27.12.2007

Die Helden vom Weihnachts-Notruf

Wie jedes Jahr haben die Weihnachtsfeiertage und die Art & Weise wie der moderne Mensch heutzutage diese Festtage zu begehen pflegt eine Spur der moralischen, gesellschaftlichen und gesundheitlichen Verwüstung durch das Land gezogen. Im Hochbetrieb menschlicher Katastrophen hatten ehrenamtliche Weihnachtsnotsorger wieder alle Hände voll zu tun...

Dienst wenn andere feiern...
Wenn Menschen kollektiv Verrichtungen & Verpflichtungen nachgehen dann müssen im Hintergrund immer dienstbare Geister gewappnet sein. Man denke zB an die Pinkelpause bei einem Fussball-WM-Finale: stets eine Herausforderung für jedes städtische Wasserwerk. Viel schwieriger jedoch wenn kollektiver Weihnachtstaumel mit allem drum und weg angesagt ist - hier sind alle Menschen die an den Feiertagen im Gesundheitswesen, im Sicherheitswesen oder in sonstigen öffentlichen Diensten arbeiten müssen froh über jede helfende Hand.

...oder sich und andere dabei vergessen
Wie zB den Helden vom Weihnachtsnotruf Ho-ho-ho e.V., einer freiwilligen Vereinigung die rund um die Weihnachtsfeiertage telefonische Seelsorge leistet und versucht jene Menschen die zu Weihnachten Schiff-, Darm- oder Stimmbruch erlitten haben an die richtigen Stellen weiterzuleiten. Wir durften mit dem sichtlich erschöpften Geschäftsstellenleiter Claus Santer ein kurzes Interview führen.

UNTERNEUNTUPFING Aktuell: Herr Santer, ist Weihnachten ein Fest des Innehaltens?

Claus Santer: "Leider nein, eher ein Fest des Hineinstopfens und anschließend nicht mehr raus Bekommens. Wir erhalten jedes Jahr unzählige Anrufe von Menschen die sich völlig überfressen haben und an hilfloser Übelkeit leiden. Wir verbinden diese Anrufer dann weiter an eine örtliche Pro Ana Gruppe deren Mitglieder dazu gute Hinweise geben können und wissen wie es ist wenn man Probleme mit Essen hat."

Aber es ist zumindest ein Fest des Friedens?
"Das kann man leider auch nicht sagen. Viele Menschen können zu Weihnachten jenen verhassten Verwandten nicht mehr ausweichen denen sie das ganze Jahr über zurecht aus dem Weg gehen. An den Weihnachtsfeiertagen brechen dann alle Feindseligkeiten und Aggressionen zwischen den Mahlzeiten offen aus die sich das Jahr über angestaut haben. Je nach Härtegrad vermitteln wir in diesen Fällen dann Sozialarbeiter, Polizisten, Mitarbeiter von russischen Inkassobüros oder Anwälte."

Ist es wenigstens ein Fest der Liebe?
"Nicht wirklich. Viele alleinstehende Menschen haben zB rechtzeitig dafür gesorgt ihren Haustieren Geschenke zu kaufen, stellen aber dann an den Feiertagen fest dass Single sein furchtbar öde ist, insbesondere im Vergleich zu den vermeintlich glücklichen Paaren die man im Umfeld zu kennen glaubt. Wobei uns nun weniger Anrufe erreichen die seelischen Beistand erfordern, vielmehr boomt zu Weihnachten das Last-Minute-Ficken. Wir vermitteln diese Anrufe dann an spezialisierte Speed-Dating-Agenturen. Manche auch an Weihnachtsbordelle wenn wir keine andere Hoffnung haben das Problem zu lösen."

Wie sieht es aus mit Fest der Freude?
"Negativ. Jedes Jahr werden mehrere hundert Eltern schlimm von ihren Kindern mit Holzspielzeug oder pädagogisch wertvollen Spielgeschenken verprügelt weil sich die Kids stattdessen Egoshooter, Alkoholika oder Drogen gewünscht hätten. Ehemänner werden verprügelt weil sie Dessous verschenkten bei denen sie sich in der Konfektionsgröße oder im Geschmack grob verschätzten. Schwiegermütter werden verprügelt weil sie den Weihnachtsabend dazu nutzten den Ehegatten mal so richtig die Meinung zu sagen."

