12.10.2007

Knobelpreise

War noch in den ersten Jahrzehnten seines Bestehens ein Nobelpreis einer der begehrtesten und vor allem renommiertesten Auszeichnungen die ein Mensch erhalten konnte verkommen in den letzten Jahren vor allem die Literatur-, Wirtschafts- und Friedensnobelpreise zu einer politischen Veranstaltung. Es spielt dabei überhaupt keine Rolle welche politische Schlagseite dominiert (!) - aber verlieren Preise die nach Gesinnung vergeben werden nicht jeden Wert? Und da es jeweils um eine stolze Summe Geld geht - steckt da vielleicht unlautere Parteienfinanzierung dahinter?

Al Bore
So eben ist es bekannt geworden - ein Mann der in demokratischen Wahlen sogar zweimal einem Mann unterlegen ist der gerne von seinen Gesinnungsfreunden als dümmster Präsident aller Zeiten bezeichnet wird erhält eine grosszügige Wahlspende. Herr Gore bekommt den Friedensnobelpreis. Sein wertvoller Beitrag zum Klimawahn hat sicherlich dazu geführt dass die Kriegsparteien im Nahostkonflikt - Israeli & Pälestinenser - seitdem auf Anschläge und Militäraktionen verzichten weil dabei sehr viel schlechtes CO2 freigesetzt wird. Auch der Bürgerkrieg im Sudan ist dank Herrn Gores Klimaschutz zu einem Frieden gekommen, und auch die Militärjunta in Myanmar hat gegen die Demonstranten nur klimatologisch nachhaltige und erderwärmungsschonende Waffen eingesetzt. Man kann Herrn Gore nicht dankbar genug dafür sein.

Elfriede Jelinek
Es ist nicht lange her dass ausgerechnet Frau Jelinek den Literaturnobelpreis erhalten hatte. Das führte unter anderem dazu dass sich viele Österreicher fortan im Ausland als Flamen oder Dänen mit Sprachfehler ausgaben. Jelinek brachte als langjähriges Mitglied der österreichischen kommunistischen Partei wohl die heute für einen Nobelpreis gefragte Gesinnung mit. Da Kommunisten ganz besonders gegen Privatbesitz und für Umverteilung der Mittel der Reichen sind hat sie selbstverständlich die komplette Nobelpreissumme selber behalten - schließlich wollte sie niemand den schweren Gewissenbissen aussetzen so eine Summe gerecht verteilen zu müssen, eine noble Geste. Frau Jelinek steht im Ruf psychisch ein klein wenig eigen disponiert zu sein, vermutlich dachte sich das Nobelpreiskomitee genau so ein (aus)gezeichneter Mensch sei ein hervorragendes Vorbild für die Jugend.

Joseph Stieglitz
Schon ein paar Jahre zuvor erhielt Herr Stieglitz den Wirtschaftsnobelpreis. Herr Stieglitz hatte es zuvor sogar geschafft von der Weltbank gegangen zu werden. Zum Preis hat ihn befähigt dass er Wirtschaftsgott der Globalisierungsesoteriker wurde und als Clintonberater scharfer Bushgegner wurde. Sicher zurecht, aber der zuletzt in den Medien sehr gefeierte Siemensvorstand wäre rein inhaltlich mindestens genauso würdig. War aber ideologisch wohl nicht auf der richtigen Seite, so blöd kann es oft laufen.

Künftige Preisträger
Wir haben unseren Schwedenkorrespondenten gebeten die letzten Gerüche und Gerüchte in Stockholm, Oslo und in ausgewählten Surströmming-Lokalitäten aufzunehmen. Ein anonym bleiben wollendes Komiteemitglied erläuterte die Wahl Herrn Gores und künftige Überlegungen für nächste Jahre:

"Eigentlich hätten entweder Che Guevara, Josef Stalin oder Pol Pot den Friedenspreis bekommen sollen, aber man hat uns rechtzeitig darauf hingewiesen dass die Leute nicht mehr leben. Dann war Kim Jong-Il vorgesehen, aber da er nicht gerne fliegt und die Zugreise nach Schweden ihm zu beschwerlich war mussten wir einen anderen finden. Da die Leute von der anderen ideologischen Seite zuletzt nur auf Terrorbekämpfung gemacht hatten und die von richtigen keine nennenswert besseren Lösungen hatten musste es jemand sein der wenigstens ausreichend bekannt ist und das Geld braucht. Ich denke mit Al Gore hat der Richtige gewonnen. Heißer Kandidat für den nächsten Physiknobelpreis ist sicherlich Mahmud Ahmadinedschad, für alle anderen Preise Hugo Chavéz. Wobei, Fidel Castro sollten wir auch noch sicherheitshalber auszeichnen bevor er uns wegstirbt..."

Darüber hinaus wird hinter den Kulissen gemunkelt dass Michael Moore sehr aufgebracht darüber ist dass er heuer wieder nicht den Literaturnobelpreis (und vor allem das damit verbundene Geld) gewonnen hat, schließlich sei er der einzige logische Kandidat. Man sagt er wolle einen Dokumentarfilm darüber machen wie Bush ihm das Geld gestohlen habe das ihm aus Stockholm zustünde.

