23.08.2007

New Monogamy - den Partner auf tolerante Art betrügen

Der moderne Mensch in der Überflußgesellschaft ist längst ein Rosinenpicker (selbst wenn er gar keine Rosinen mag) - er nimmt sich wo immer es nur geht im Eigeninteresse alle Rechte heraus und drückt sich wo geht vor den Pflichten und den Mühen der Ebene. Natürlich auch bei den Menschen die noch in einer festen Partnerschaft leben. Da muss es heute gleichzeitig die Sicherheit eines Zusammenlebens und das Vergnügen eines Junggesellenlebens sein. Und endlich gibt's dafür einen trendigen Namen...


Der neueste Trend
Wie der eidgenössische Blick ONLINE berichtet kommt aus (geben Sie zu, Sie und Ihre Ahnen ahnen es bereits) den USA wiedermal ein neuer Trend der wie alles Hinrissige vermutlich volley im alten Europa übernommen werden wird, samt dem trendigen Namen dafür : nämlich die New Monogamy. Vermutlich wird sie genauso erfolgreich sein wie die New Economy die auch aus derselben Gegend kam. Kurz zusammengefasst das Prinzip: Partner bleiben zusammen und öden & frustrieren einander sexuell auf offene, ehrliche, kultivierte und kommunikative Weise an, setzen aber gemeinsam präzise Regeln auf unter denen der jeweils andere sich auswärts vergnügen darf. Alter Wein in neuen Schläuchen? Oder ein nettes Thema um damit als Autor von Lebenshilfebüchern so richtig schönen Reibach zu machen? Urteilen Sie bitte selbst.

Die neuesten Umfragen dazu
Wir ließen es uns nicht nehmen in Zusammenarbeit mit Dr.Rosalinde Rötli vom Institut für Partnerschaftssoziologie in Gruezikon eine Erhebung zu machen welche Chancen New Monogamy in deutschsprachigen Landen besitze und wie die Leute dazu stehen. Hier die wichtigsten Ergebnisse:


  • Rund 26% aller Hörndlbauern (Agrarökonomen mit Nutzviehbestand) betrügen Ihre Frau mit Schaf oder Huhn während die Gemahlin den Postboten ähm empfängt. Die Vertreter dieses auch partnerschaftlich eher strukturkonservativen Erwerbssektors finden keine Freude am Begiff New Monogamy ("Numono...wos? Mia brauchn des neumodische Zeuchs nit, fragn'S meine Goassn, de brauchn des nia net...") und werden traditionelle agrarische Bräuche auch weiterhin nach der überlieferten Methode pflegen.

  • Rund 36,7% aller Singles die intim weitgehend von solider Handarbeit leben betrügen sich selbst gelegentlich mit einem anderen Partner. Wobei das Auswärtsspiel selten über 90 Minuten Nettospielzeit läuft und die Heimreise meist noch am Spieltag stattfindet. Man würde in diesen Fällen aber eher von einer New Sologamy denn von einer New Monogamy sprechen.

  • Gerade Paare im reiferen Alter geben oft an man würde sich nicht trennen weil keiner von den beiden jemals wieder einen neuen Partner finden würde. Oft wird artikuliert man sei ab 40 nicht nur nicht mehr am Arbeitsmarkt sondern auch nicht mehr am Paarungsmarkt vermittelbar. Experten nennen diesen Umstand aber nicht New Monogamy sondern Realistische Verzweiflung.

  • Nicht wirklich betroffen scheint vom Trend New Monogamy die Generation der heute 18-35 jährigen zu sein. Während bei altmodischeren Paaren noch Fundament einer Partnerschaft galt dass man in einer Beziehung auch einen Bezug(!) zum anderen Menschen hat, so haben die modernen jungen Menschen höchstens noch eine Beziehung (ein oft missbrauchtes Wort) zu ihrem Haustier, zu ihrem Auto, und hierzulande zunehmend auch zu ihrem Blog, aber selten zu einem Menschen aus Fleisch und Blut. Diese Generation überspringt daher einfach gleich den mühsamen partnerschaftlichen Teil und wechselt lieber intermittierend Lebensabschnittspartnerschaften von kurzer Dauer. Wird der andere Mensch fade so sucht man sich aus dem Internetbilderkatalog ein neues Teil. Forscher nennen das Phänomen New Superficialness.

