18.10.2007

Beschimpfen Sie Ihre Arbeitskollegen ausreichend!

Bild zum BeitragSind Sie immer noch der altmodischen Ansicht die Sitten heutzutage seien verrottet und Tugenden wie Höflichkeit, Respekt und gegenseitige Rücksicht sollten nicht nur das Arbeitsleben prägen? Dann lassen Sie sich schleunigst frühpensionieren, mit Ihren veralteten Einstellungen sind Sie keinesfalls teamfähig. Nun auch wissenschaftlich bestätigt...

Teamfähigkeit durch Beflegelung
Das Yahoo News Portal berichtet heute anhand einer AFP Pressemeldung dass britische Forscher herausgefunden hätten dass regelmäßige Kraftausdrücke unter Kollegen den Teamgeist fördern sollten. Professor Baruch und Absolvent Jenkins seien zur Erkenntnis gekommen wer Schimpfwörter verbanne kappe eine "Schlüsselverbindung" zwischen den Angestellten und beeinträchtige so die Motivation.
Fürwahr, schlechtes Benehmen ist ein Grundrecht jedes Menschen und gehört einfach dazu sich am Arbeitsplatz so entfalten zu können wie Mama es in den jungen Jahren stets verboten hatte. Da die Wissenschaft niemals irrt machen Sie am besten gleich morgen die Stuhlprobe aufs Exempel - verfluchen Sie den Portier, sagen Sie der Zicke im Sekretariat endlich wie fett sie ist (auch wenn sie in Wahrheit magersüchtig ist, dann erst recht), halten Sie ihrem Büronachbarn seine mangelnde Körperhygiene vor und wenn sie in der Vormittagsbesprechung nicht jeden Anwesenden ausreichend beleidigen können müssen Sie ernsthaft an Ihrer Teamfähigkeit arbeiten.

Hierarchien beachten
Allerdings komme die Studie auch zum Schluß dass Sie Ihren Chef eher nicht in Ihre Tiraden zur Teamgeiststeigerung einbinden sollten. Was einerseits bitter ist, ist der Vorgesetzte (oder Personen von deren gutem Willen man abhängig ist) traditionell jener Mensch an dem sich die meisten Verwünschungen aufgestaut haben die man schon ewig loswerden will und wo man seit Jahrzehnten auf den Lottogewinn wartet um der langjährig wartenden ultimativen Abrechnung endlich Ventil und Genüge zu tun. Aber andersrum gilt natürlich der Umkehrschluß : nach nebenan und nach unten können Sie treten soviel Sie wollen. Sagen Sie also Ihren Kollegen all das was Sie schon immer für Ihren Chef reserviert hatten. Greifen Sie ruhig kräftig in den Schlammkübel, das muss die Teamfähigkeit wert sein.

Kundenbeziehung pflegen
Außerdem komme die Studie auch zum Schluß dass man ebenfalls bei den Kunden nicht so kräftig hinlangen sollte. Aber Hand aufs HartzIV, die Studie wurde in England verbrochen und nicht in deutschsprachigen Landen. Da laufen die Stechuhren anders. In Deutschland z.B. ist der Kunde Streiks und Servicewüste so gewöhnt dass er lausige Behandlung sogar erwartet. Wer zu seinen Kunden freundlich ist erweckt sofort tiefstes Misstrauen, das kann schnell eine Geschäftsbeziehung zerstören. Gehen Sie daher mit einem Kunden so um wie mit einem lieben Kollegen - verdeutlichen Sie ihm ganz ehrlich wie sehr Sie ihn verabscheuen weil er Arbeit verursacht, wie unverschämt seine Kundenwünsche sind und dass Sie seine Visage nicht ausstehen können. Der Kunde wird Ihre ehrlich und offene Art mögen, dass stärkt sicherlich die Bindung zum Kunden.

Außerberufliche Partnerschaften
Was im Beruf recht (oder link, seien wir wie immer unparteiisch) ist ist für alle sonstigen Teams und Gemeinschaften nur billig. Wie oft hörten Sie schon in einem Sportinterview von den Verlierern dass sie am Platz nicht genug miteinander geredet hätten? Wie oft hört man den Rückblick von Geschiedenen die behaupten man hätte in der Ehe zu wenig miteinander geredet? Und wieviele Singles wissen beim (ersten) Date nicht was sie sagen sollen (weil sie das erste Mal nach ein paar einzeiligen Mails oder ein paar SMS wieder Inhalte von sich geben sollten die länger als 150 Zeilen sind)? Eben, stärken Sie den Zusammenhalt Ihrer Sportmannschaft indem Sie Ihren Mitspielern endlich mal vorhalten wie stümperhaft sie mit dem Ball umgehen. Gewonnen und verloren wird als Team, und wenn Sie Einzelsportler sind dann beschimpfen Sie sich halt selber. Beginnen Sie Ihr Date mit allem was Sie am Gegenüber stört, damit bauen Sie wirklich eine fundierte Bindung die auch noch hält wenn man das SMS geschickt hat mit dem man die "Beziehung" beendet hatte.

Kraftlos
Nach Bekanntwerden der oben genannten Studie haben uns von UNTERNEUNTUPFING Aktuell arge Zweifel befallen. Gilt hier zum Beispiel im Kommentarteil striktes Streit- und Beleidigungsverbot um unsere lieben Gäste nicht zu stören. Und auch sonst pflegen wir mit unseren werten Freunden im Unterneuntupfinger Umland betont freundlichen und hilfsbereiten Ton. Nun sollte das alles umsonst und gar kontraproduktiv gewesen sein? Sollten wir fortan der Welt nicht mehr mit spitzer Feder sondern mit dumpfem Hammer begegnen? Ist das vielleicht der Grund warum Blogs & Magazine die nur fremde Tittenbilder oder politisches Gezänk bieten mehr Leser haben als wir? Wir werden das mit unserem irischen Therapeuten John Jameson in einer ausgiebigen Sitzung wohl zu besprechen haben...

