27.11.2007

Zeit für Herz IV

Die kalte düstere Jahreszeit mit scheußlichem Wetter ist wieder ins Land gezogen und bald nahen die Weihnachtstage. Gerade diese Feiertage alleine oder in liebloser Partnerschaft zu verbringen deprimiert Alleinstehende oder Alleingelassene besonders. Wird es nicht höchste Zeit der sozialen Marktwirtschaft endlich eine staatliche soziale Partnerbewirtschaftung folgen zu lassen?

Staatliche Grundversorgung
Eine der großen Errungenschaften der sozialen Marktwirtschaft besteht ja darin dass sich der Staat mittels Arbeitspolitik um das Erwerbsleben der Menschen kümmert. Wer für sein Geld arbeiten will bekommt Jobs vermittelt, wer nicht will aber könnte bekommt trotzdem ein Einkommen. Am schnöden Mammon mangelt es also nicht (zumindest staatlich, obwohl viele trotzdem gerne noch mehr hätten), allerdings sind immer mehr Menschen einsam, es mangelt an Liebe, Zuwendung und auch geschlechtlicher Verquickung. Aber es gibt nicht mal ein Liebesministerium für die bedingungslose Grundversorgung mit Liebe, und gerade aus der Arbeitspolitik könnte man sich da soviel Bewährtes abgucken.

Verstaatlichung der Partnerdienste
Während am Arbeitsmarkt staatliche Agenturen für die perfekte Vermittlung von Arbeit (bzw. Arbeitslosengeld) sorgen ist die Vermittlung von Liebespartnern im deutschsprachigen Raum leider völlig privatisiert, ob das nun analoge Partneragenturen sind oder Singlebörsen im Internet, oder etwa private schwarzarbeitende Kuppler. Das kann ja nicht funktionieren. Ein entschlossener Schritt gegen die Einsamkeit kann nur darin bestehen all die Dating-Communities und Vermählungsinsitute zu verstaatlichen. In Deutschland sollte eine Bundesagentur für Liebe entstehen, in der Schweiz eine RAUF ("Rasche Annäherung Unter F*ckwilligen"), in Österreich ein Paarungsmarkt Service Austria (PMS). Für schwer Vermittelbare sollte es Fortbildungskurse geben, Sozialarbeiter sollten sich um die Wiedereingliederung jener kümmern die sexuell schon mal straffällig geworden sind, und natürlich braucht es auch dringend Integrationseinrichtungen für ausländische Einheiratungswillige.

Gewerkschaftlicher Organisationsgrad
Aus der Wirtschaft wissen wir dass Gewerkschaften das konstruktive Rückgrat einer Gesellschaft sind während die privatwirtschaftlichen Unternehmen den destruktiven Nackenbrecher darstellen. Die Schlechterstellung von unselbständig Lieblosen gegenüber unselbständig Erwerbstätigen steht in direktem Zusammenhang mit der geringen gewerkschaftlichen Organisation der Ersteren. Es sollten also endlich auch Singlegewerkschaften gegründet werden die ihren Forderungen nach Liebe & Zweisamkeit notfalls auch mit Geschlechterkampfmaßnahmen Nachdruck verleihen. Im Wirtschaftsleben verhindern Gewerkschaften dass arbeitslose Erwerbswillige den arbeitsunwilligen Streikwilligen die Jobs wegschnappen. Ehegewerkschaften könnten sich hier eine Menge abschauen und dem ganzen Fremdgehen und dem Ausspannen von Partnern endlich ein Ende setzen.

Verstaatlichung der Versorgungsunternehmen
Manchen Menschen dürstet es nach Liebe & Zuneigung und menschlicher Wärme, andere wiederum wären schon mit gelegentlicher hormoneller Entlastung zufrieden. Wir brauchen somit ein staatliche Grundsicherung auch in sexuellen Dingen, speziell für ästhetisch oder charakterlich minderprivilegierte Menschen die ihre Grundbedürfnisse nicht aus eigenem (Un)vermögen erreichen können. Durchgehende flächendeckende Versorgung, das weiß man sicher in einer sozialen Marktwirtschaft, geht nur mit staatlichen öffentlich-rechtlichen Betrieben. Dazu ist es notwendig endlich alle Bordelle und Callboyagenturen (plus freischaffende Eheersatzdienstleistungstreiber) in ein einheitliches staatliches Besamungs- und Begattungsamt zu überführen. Auch für die Bediensteten entstünden dann endlich vernünftige Arbeitsbedingungen wie Kündigungsschutz bis ins hohe Alter, Betriebsratswahlen, Arbeitszeiten von Mo-Fr, ein angemessenes Zulagensystem, entsprechende Dienstnehmerschutzbestimmungen am Arbeitsplatz etc. In Stoßzeiten sind die Bürger angehalten rechtzeitig ein Antragsformular für hormonelle Versorgung in 3facher Ausfertigung einzureichen.

