12.10.2007

Von Zebras, Handball und Kielern

In der letzten Saison haben die Handballer vom THW Kiel alles gewonnen was es national und international in dieser Sportart zu gewinnen gibt. Und das noch dazu mit einer langen Reihe von Verletzten und auch für die Zuschauer höchst attraktiv über eine offensive und schöne Spielauffassung dieses Sports. Eine Ode an die Zebras, so geschrieben dass auch Menschen mitlesen können die kaum Ahnung vom Handball haben...

Zebras
Das Zebra ist das Wappentier der in schwarzweiß gestreiften Dressen spielenden Kieler. An sich eine logische Wahl, schließlich handelt es sich beim Zebra um ein Tier das in Schleswig-Holstein seit Jahrhunderten einheimisch ist und über weite Strecken vertraut das Landschaftsbild prägt. Man schätzt dass rund 40% der holsteinischen Käseproduktion biologischer Zebrakäse ist, erst danach kommen Produkte aus Kuhmilch, Schafsmilch, Ziegenmilch, Läusemilch und gemolkenen Aalen. Es gibt einen eigenen Zebraclub in den Zebras auch ihre Futtermenschen & Zebraflüsterer mitnehmen dürfen. Das berühmteste Zebra hat den schönen Namen Hein Daddel und verkörpert auch perfekt das holsteinische Schönheitsideal von einem Mann.

Handball
Handball ist ein Mannschaftskampfsport der die besten Teile aus Ringen, Rugby, Gaelic Nasenbohren, Fingerhakeln und Watschentanz in sich vereint. Jene Mannschaft bei der am Schluß die meisten Spieler noch auf eigenen Beinen den Spielort verlassen können hat das Spiel gewonnen. Ist die Anzahl einigermaßen gleich wird das Torverhältnis herangezogen. Da es ein Hallensport ist und die Spieler mehr Zeit auf dem Boden oder auf der Trage verbringen und stark schwitzen besteht ein Handballspiel überwiegend aus Bodenaufwischen. Viele Curlingspezialisten überbrücken die Sommerpause als Wischer beim Hallenhandball.

Ein Handballtorhüter ist ein Mensch der bereit ist sich aus 6 Metern Distanz oder weniger 60 Minuten lang mit 100 km/h schnellen Bällen steinigen zu lassen. Das wichtigste Arbeitsgerät eines Handballtorwarts ist der Unterleibprotektor. Neben den Rückraum- und Flügelspielern gibt es auch einen sogenannten Kreisläufer der meist am Kreis steht, deshalb heißt er auch so. Mittendrinn im ärgsten Gewühl und Getümmel. Bereits im Schüler- oder Jugendkader gibt es immer einen Jungen der besonders dick oder wuchtig ist, aber dafür nicht besonders schnell läuft. Sie werden erraten für welche Rolle diesen Quotenjungen seine Figur prädestiniert. Eine professionelle Weltklassehandballmannschaft besteht aus lauter Spielern in der Größenordnung von 2 Meter Höhe und um die 100 Kilo schwer. Versuchen Sie mal daran als Otto Normalverbraucher vorbeizukommen, das ist sogar ohne Ball nicht einfach. Bei den wichtigsten Spitzenmannschaften sind gerne auch die besten 3-5 Spieler gar nicht dabei, sie kuren jeweils langwierige Verletzungen aus, schließlich standen beim Gegner auch 2m-Prügel, oft an einer ungünstigen Position im Weg.

THW Kiel

"...mit dem schönstmöglichen Handball überhaupt und ohne jemals zu schwächeln hatten sich die Norddeutschen die Trophäe geschnappt. Mit nur acht Mann an Bord haben sie das historische Triple geschafft..."
(Patrice Canayer, Trainer vom Gegner Montpellier HB)

Das Besondere am THW Kiel ist neben den jüngsten Erfolgen die Spielanlage: die Zebras sind auf jeder Position mit absoluten Spitzenkräften besetzt und spielen einen Handball der auch Laienzuschauer zu Fans des Sports werden lässt. Sie sind die Rastellis des Handballs. Und so ehrlich muss man sein - es macht Freude den jeweils Dominierenden und Besten einer Sportart bei der Arbeit zuzusehen, ob das nun Roger Federer beim Tennis ist oder Asashoryu beim Sumo (wenn er wieder entsperrt sein wird). Zum Erfolg der Zebras gehören allerdings auch ein professionelles Management, ein Guru als Trainer und potente Sponsoren. Und natürlich auch Fans die genauso international sind wie die Akteure am Feld.

Die Schlüsselarbeitskräfte des THW Kiel haben so alte holsteinische Namen wie Karabatic, Lövgren, Szilagyi, Kavticnik oder Pajovic. Und natürlich sind auch ein paar Skandinavier im Team. Man nimmt an dass viele Skandinavier jährlich als Boat People über die Ostsee vor den unverschämten Alkoholpreisen in der Heimat flüchten und dann an der Küste von Kielern (oder Flensburgern) traditionell freundlich empfangen werden. Außerdem werden in einigen skandinavischen Ländern Handballer in derartigem Überschuß gezüchtet dass man sie exportieren muss um den heimischen Markt nicht zu überschwemmen.