Noch neuere Folgetrends
Das Zauberwort Neu in einer Wendung übt stets großen Reiz aus und bewirkt ausreichend Publizität wenn damit nur etwas beschrieben ist das abstrakt genug ist und keiner genau so richtig und jeder darunter etwas anderes versteht - man denke nur an Social News oder Neoliberalismus. So hörten wir zB dass es auch schon New Monotony Gruppierungen gibt: das sind Menschen die von Montag bis Freitag ihre beschäftigte Zeit im Büro mit möglichst ausgeschaltenem Hirn absitzen, Samstags saufen und am Sonntag den Rausch ausschlafen. 52 Wochen im Jahr, unterbrochen von der Urlaubszeit wo sinngemäß auf das Mo-Fr Ritual verzichtet wird. Das Besondere an New Monotony ist dass man das nicht mehr als eintönig empfindet sondern als notwendiges Ritual und regelmäßige Lebensgestaltung die dem Menschen Stabilität liefert.
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Weitere Artikel zum seltsamen Paarungsleben zeitgenössischer Menschen:
Silent Dating & Co - neue Wege um alleine zu bleiben
Wie Frauen ihren Partner wählen...
Swingerclubs - wenn Abwechslung Not tut

(Bild: imarsman / Flickr / CC BY-ND)

10 Lesermeinungen:

Unknown hat gesagt…

..... die meisten verheirateten leben in monotonie, äähhmm, monogamie, weil sie die folgen der polygamie fürchten, denn haste vier weiber haste auch vier schwiegermütter.....
..... dies kann nur umgangen werden, wenn man nur schwestern (am besten noch die eigenen.....) ehelicht, denn dann hat man wiederum nur eine schwiegermutter (und in diesem falle besorgt dann die eigene mutter diese funktion auch in personalunion.....).....

Rick hat gesagt…

Ein hochinteressanter Aspekt, wertes Kopfchaos, der den Artikel sehr bereichert. Geschwisterpaarung ist ja bei sehr vielen Tierarten durchaus der Brauch (meist mit einem Alphamännchen das eine Menge Weibchen dann ertragen muss, umgekehrt gibt es aber auch das Stachelschweinweibchen das nur einmal im Jahr kurz empfängnisbereit ist und an diesen Tagen sicherheitshalber die ganze Rotte beglückt, auch Libellenweibchen führen ein eher abwechslungsreiches Liebesleben).
Beim Mensch ist das heute auch gesetzlich ein wenig aus der Mode gekommen.
Nichtsdestotrotz: es gibt genug Menschen bei denen man quasi die ganze Familie, den Privatzoo, den Fussballverein etc mitheiraten muss weil diese Menschen dazu ewig mehr Bezug haben als zum Partner...

Reverse Eating hat gesagt…

new monogamy - wieso fällt mir so ein hirnrissiger schachsinn nie ein??

naja, aber die new monotony klingt sehr interessant. es sind einfach feste rituale, die dem leben halt geben... und der suff ø_Ø

Rick hat gesagt…

...wieso fällt mir so ein...
Vielleicht nennst Du es, werter Herschel, New Unimaginativeness und erklärst das an Deinen uninspiritusierteren Tagen als It's a feature not a bug für Phase 5? Dann erübrigen sich auch die leicht beleidigten Brandreden an die Mitphasekollegen wenn sie mal wieder auf der faulen Haut liegen und Dich die ganze Arbeit machen lassen...

P.S: Zum Thema - womit betrügst Du regelmäßig Dein Bier und die Herrenschokolade wenn die persönliche Frage erlaubt sei?