___

Weitere Artikel zur Arbeitswelt und dem richtigen Umgang miteinander:
Warum Sie in der Arbeit von 100% Schurken umzingelt sind
Komplimente richtig gemacht
Behandeln Sie Ihren Traumpartner wie ein Tier

(Bild: dkg / stock.xchng / Royalty free)

13 Lesermeinungen:

Reverse Eating hat gesagt…

beschimpfen ist ein mittel, das sparsam dosiert sein will. in der richtigen menge kann es wunder bewirken.

fluchen hingegen kann man gar nicht oft genug. die fäkalsprache ist die größte sprachliche entdeckung gleich nach dem sonett.

Rick hat gesagt…

Ja, ohne das Sonett wäre die Welt eine linguistische Wüste und wir wären auf Linguini angewiesen.
Danke für den Fluchen-Hinweis. Man denke nur an den Fluch der Karibik, was der an Leser und Zusehern angelockt hat. Nur, wie flucht man richtig karibisch? War zweimal dort, Kreolen sind meist nette Leute und hab dort wenig Fluchen vernommen. Hätte besser aufpassen sollen. Verflucht.

Anonym hat gesagt…

Und ich, werter Herr Rick, werde das Thema mit Johns Cousine Jenna besprechen.

Herzlich
Ihr Erdge Schoss

Rick hat gesagt…

Gut getan, werter Schoss, und stand es gemäß?
(Froh dass es gestern hier keinen Famous Grouse gab sonst hätten Sie sich öderweise mit G.Grass gütlich tun müssen, Sie Drauf gänger).
Herzlichst, Ihr Schafredaktor

Reverse Eating hat gesagt…

ja schöne scheiße, rick, da hast du deinen verdammten urlaub ja mal richtig kacke genutzt. ich hoffe dir ist wenigstens eine hübsche piratenbraut über den weg gelaufen, die dich mit rum-verschnitt gefügig gemacht und sich hernach fluchenderweise an dir vergangen hat. arrrrr! ;)

Anonym hat gesagt…

@Herschel: Dein letzter Kommentar sollte sich relativ flott in ein Drehbuch verwandeln lassen, zumindest ein Kurzfilm im Genre der Erwachsenenunterhaltung sollte drin sein. ;)

@Rick: Verehrter U9TA Gründer, bitte bleiben Sie bei dem Umgangston den alle U9TA-Fans so sehr schätzen; die Vorstellung, dass auf U9TA die "Hauptsatzeritis", gepaart mit Fäkalausdrücken, vorherrschen könnte, erfüllt mich mit Grauen.

Es lebe der Nebensatz! ;)

Rick hat gesagt…

Ja, lieber Herschel, die Zeit war damals nicht sehr vorausblickend genutzt. Man war noch um etliches jünger als heute, und alle Gedanken und Taten drehten sich um geiles Essen und schmackhafte Frauen...

Rick hat gesagt…

Nein, lieber Erik, Fäkalausdrucke soll es hier niemals geben. Ferkeleiausdrücke sind so eine Sache, die sind bei Google recht beliebt und man rät immer wieder dass man nicht gegen die große Suchmaschine arbeiten sollte. Und danke für das Feedback, wenn man hier mal wieder richtig daneben steht (was oft vorkommt) machen wir einfach einen Satz daraus.

Goggi hat gesagt…

Rick, ich wollte zu diesem Thema noch folgendes beifügen:

*************, immer ***** *** ** ***** ***** weil dann ***** *** *****, ******, und *****, so dass Du ****. ****** ***! ******** *** **** *****...

IST DAS JETZ ENDLICH KLAR!?

Rick hat gesagt…

Man merkt, lieber Goggi, dass in der Schweiz demnächst zur Urne geschritten wird. Es bewirkt dass Du Dich besonders gewählt ausdrückst...

Anonym hat gesagt…

Gar nicht so abwegig, wird doch von einigen Managern dieser Stil vorgeführt. In diesem Fall von Vorstandschef zu Aktionären. Bereits legendär ist der Kommentar von Hans-Peter Haselsteiner (seines Zeichen Vorstandschef von STRABAG) über die Aktionäre: das seien nämlich alle nichts anderes als "ungewaschene Neurotiker".

Rick hat gesagt…

Natürlich ist die kindgerechte Behandlung des Umfelds auch Managern vertraut. Insbesondere wenn sie aus einem kleinen Land kommen das im Weltaktienindex unbedeutender als Chile ist, sich aber größer fühlen als viel ruhigere Manager von Unternehmungen die die 1000fache Marktkapitalisierung haben. Herrn Haselsteiners Aussage fehlt natürlich jeder Stil & Würde, nichtsdestotrotz sollte man kurz innehalten ob da manchmal nicht auch ein klitzekleines Quentchen Wahrheit enthalten ist. Jedes Unternehmen und jeder Manager hat schließlich die Aktionäre die es/er verdient... ;)

Anonym hat gesagt…

[manueller Trackback]
Lt. Unterneutupfing aktuell gibt eine neue Studie, die belegt haben will, daß die Produktivität und Teamfähigkeit gesteigert wird, wenn man mal so richtig verbal ausfallend auf seine Kollegen losgeht.
Natürlich gibt es Ausnahmen: Chef und Kunde....