Herr Santer, wo und wie werden Sie Ihr nächstes Weihnachten verbringen?
"Irgendwo verdammt weit weg wo niemand weiß was Weihnachten ist. Und wenn mir dort dann jemand 'Frohe Weihnachten' wünschen sollte dann gibt es ordentlich was auf die Fresse..."

Wir bedankten uns artig für das Gespräch, verzichteten auf jedwede Feiertagswünsche und baten die Schwester Herrn Santer wieder auf sein Zimmer zu bringen.

___

Weitere Artikel rund um Festtage:
Weihnachten steht kurz vor dem Aus
Mutters Tag?
Allerscheinheiligen

(Bild: Kenn Kiser / morgueFile / Morguefile terms)

8 Lesermeinungen:

Gaviota hat gesagt…

oh je oh je...das klingt gar nicht gut...der arme!!!!
Bin ich froh dem ganzen Trouble entflohen zu sein ;-)))) Kein Vollstopfen, keine Aggressionen, kein Herumwerfen mit Geschenken, da es überhaupt keine gab, und von "Verkehr" keine Spur *g*
Pühhh...noch einmal davongekommen :-P

Rick hat gesagt…

Was die weihnachtlichen "Verkehrsunfälle" betrifft, liebe Gaviota, muss eine hohe Dunkelziffer vermutet werden, schließlich lagen am Gabentisch sicherlich auch eine Menge abenteuerlicher Eheersatzartikel. Und da gab es sicherlich Fehlverwendungen die mensch dem behandelnden Arzt nur schwer in Würde erklären konnte...

Gaviota hat gesagt…

Davon weiß ich nichts lieber Rick...ich bin ein braves Mädel... ;-P

Anonym hat gesagt…

Ja Weihnachten und die guten diensttugenden der Geister. Die angesprochene Dunkelziffer, lieber Rick, übersteigt die künsten Voraussagen. In unserem Fribourgischen Hautspital musste deswegen die Notfallstation geschlossen werden. Chefärzte und Personal wurden zu Nervenzusammenverbrechern! Kein noch so armer Verunglückter konnte mehr aufgenommen werden. Man musste die armen Wesen und ihre Ersatzmanipulativa in die öffentlich rechtlichen Spitaleinheiten der ganzen Schweiz überführen, was zu beträchtlichen Verkehrsstörungen geführt hat. Zeitweise, wurde berichtet, sei der Verkehr völlig zusammen gebrochen. Man vermutet eine Klimaxkathastrophe pandemischen Ausmasses...

Brave Mädchen wie unsere verehrte Gaviota sind so selten geworden, dass man sie sicherheitshalber zu Weihnachten ausfliegen musste. Lab und Leben hing in der Schwebe....

Anonym hat gesagt…

Nächstes Jahr fahre ich auch ganz weit weg, um der Völlerei zu entfliehen. Wie alle Jahre wieder habe ich mir das ganz ernsthaft vorgenommen.

Ich wünsche einen Guten Rutsch und weiterhin gute Ideen! Möge der Humor Dich niemals verlassen ;-)!

Anonym hat gesagt…

Was den maßvollen Konsum fett(ig)er Weihnachts- und Nachweihnachtsbraten angeht, so hat ein kluger Mensch mal gesagt, man solle nicht mehr essen, als mit aller Gewalt reingeht.

Rick hat gesagt…

Die Schweiz muss sowieso ein heikles Pflaster sein, werter Dan, nachdem ein Problemwildschwein zuletzt einen Zug aus den Geleisen warf. Vermutlich lässt die pandämliche Klimakatakombe in der Schweiz die Viecher so groß werden dass sie locker auch kleinere Volvos locker mit einem Hauerhieb aufbekommen...

Gottseidank haben sie unsere brave Gaviota auch wieder retour lassen. Sonst wären diese Breiten wohl endgültig vor die Hunde gegangen...

Die größte Jahresendtradition, liebes Apfelherz, bleibt doch stets das Vornehmen und nicht das Erfüllen, oder nicht? ;)

Wären in unseren Breiten mehr Kanibalen, werter Spritkopf, so würden diese vermutlich über die viele Stopfleber schwärmen die in dieser Jahreszeit produziert wird...

Anonym hat gesagt…

Den alten Kannibalenjoke über den Clown, der so komisch schmeckt, erspare ich mir jetzt mal... ;-)