Anonym hat gesagt…

Bin ich froh, dass ich schon über 35 bin :;-) Pflege ich doch eine recht innige Beziehung zu meinem Blog und zu meinem Haustier.
Aber zu den New Sologamisten gehöre ich glücklicherweise auch nicht. So bleibe ich doch mir und meinem Motto treu: Liebe Dich, vor allen wenn Dich niemand anderes liebt.
Ansonsten halte ich von neumodischen Trends so gar nichts. Sollte ich mal wieder einen Partner haben, der mich betrügt, so würde er, wie schon seit Urgedenken, umgehend und in bewährter Art und Weise, mit bloßen Händen gewürgt und entsprechen gefoltert werden

Rick hat gesagt…

...Bin ich froh, dass ich schon über 35...

Mal aus der Redaktionsstube geplaudert: ein Großteil des Aufwands besteht zB darin Wendungen zu finden die keine juristischen Folgen provozieren. Ein weiterer besteht darin willkührlich festgelegte Altersangaben so festzusetzen dass man zB heute nicht wieder dieselben Leute im Umfeld beleidigt die bereits gestern oder vorgestern drann waren, sondern eben den Wahnsinn gerecht zu verteilen... ;)

Alleinstehende Frauen sind heute ja sehr modern. Früher brauchten sie zB noch Partner die sie in ihrem Äußeren verunsicherten und bemängelten. Heutzutagen schaffen sie das schon super alleine selber, zumindest was ich da und dort zuletzt so gelesen habe... ;)

Anonym hat gesagt…

so so ....DAS war also WILLKÜRLICH festgelegt ? ;-))
Ehrlich gesagt glaube ich aber, dass viele alleinstehende Frauen nach einener gewissen Zeit viel mehr Selbstvertrauen bezüglich ihres Äußeres entwickeln können, als in einer schlechten Partnerschaft

Rick hat gesagt…

...nach einener gewissen Zeit viel mehr Selbstvertrauen...

Man sagt ja oft dass Selbstbewusstsein bei der Frau ähnlich reift wie bei einem guten Wein. Spätestens nach dem Klimakterium steht Frau weitgehend über Fragen des Aussehens, und zwischen 80 und 100 fangen Ladies sogar wieder richtig mit dem kokettieren an... ;)

Zu Selbstwahrnehmung im Vergleich Partnerschaft / Alleinstand gibt es recht unterschiedliche Meinungen. Viele langjährige Singles beiderlei Geschlechts zweifeln oft mehr am eigenen Aussehen statt zu hinterfragen warum sie eigentlich so unausstehlich sind. In intakten Beziehungen wird oft behauptet dass beide Partner ihre Attraktivität aus der gelebten regelmäßigen Intimität beziehen. Allerdings sind die Gesundheitsforen auch proppevoll mit Einträgen jüngerer Mädchen der Art "Wir haben nur mehr 5mal die WOche Sex. Liebt er mich nicht mehr und findet er mich häßlich? Soll ich mich von ihm trennen?"...

Anonym hat gesagt…

"und zwischen 80 und 100 fangen Ladies sogar wieder richtig mit dem kokettieren an... ;)"

 Meinst Du, dass es dann nicht ein wenig zu SPÄT ist ;-)
Diese GESUNDHEITSFOREN... wo Du IMMER liest. .scheinen sehr inspirativ zu sein
 

Rick hat gesagt…

Die Gesundheitsforen sind extrem inspirativ, bereits seit Beginn von UNTERNEUNTUPFING Aktuell ist eine Rubrik Dr.(A.Tomara)Winter-Team geplant die die besten 5000 Fragen ebendort so behandelt wie man sich das von U9TA ähm erwartet ;) Das Problem dabei ist ein Juristisches: die Beiträge in Gesundheitsforen sind urheberrechtlich Eigentum des Forenbetreiber, die meisten haben sich in den AGB gegen Zitation und Verwertung geschützt und abgesichert. Es wird daher noch an einer juristisch einwandfreien Lösung gesucht, vom Stoff her könnte ich ansatzlos U9TA bis Jahresende alleine damit befüllen.

Bis dahin muss man sich zB begnügen um ungefähr zu ahnen wieviel Wahnsinn hier gerecht zu verteilen ist...