Schlusspfiff
Der Handballsport im Allgemeinen und der deutsche Handball im Speziellen haben in den letzten Jahren enormen Auftrieb erhalten, auch wird die Sportart immer besser vermarktet. Daher ist Handball und natürlich auch der THW Kiel immer öfters auch live im deutschsprachigen Sportfernsehen zu bewundern. Sie sollten sich auch mal ein Spiel gönnen solange es noch ausreichend Zebras gibt die nicht wegen Verletzung pausieren müssen...
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Weiterer Sport in diesem Theater:
«Eigentlich sollten die Stadionfans bezahlt werden...»
Der Fall Asashoryu
Von Roger Federer lernen ein Champion zu sein?

Die offizielle Homepage des THW Kiel finden Sie hier.

(Bild: bigben / stock.xchng / Royalty free)

8 Lesermeinungen:

Anonym hat gesagt…

Obwohl ich ja als waschechter Südholsteiner keine heimatlichen Gefühle zu unseren nordholsteinen Regionen hege, hat mich doch dieser Beitrag in einer gewissen Art und Weise gerührt.

Anonym hat gesagt…

Also erstmal muß ich beim THW immer an das Technische Hilfswerk denken, oder auch "Trinken - Helfen - Weitersaufen". ;)
Und dann fällt mir da noch der deutsche Frauenfußball ein, der wie der Handball ja eher ein Schattendasein fristet, dabei haben sie die WM gewonnen, ohne ein einziges Tor zu kassieren. Und was ich noch viel erstaunlicher finde, die Damen können in einem Interview nach einem Spiel noch in ganzen Sätzen antworten. :)
Wollt ich nur mal angemerkt haben.

Rick hat gesagt…

@Daniela:
Danke. Falls Du als Pferdefachfrau wieder mal ein holsteinisches Zebra zur Pflege und zum Zureiten bekommst solltest Du also vorher nochmal genau schauen ob es nicht doch ein rekonvaleszenter Handballer ist. Sie sind beide ungefähr gleich groß und schwer.

@Bastian:
Danke für die Erklärungen, viele Nichtleser werden sich sicherlich gefragt was hinter der Abkürzung steht. Und wenn es in Unterneuntupfing jemals einen Sportverein geben wird dann muss der nach Deiner Lesart sicher THW heißen.

Der Frauenfussball hat vielleicht das Problem dass er sich trotz der großen Erfolge der deutschen Damen irgendwie wegen der gewohnten Erwartungshaltung des Konsumenten schwer vermarkten lässt. Der Kunde erwartet vermutlich beim Interview dass man dem Spieler anmerkt dass er schon 1000 Kopfbälle und Zusammenstöße zuviel in seiner Karriere hatte. Die Damen können zwar bei Siegesfeiern bereits noch falscher singen als die Männer, aber an den Interviews müssen sie wirklich noch arbeiten.

Anonym hat gesagt…

Bei mir würde jedes Zebra, gleich welcher Art,eine ausgsprochen liebevolle Pflege erfahren

Reverse Eating hat gesagt…

vielleicht sollte ich deinem tip nachkommen und mir ein spiel des thw zu gemüte führen, aber bisher habe ich handball sowohl aktiv, als auch passiv als ein spiel kennen gelernt, bei dem eine menschentraube über das feld wetzt, einer bewirft den torwart so doll er kann mit dem ball, und schon wetzt die traube zurück zum anderen tor.

zwischendurch wird immer mal wieder von der technik gebrauch gemacht, große sprünge auf dem knie oder ellenbogen zu landen...

so richtig begeistern konnte ich mich dafür bisher nicht.

Rick hat gesagt…

Ach, Handball ist wohl mehr etwas für harte Jungs und nicht für so sensible Intellektuelle wie Dich, lieber Herschel. Wobei, zwischen mitmachen und zugucken, da ist tatsächlich immer ein Unterschied. Ganz ehrlich, ich gehe auch lieber mit der russischen Damenvolleyballnationalmannschaft duschen als mir zB eine Partie im Unterwasserbowling bloß anzugucken. Auch wenn ich als 1.90 Mann nach oben greifen müsste wenn mich Frl Gamova bitten sollte ihr den Rücken zu waschen...

Reverse Eating hat gesagt…

es ist ja im allgemeinen mit viel weniger knochenbrüchen verbunden sport vor dem computer sitzend in der theorie zu betreiben - in welcher form auch immer.

und bevor ich mich in den mehrzweckhallen dieser welt eine medaille verkloppen lasse, gehe ich lieber dem blogsport nach, der ist gut für körper und geist. verbunden mit ein paar kraft- und ausdauereinheiten gibt es wohl keine umfassendere körperertüchtigung.

Rick hat gesagt…

Bloggen stählt vermutlich die Frustrationstoleranz an Wochenenden (und zuweilen auch innert der Woche).

Aber Blogsport? Herschel Rubinstein als Jean-Claude Van Damme der Internetschreiberei? Ich seh da schon was auf uns zukommen dass das Phase 5 Spiel und FFF000 noch bei weitem in den Schatten stellen wird...