich nicht neben die Autobahnvignette). Und zu gewinnen gibt es - Sie hätten es sicher erraten - ein Hybridauto wegen Klimadings und so.

Natürlich ist das Ansinnen wichtig, nicht nur zum Aktivraucher- und zum Passivraucherschutz. Ganz besonders wichtig ist es für den Unfallhelferschutz. Die meisten Leute verunfallen nämlich durch Geschwindigkeitsübertretung, mangelnde Fahrzeugkontrolle, Handy-Telefonieren, CD wechseln, mit dem Beifahrer tratschen, Hirn ausschalten, drängeln und Schlangen fahren oder durch Alkohol & Drogen am und vor dem Steuer. Ganz ehrlich - es ist den Rettungskräften wirklich nicht zuzumuten dass all diese Unfallopfer immer so ekelhaft nach abgestandenem Rauch stinken wenn sie aus den Wracks geschnitten werden.

Bewandtness
Wie auch immer, die Awareness wird natürlich mit dieser ersten Kampagne geschaffen. Wir von UNTERNEUNTUPFING Aktuell empfehlen Ihnen bei der Gelegenheit sich größere Hybridautos zu kaufen. Da es eine Menge anderer Dinge gibt die man am Steuer eines KfZ nicht tun sollte sind sicherlich weitere Kampagnen zu erwarten. Und da brauchen Sie natürlich ausreichend Platz für die ganzen Aufkleber...
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Dieser Artikel ist auch als Gastbeitrag bei unserem Kooperationspartner Rappelkopf.at erschienen. Rappelkopf versteht sich ausgerechnet als österreichisches Satiremagazin nach Tradition der Klassiker des Landes. Da Österreich internetmäßig beinahe ein 3.Welt-Land ist wird Herausgeber Mario Herger dazu viel Idealismus mitbringen müssen.
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Weitere Artikel zu Staat, Rauchen und Kampagnen bei UNTERNEUNTUPFING Aktuell:
Schockfotos zur Volkserziehung?
Ungeschmuggelte Zigaretten gesundheitsfördernd?
EU will Rauchverbote weiter verschärfen?

Weitere Quellen die sich intensiv mit den Irrungen & Wirrungen staatlicher Raucherpolitik auseinander setzen (auch für Nichtraucher lesenswert):
RAUCHER-FORUM von Netzwerk Rauchen - Forces Germany e.V.
Raucher / Nichtraucher / "Nanny-Staat" Artikel bei Sackstark

(Bild: Smut / stock.xchng / Royalty free)

4 Lesermeinungen:

Anonym hat gesagt…

Im Auto? Das ist ja wohl ein Witz,……!. Soll den Rauchern doch der Ort zum Rauchen bleiben, wo es am aller wenigstens stört.
Also, manchmal sind solche Kampagnen echt irre.
Ich habe nur zwei Aufkleber am Auto:
„Ich blogge nicht währen der Fahrt“
Und
„Ich habe kein …während der Fahrt“
Was an Stelle der Pünktchen steht darf sich jeder selber aussuchen. Ohne jetzt Platz für Spekulationen zu lassen.

Rick hat gesagt…

Vermutlich, liebe Daniela, wäre ein Aufkleber Ich fahre nicht während ich blogge am PC noch angemessener, schließlich verbringst Du anscheins mit dem Ersteren dann doch mehr Zeit mir dem Zweiteren.
Auch wenn Spekulationen verbeten sind, es wird sich wohl im überdachtes Radfahren oder irgendwas mit Reiten handeln, schließlich hast Du Deine Interessen im Stressfreiblog ja artikuliert ;)

Reverse Eating hat gesagt…

also ich habe nie am steuer geraucht, war mir zu stressig. aber ich hätte aus trotz damit angefangen, wenn meine regierung mich derartig bevormundet hätte :)

Rick hat gesagt…

Prächtige Idee, lieber Herschel. Lass uns eine Protestaktion starten: vorbeugender ziviler Ungehorsam gegen die kommenden staatlichen Verbote von Herrenschokolade & GlenDingsbums...