Partnerschaftliche Absicherung
Eine Gesellschaft die mehr Scheidungsanwälte als Eheanwälte hervorbringt braucht sich auch nicht wundern wenn die Menschen das Trennen viel leichter heraushaben als die Verbindung. Auch hier sollte der Gesetzgeber Anleihen ziehen aus den Erfolgsgeheimnissen der überlegenen sozialen Marktwirtschaft. Und für den Paarungsmarkt übernehmen. Kündigungsschutz schafft und erhält Arbeitsplätze, es muss daher auch einen entsprechenden gesetzlichen Trennungsschutz geben, am besten ohne Probezeit. Auch in der Partnerschaft sollte die 35-Stundenwoche gelten, länger sollten einander zwei Menschen nicht ertragen müssen. Gesetzliche Schlafzimmeröffnungszeiten sollten vor sexueller Ausbeutung schützen, die Frequenz geschlechtlicher Aktivität darf nicht länger dem freien Markt überlassen werden sondern müssen Gegenstand von Kollektivverhandlungen der Geschlechtstarifpartner sein, nur so kann verhindert werden dass Partner in der Beziehung vernachlässigt werden. Es versteht sich von selbst dass entsprechende Behörden (Paarämter) eingerichten werden müssen um die Umsetzung modernerer gesetzlicher Rahmenbedingungen zu überwachen und ggf zu sanktionieren. Menschen mit besonders ausschweifendem Sexualleben müssen ihrer sexuellen Verantwortung nachkommen und einen Sexualsolidarausgleich an sexuell Bedürftige leisten, das verlangt zuguterletzt die soziale Sexualgerechtigkeit.
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Weitere Artikel rund um Menschen und Paarungsmarkt:
Nicht nur Managergehälter sind ungerecht hoch...
Saltys - außen rund & innen bitter
Partnerwahl: die Suppe macht den wirklichen Unterschied

(Bild: lynnc / stock.xchng / Royalty free)

8 Lesermeinungen:

Unknown hat gesagt…

..... ich möchte hier mit einem lied von konstantin wecker antworten.....:

..... es ist wieder so weit, es weihnachtet sehr.....
..... die dekorateure arbeiten schwer.....
..... und grosse kinderaugen gaffen
verzückt auf die neuesten spielzeugwaffen.....

..... die stadt ist belagert von weihnachtsmännern.....
..... vorsorglich gereinigt von punkern und pennern.....
..... im letzten waschgang weichgespült.....
..... dass auch jeder die reinheit der liebe erfühlt.....

..... und weiche flocken aus künstlichem schnee.....
..... umsäuseln verträumt dein portemonnaie.....

..... und draussen, wo wirklich die kälte wohnt.....
..... wo sich das christkindgesäusel nicht lohnt.....
..... drunten in den asylen und heimen.....
..... beginnt wieder das alljährliche schleimen.....

..... ja, da warten sie dann, die alten armen.....
..... auf das behördliche weihnachtserbarmen.....
..... und obwohl sie eigentlich gar nichts mehr glauben.....
..... haben sie immer noch leuchtende augen.....

..... und weisse, gepflegte politikerhände.....
..... beschwören betörend das baldige ende.....
..... einer not, die schon lang nicht mehr nötig ist.....
..... doch die beim fortgehn schon wieder jeder vergisst.....

..... und wie nebenbei wird dann noch angetragen.....
..... am wahltag das richtige kreuzchen zu schlagen.....
..... damit die wirklich grossen weihnachtsgaben.....
..... bei denen bleiben, die sie schon immer haben.....

..... und eisige flocken aus russigem schnee.....
..... brennen weiter löcher ins portemonnaie.....

..... und sie warten und warten, die alten und armen.....
..... auf wirkliche hilfe, auf echtes erbarmen.....
..... und obwohl sie eigentlich gar nichts mehr glauben.....
..... haben sie immer noch leuchtende augen.....

..... es ist wieder so weit, es weihnachtet sehr.....
..... und wir tragen an unseren geschenken so schwer.....
..... und wir sind ja so jung und so irre gut drauf.....
..... und helfen schon mal jemand vom boden auf.....

..... und das muss doch genügen, wir zahlen ja steuern.....
..... und wählen doch männer, die stets was beteuern.....
..... und während wir denen alles glauben.....
..... schleicht sich der glanz aus unseren augen.....

..... und es bläht sich und füllt sich das portemonnaie.....
..... und in die taschen der ärmsten rieselt der schnee.....


..... HIER kann man sich das ganze auch noch als mp3 'runterziehen.....

Reverse Eating hat gesagt…

verbeamtete huren und nummern ziehen im puff - da bekommt die aussage "ich muss noch behördengänge erledigen" gleich einen viel freundlicheren klang.

Anonym hat gesagt…

Lieber Rick, dein Aufruf grenzt ja schon fast an staatliche Barberei. Aber es hat was für sich. Mit einer Diärese der Fortpflanzungsbewirtschaftung, gekoppelt mit einer leistungsfördernden Lenkungsabgabe (z.B.pro F**ck 10€, oder einer degressiven Schlafzimmermaut die locker mit einem Trojaner zu überwachen wäre, müssten sich deine Vorschläge finanzieren lassen. Nur die kleralen Dienste müssten ruhiggestellt werden. ISLAM ≠ (wurde zensuriert).
RAUF Crashkurse in der Schweiz würde ich anbieten wollen.

Rick hat gesagt…

Ein Stück Besinnliches vom Wecker. Vermutlich käme das Lied aber am besten wenn es von Dir, wertes Kopfchaos, gesungen wurde, nachdem die Stimme zuvor ausreichend mit uisge geölt ward...

Wobei, guter Herschel, Deutschland ja bereits ein ganz reales Bundesbeschussamt hat in dem beflissene Staatsdiener regelmäßig einen abfeuern. