Novemberblues? Sie werden sicherlich zurecht einwenden dass dieser in unserer schnelllebigen Zeit bereits im Jänner beginnt, gleich mit den Schokohasen für das übernächste Jahr. Besonders in den Schlafzimmern da draußen. Also dort wo darin noch Paare wohnen. Es scheint wieder mal bereits sehr ernst zu sein, weil dieser Tage die Presse besonders gehäuft darüber berichtet, über erkühlte Leidenschaften die Leiden schaffen...
Ballung
Es gibt Tage da überfliegen Sie als Redakteur ihr Pressespiegelpult und sehen nicht nur die Fnords, sondern auch dass da irgendwie gleichzeitig eine Menge Artikel am selben Tag erschienen sind da draußen die auf den ersten Blick eigenständig sind, aber bei näherer Betrachtung gehören sie alle zur selben Geschichte, und da man quer durch den deutschsprachigen Raum unter verfeindeten Medien nicht wirklich von einer Absprache ausgehen kann muss wohl eine geheimnisvolle Macht dahinter stehen. Heute wohl der Dämon zwischengeschlechtlicher Lustlosigkeit. Vermutlich auch gleichzeitig zuständig für Kopfschmerz und Fluchtwillen.
Wenn wenigstens noch die Frau will
Beginnen wir beim Presserundblick in der Schweiz. Der eidgenössische Fixstern im hochseriösen Blätterwald Blick ergreift das Thema am Schaft : was tut Frau wenn ihre angetraute Schnarchnase lahmt? Nun, da der Artikel ein wenig dünn ist und alte Sitten unserer Urahnen heute ein wenig geächtet werden (einer der beiden nimmt eine Keule und schleift den anderen an den Haaren in die Höhle) wollen wir von UNTERNEUNTUPFING Aktuell ernüchternd feststellen: wer ER feststellt dass unter all den Dingen die IHN nerven SIE noch das größte Übel ist, oder wenn SIE feststellt dass ER sich verabschiedet hat von allen Mindesterfordernissen menschlicher Hygiene dann hilft jeweils nur mehr rohe Gewalt. Oder gibt es doch Hoffnung?
Sollte man den Partner ändern...
Genau am selben Tag erscheint beim Web.de Portal ein Artikel der sich genau damit auseinander setzt. Die meisten (erfolglosen) Paare beschäftigten sich nämlich sobald die erste große Liebe erloschen ist (also vermutlich kurz vor dem ersten Date das über eine Internetplattform zustande gekommen ist) hauptsächlich damit den anderen Partner so hinzufeilen dass er zu dem passt was man an sich selber natürlich absolut nicht ändern will, schließlich will man ja keinen Partner der einen dauernd ändern will. Vermutlich ein Misserfolgsgeheimnis vieler erfolgreicher Dauersingles. Wodurch man aber auch ehrlich zugeben muss - bei Dauersingles findet der Novemberblues nicht im Schlafzimmer statt, dem Schicksal sei gedankt für die allerkleinste Gnade.
...oder liegt es doch am Licht...
Den Partner zu ändern ist also eine eher mühsame Sache. Wie wäre es mit neutraleren Dingen in der geschlechtlich demilitarisierten Zone dazwischen. Vielleicht liegt es ja am Licht? Zumindest legt hier das Portal Web.de ebenso heute nahe sich im Schlafzimmer mit der richtigen Beleuchtung auseinander zu setzen, damit aus Feng Shui kein Fang Pfui wird. Allerdings auch ein heikles Unterfangen, Männer und Frauen sind da sehr unterschiedlich gepolt. Man sagt Männer brauchen die visuellen Reize, Frauen bevorzugen es lieber dunkler um ihre Unsicherheiten in Bezug auf ihr Äußeres zu kaschieren. Wenn Sie somit als Mann gerne Licht haben weil Sie sehen wollen wo Sie hinferkeln wird Sie die Dame der Unromantik zeihen, dunkeln Sie als Mann ab erwartet Sie der Vorwurf Sie wollten Ihre häßliche Partnerin nicht mehr sehen als unbedingt nötig. Paarungsverhalten ist nicht immer eine (auch intellektuell) lichtvolle Angelegenheit.
...oder sind es andere Dinge die nerven?
Wie auch immer, verfallen Sie bloß nicht in sinnlose Selbstreflexion wenn der Blues über die gemeinsame (Bei-)Schlafstätte hereinbricht, es liegt immer am anderen. Vielleicht lernen Sie die Macken des anderen zu lieben wenn schon das Ändern (siehe oben) nicht klappt? Zumindest schlägt das T-Online Portal dies in einem ebenso heute erschienenen Artikel vor. Oder quälen Sie gemeinsam mit Ihrem Partner einen Paartherapeuten, das kostet zwar ein wenig, aber damit geben Sie auch Menschen eine Erwerbschance die sich deshalb um das Leid anderer kümmern weil sie mit ihrem eigenen Leben nicht zurecht kommen.
Unwucht zu Beispiel?
In nicht wenigen Beziehungen erlahmt die gegenseitige Attraktion auch daran dass das nicht ganz so gesunde Leben äußerlich nicht wegzuleugnende Spuren hinterlassen hat. Richtige Ernährung und ausreichend Bewegung, dazu bleibt nun mal gerade in einer Beziehung keine Zeit in der nichtmal mehr durch Sex Kalorien verbrannt werden. Was den Novemberblues noch verstärken wird, ebenfalls heute wird mit einem weiteren hoffnungsvollen Gerücht aufgeräumt : Fleisch und vor allen Fett (zumindest das um die Hüften) lösen sich doch nicht wirklich in Cola auf (das T-Online Portal berichtet), mensch kann Fett also nicht wegtrinken. Bleibt doch nur Sport, Wundermittel oder sich damit abzufinden dass die Paarung im eigenen Schlafzimmer immer mehr an das Liebesspiel von Seekühen erinnern wird?
Dann eben kinderlos
Vermutlich gucken die Menschen aber auch einfach nur zu viel fern und erwarten vom jeweiligen Partner Sexualleistungen die heute niemand mehr imstande ist regelmäßig zu erbringen. Möglicherweise um ein wenig wieder in die richtigen Bahnen zu lenken legt das T-Online Portal noch einen nach: es sei gar nicht Ungewöhnliches sich eben für ein Leben ohne Kinder zu entscheiden. Und da kann man ja gleich auch auf jenen Prozeß verzichten der die Fruchtfolge überhaupt erst hervorbringen kann?
Bloggerblues
Galt früher der alte Spruch "Haben Sie noch Sex oder spielen Sie bereits Golf?" so muss man wohl heute Golf durch Bloggen ersetzen. Und auch in dieser Welt mehren sich die Beiträge der Art "Irgendwie macht Bloggen keinen Spaß mehr", "Heute fällt mir nichts ein.", "Liest ja sowieso niemand" oder "Bloggerhype neigt sich dem Ende". Der Novemberblues hat vermutlich im Schlafzimmer nur seinen Ausgang und zieht sich dann ins Arbeitszimmer und in die Büros weiter fort, wie eine unsichtbare Seuche...
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Weitere Artikel zum Miteinander in besonderen Phasen:
Internationaler Weltidiotentag
Saisonal abhängige Blödheit
Komplimente richtig gemacht
(Bild: Mickybrain / stock.xchng / Royalty free)
17.10.2007
Novemberblues im Schlafzimmer
Schlagwörter: Kalender , Lifestyle , Sexualität , Singles
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16 Lesermeinungen:
wie wahr, wie wahr.
ab und zu etwas blues ist heilend, aber bitte nicht im schlafzimmer:-)
...und gegen etwas Zeit mit der Blauen ist sowieso nix einzuwenden... ;)
ach nee...wie willst DU denn das beurteilen können he?
:-)
danke trotzdem....*sichgeehrtfühlt
der blues - generell gibt es dagegen nur ein mittel: indirektes licht. das wirkt wunder. beim bloggen, im schlafzimmer, beim bloggen im schlafzimmer, etc., pp.
Indirektes Licht?
Hmm. Wenn jemand wie Herschel so toll beleuchtete Fotos schießen kann dann wird das wohl stimmen, wer die Fotos gesehen hat glaubt instinktiv der Mann weiß wovon er spricht.
Allerdings ein inneres Gefühl rebelliert: Passivhäuser, Lightzigaretten, Schamhaarperücken, Passivtrinken, Nahrungsergänzungsmittel, indirekte Freistöße, Kuschelparties usw usf - wo soll das alles noch hinführen, hat das alles überhaupt einen Sinn?
Interessanter Beitrag werter Rick .-)
Wir leben in der 1. Welt.... und die meisten Menschen haben nur selbstgebastelte Probleme, Depressionen, Novemberblues... alles, weil sie die Zeit haben darüber nachzudenken!!!
Fragt ein Paar in der 3. Welt... oder einen wirklich kranken Menschen. Die haben ganz andere Probleme und beschäftigen sich bestimmt nicht mit der Frage: Ist meine Partnerin zu dick? Ist es zu viel Licht oder doch zu wenig? usw.
Es ist doch erschreckend festzustellen, mit welchen Themen sich die Medien beschäftigen und vor allem, wie sich die Menschen auch noch dadurch verunsichern lassen!
LEUTE: Bleibt wie ihr seid und geniesst das Leben, denn ihr habt nur eins. Macht das Beste draus und versucht einen Mittelweg zu finden: Nicht dunkel oder hell.... Da gebe ich Herschel Recht: Wie wär´s mit indirektem Licht??? In allen Bereichen des Lebens! ;-) Es liegt letztenendes alles im Auge des Betrachters....
..... nee, im schlafzimmer mag ich keinen blues ned, weder im november, noch durch das ganze jahr.....
..... marschmusik is' doch viel besser, nur wie krieg ich die blaskapelle in mein doch recht kleines schlafgemach.....?
*grin*
..... un' nu' ma' ernst.....:
..... nee, lass'n wir ma', beim thema sex kann ich einfach nie ernst sein.....
*grin*
Nun, liebe Gaviota, schön dass Du dann doch einen direkten und keinen indirekten Kommentar geschrieben hast.
Zu Deiner Kernthese: man blicke in die Gesichter der Menschen in irgendeinem bettelarmen ecuadorianischen Bergvolk und dann um 7 Uhr morgens in die Gesichter der Menschen in einer beliebigen städtische U-Bahn in Mitteleuropa. Und sollte niemals aufhören sich zu fragen warum erstere lächeln und zweitere so schauen wie sie nunmal schauen....
P.S:
Alle referenzierten Artikel kommen übrigens aus dem Lifestyle-Abschnitt des Unterneuntupfinger Presseschaupults. Wir haben uns ja zur Aufgabe gemacht Wahnsinn gerecht zu verteilen. Alleine mit dem was unter Lifestyle täglich hierzulande so publiziert wird könnte man Bücher führen...
Wertes Kopfchaos, verzeih was ich mir nicht verkneifen kann: wenn gerade Du von einer Blaskapelle sprichst dann klingt das nach einer ausscheifenden (sic!) Vergnügung in der Gruppe unter Gleichgesinnten... ;)
..... hier hat's gleichgesinnte.....?
..... hmpf, wo hab' ich nur meine trompete wieder hingelegt.....?
..... ach, ja, DA is' sie.....
*grin*
Gleichgesinnte? Hm, werter Kopfchaos, ich fürchte eher nicht. Vielleicht weltanschaulich, humoristisch oder klimawandlerisch, aber was die Blaserei betrifft wäre mir nicht wirklich jemand bekannt. Aber was weiß man schon von seinen Gästen...
Ja lieber Rick.... da könnte man wirklich Bücher mit füllen :-)
Du hast Recht...sie lächeln, egal was für Probleme sie haben und diese Freude am Leben vermisse ich oft hierzulande :-( Aber: Ich lasse mich nicht davon anstecken und strahle weiter durch die Welt. *strahl*
Gute Gaviota, strahlendes positives Wesen das/die Du bist musst Du aufpassen in Deutschland nicht auf die Liste rezeptpflichtiger Stimmungsaufheller genommen zu werden, Du kennst ja die Krankheitsbürokratie... ;)
wie heißt es so schön: leiden auf hohem niveau.
ich möchte depressionen und sonstiges nicht verharmlosen, aber menschen, die nicht wissen was sie am nächsten tag essen sollen oder wann ihr dorf das nächste mal von mordenden und vergewaltigenden guerrilas heimgesucht wird, würden sich wundern, mit welchen problemen sich der durchschnittliche westeuropäer rumschlägt.
da zeigt sich mal wieder, dass es eine welt voller glück nicht geben kann. da fehlt schlicht und ergreifend der kontrast. wenn einem nicht von zeit zu zeit (direkt oder indirekt) unglück widerfährt, weiß man das glück einfach nicht zu schätzen.
Ja ja...werter Rick...ich kenne sie ;-)))) und ich strahle weiter.... und weiter.....
Hmm, Herschel, d'accord. Es wird vermutlich mal Zeit für ein Essay über den reality check. Vielleicht am Wochenende. Wo es noch weniger lesen. Verflixt, das war jetzt irgendwie auch Unzufriedenheit auf einem gewissen Niveau...
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