20.11.2007

Alternativen zum Shareholder Value

Im letzten Jahrzehnt ist nicht nur aber vor allem in diesen Breiten das Shareholder Value Prinzip des Wirtschaftens sehr ins Gerede und auch in den Verruf gekommen, insbesondere bei jenen die keine Lust haben selber in ihrem Leben Risiko & Anstrengung zu übernehmen. So hat man u.a. den Stakeholder Value als Gegenkonzept entworfen. Allerdings gibt es noch eine Reihe weiterer populärer Wirtschaftungsentwürfe die es unverständlicherweise bislang noch nicht in die Lehrbücher geschafft haben...

Shareholder & Stakeholder Value
Wir wollen unsere LeserInnen hier nicht mit einem komplexen betriebswirtschaftlichen Diskurs langweilen sondern erlauben uns die beiden Betriebsführungsprinzipien anhand eines ganz banalen Beispiels zu erklären. Stellen Sie sich vor Sie führen eine kleine Würstelbude. Wenn Sie diesen Laden so führen dass Sie selber etwas davon haben (zB ein Einkommen) - weil schließlich müssen Sie auch den Kopf hinhalten wenn der Laden den Bach runter geht - dann machen Sie das nach Shareholder Value. Dieses Prinzip wurde von vielen Leuten die gar keine Lust haben das Risiko & die Arbeit auf sich zu nehmen eine Würstelbude zu führen als unbefriedigend beurteilt.

Daher hat man das Stakeholder Prinzip eingeführt: hier führen Sie den Laden so dass nicht nur die Kunden & Lieferanten zufrieden sind, sondern auch die Kommune in der Ihr Laden steht und die Ihnen das Leben mit Auflagen und Bürokratiekram schwer macht, die Gewerkschaften von Mitarbeitern die sie gar nicht anstellen weil sie den Laden alleine führen, die Gewerbeinnung bei der Sie gar nicht Mitglied sein wollen, und auch die Nachbarn die von Ihnen noch kein einziges Würstchen gekauft haben, aber Sie dafür zweimal verklagt haben wegen Geruchsbelastung. Gerade im deutschsprachigen Raum versteht man zweiteres Prinzip als optimales Anreizsystem für Unternehmertun in der idealen sozialen Marktwirtschaft.

Stateholder Value
Wer selber weder den Mut, noch die Kompetenz und schon gar keine Lust hat sich mit eigenverantwortlicher Arbeit zu ernähren sondern lieber von den anderen lebt (die dafür als Dank heftig für ihre gierige Profitmaximierung kritisiert werden) verfolgt das Stateholder Prinzip: soviel wie möglich vom Staat abräumen und so wenig wie möglich selber darin einzahlen. Menschen die nach Stateholder Value leben sind das Fundament jeder starken sozialen Marktwirtschaft.

Chairholder Value
Der Chairholder Value, auch Sesselkleber-Prinzip, wird besonders in der Politik, in Funktionärskreisen, aber auch in Volkswirtschaften mit strengem Kündigungsschutz geschätzt. Hier besteht das Ziel sich maximal ohne jede erkennbare Leistung für den welcher einen bezahlt zu bereichern und den eigenen Stuhl so abzusichern dass man selbst bei einem Vergehen nur woanders hin versetzt werden kann wo man dasselbe Geld bekommt, allerdings für noch weniger Verantwortung.

Steakholder Value
Wer nach dem Steakholder Value Prinzip lebt belastet sich nicht mit unnötigen wirtschaftlichen Fachkenntnissen sondern betreibt ein Personal Simplification Management: ist die Fleischportion am Teller groß genug dann ist alles in Ordnung, ansonsten wird solange gegen "die da oben" geschimpft, gestreikt, demonstriert, geklagt bis die Fleischportion wieder stimmt. In sozialen Marktwirtschaften ein sehr effizientes System. In völlig freien Marktwirtschaften sorgt es hingegen für besondere Schlankheit.

Scheckholder Value
Sehr materialistisch gesinnte Frauen im knusprigen Alter mit wettbewerbsfähiger äußerer Hülle berechnen den Sex Appeal von Männern gerne über den Scheckholder Value, je solventer der Typ desto attraktiv. Diese Sorte von Damen lebt privat bestens organisiert und hält sich je mindestens einen Mann für Schick, Scheck & Schock. Ersterer ist das Teil das frau auch in der Öffentlichkeit herzeigen kann ohne dass frau sich schämen muss dafür, Dritterer für die Erfüllung hormoneller Wünsche zuständig.

Sheepholder Value
Das Schafhalterwert beschreibt ein sehr einfaches Wirtschaftsprinzip wie es von den meisten Menschen betrieben wird die zwar doch zu Arbeit & Erwerbsmühe neigen, sich aber nicht mit den Details belasten wollen. Das Denkprinzip ist einfach: je mehr Schafe, Schweine oder Scheine auf einem Haufen desto besser. Und am Monatsende schauen wir dann ob es gereicht hat. Und der Steuerberater / Insolvenzberater erklärt einem am Schluß dann in unverständlichen Worten warum es nicht gereicht hat.

Spearholder Value
Klassisches Wirtschaftsprinzip das sowohl für juristische als auch natürliche Personen jeder Erwerbsart seit Menschengedenken die eigentliche Grundlage ist: wer den größeren Speer oder die größere Waffe besitzt diktiert den Preis und die Konditionen. Man ist also (auch bei den zuvor besprochenen Values) immer gut beraten etwas zu besitzen oder zu verkörpern was einem die Möglichkeit gibt andere in die Abhängigkeit zu treiben. Und wenn es - falls man selbst zu einem ungesunden Übermaß an Edelmut leidet - bloß dazu dient Nachteile abzuwehren.

Wacholder Value
Dieses Prinzip wird vor allem von älteren Ladys verfolgt die im Leben bereits etwas erreicht oder ihr Erbe nicht sinnlos verprasst haben und sich somit im Ruhestand einen gewissen Standard leisten können. Diese Ladys fliegen dann zB würdevoll nicht mit Ryan sondern mit der British Airways und lassen sich wacholdermäßig während des Flugs stilvoll & gelassen mit einer ausreichenden Dosis Gin Tonic vollaufen.
Da wir spontan tiefe Sympathie mit diesem Prinzip verspüren werden wir hier unterbrechen und die Redaktionsarbeit heute mit entsprechender praktischer Postevaluation beschließen...
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Weitere Artikel über Wirtschaft, Finanzen und sonstige Aspekte die besonders gerne von Leuten besprochen werden die von praktischer Selbsterfahrung unbelastet loslegen können:
Wie man ein Volk richtig zu Heuschrecken erzieht...
Populäre Formen sein Geld zu verbrennen
Frührentnertum will gelernt sein

(Bild: KillR-B / stock.xchng / Royalty free)

6 Lesermeinungen:

Anonym hat gesagt…

Wir steuern das Blogholder Value bei, auch als kognitives Verfassen von digitalem stripteasösen Hirnschmalz bekannt. Es wird dem Blogholder, der wahrscheinlich aus dem Steakholder mutierte, in psychohygienischen Blogcamps vermittelt.
Es verbessert zweifelsohne das genitivmanipulative Dativ des jeweiligen Blogholders, wobei wissenschaftlich nicht nachgewiesen werden konnte, ob nicht doch dessen publizistische Hype genetisch längerfristig Schaden nimmt.

Rick hat gesagt…

Ein hochinteressanter Gedanke, lieber Dan. Gerade diese Blogcamps machen einen außenstehenden ja ein wenig stutzig. Sind das die Nachfolger der 68er Kommunarden, wer zweimal mit dem selben verlinkt gehört schon zum Establishment? Oder eher halbstarke Blogabilly Gangs denen der Sinn einzig nach Clicks, Links und Blog'n Roll steht?

Anonym hat gesagt…

Wir vermuten, lieber Rick, dass es sich bei den Blogcamps um das globale Netzwerk des kleinen Mannes handelt, ein blogales BEF (BlogEconomicForum): Er fühlt sich dadurch mit den Grossen dieser Welt auf gleicher Augenhöhe. Im Spektrum der BC | BEF Teilnehmer werden alle humanoiden Bologlogen gesichtet die über das 5. Schuljahr hinausgewachsen sind und es (noch) nicht bis nach Davos geschafft haben. Da gibt’s den spätpubertären 68er genauso wie die frühreife Skinheadin. Interessanterweise fallen die sich grenzüberschreitend in die Arme und ein Xenophobes Verhaltensmuster scheint völlig inexistent. Gemeinsam allerdings, haben alle eine gewisse VerClick n’ Roll Mentalität wie du richtig vermutet hast!

Rick hat gesagt…

Was immer Du, lieber Dan, heute zu mittag hattest, ich hätte es gerne bestellt ;) Die Blogcamps mit einem BAFF bzw BEF zu vergleichen hat eine gewisse Qualität. Aber es ist irgendwie alles dabei. Das böse große Feindbild (die Suchmaschine). Die heilige Reliquie (der PageRank) und wie beim Social / Economic Forum wird viel geredet und damit nichts erreicht. Fragt sich nur mehr wer nun die Autonomen darunter sind...

Reverse Eating hat gesagt…

sehr interesanter artikel, besonders das wacholder-prinzip erscheint mir schmackhaft, solange genug eis und tonic im spiel sind.

ansonsten immer wieder von vorteil - abseits aller values - das "peter-prinzip. so lässt es sich leben.

Rick hat gesagt…

Toller Hinweis mit dem Peter-Prinzip, danke! :)
(damit ist wohl auch begründet warum ich Schafredaktor dieses Revolverblatts bin, ganz nebenbei...)