Priceless
Gottseidank sind wir von UNTERNEUNTUPFING Aktuell ein völlig belangloses Revolverblatt das niemals irgendeinem Preiskomitee auffallen wird. Durch unsere extrem non-parteiische Blattlinie laufen wir auch grundsätzlich nicht in Gefahr weder einen Nobelpreis zu gewinnen noch von der NPD gefeiert zu werden weil uns der Besitzer des ZDF, Herr Kerner, aus einer Talkshow wirft. Denn sollten wir irrtümlich mal in einer Linie mit den heutigen Nobelpreisträgern kommen könnten wir diesen Unfall unseren Lesern nur sehr schwer erklären...

Addendum: und dürfen im Nachsatz noch auf den Ig-Nobelpreis verweisen.
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Weitere Artikel zur Friedenssicherung im Sinne des Nobelpreiskomitees:
Hype Earth - Liedgut für den Klimawahn
Hygieneverzicht für den Klimaschutz
Der Popel ist Ausscheidung des Jahres 2007

(Bild: Wikipedia / Public Domain)

6 Lesermeinungen:

Unknown hat gesagt…

Aber geht gerade beim Friedensnobelpreis nicht gerade um die Gesinnung?

Schriftsteller haben auch in den meisten Fällen eine politische Gesinnung, ihnen wird von der Gesellschaft ja sogar ein bisschen die Rolle des "Gewissens der Nation" zugeschrieben.

Naja - und Wirtschaftswissenschaftlicher haben auch immer auch normative Vorstellungen und ihre Arbeiten sind oft davon geprägt, lässt sich letztlich auch nicht vermeiden.

Rick hat gesagt…

Nun, stephan, kann man nicht beim Frieden zum Beispiel jemanden nehmen der keine der gängigen Gesinnungen nahe steht sondern vielmehr zwischen dominanten Gesinnungen vermittelt hat?
1988 erhielten den Friedensnobelpreis die ideologisch völlig unverdächtigen Blauhelme, keine schlechte Wahl.

Und gerade bei den Literaten mag es schwer sein zB einen Herrn Pinter oder gar eine Frau Jelinek sich als Gewissen einer Nation vorzustellen. Letztere mag sich ja nichtmal selber. Kann hier nicht jemand genommen werden der äquidistant (!) zu allen Parteien und Glaubensrichtungen ist und dadurch erst glaubwürdig ist?

Reverse Eating hat gesagt…

sehr schöner bissiger artikel. ich denke auch, dass sich um eine politische schlagseite bemüht zu machen, keine rechtfertigung für einen nobelpreis ist. ich möchte nicht ausschließen, dass auch kommunistisch/konservativ angehauchte menschen einen fn-preis kriegen sollten, aber dann für eine leistung, die sie abseits von ihrer politischen gesinnung vollbracht haben.

im übrigen finde ich auch, dass wirtschaftswissenschaftler zum großteil deskriptive ansätze verfolgen. ihr problem ist nur, dass sie mit ihren modellwelten im normalfall an der realität vorbei rasseln.

Rick hat gesagt…

Danke Herschel.
Ja, die Wirtschaftswissenschaften. Oft hat man den Eindruck dass in D oder Ö nur jemand Wirtschaftsprofessor an einer staatlichen Uni werden (und bleiben) darf der glaubwürdig nachweisen kann das selber in der Praxis noch nie gemacht zu haben. Vermutlich kann man von eine(r/m) Unternehmer(in) des Jahres also um einiges mehr lernen als von einem durchschnittlichen Wirtschaftsprofessor (insb VWL). Nichtsdestotrotz muss man sagen dass es zB auch in Deutschland namhafte Wissenschafter gibt die trotzdem zuweilen auf lichtvolle Erkenntnisse kommen. Wen die libertäre Geschmacksnote nicht stört der mag zB hier mal vorbeischauen...

Anonym hat gesagt…

Also ich bin mir fast sicher, dass U9TA, wenn es als Lektüre bei einer der nächsten Gipfelveranstaltungen verteilt würde (auch wenn sich die geniale Schreibe vermutlich nicht verlustfrei in andere Sprachen transportieren lässt), bei den Teilnehmern(innen) den – bisher vernachlässigten – Prozess des Nachdenkens auslösen könnte; und damit wäre Dir der Friedensnobelpreis sicher. ;)

(An meinem Satzbau merkt man, dass ich gerade Moers lese, oder?)

Rick hat gesagt…

Nun, verehrter Erik, an der ausschweifend gesetzten Interpunktion merkt man zumindest dass Du anscheinend öfters als notwendig U9TA liest, was genauso zutiefst schmeichelt wie beunruhigt.

Egal, gerade bei den Literaturnobelpreisen merkt man dass ein Autor dafür abseits von der politischen Gesinnung ein ausreichendes Mass an Humorlosigkeit mitbringen muss. Wo auch immer die Jury lacht, der Keller muss bereits sehr nach am Erdinneren drann sein. Es gäbe genug große Humanisten die einen derartigen Preis verdienen würden (man denke zB an Terry Pratchett), allerdings wären ihre Bücher wohl unlesbar wenn sie so geschrieben würden dass man damit einen Nobelpreis bekommt. Aber vielleicht wird ja Wortjongleurs Bestes auch irgendwann mal nominiert ... ;)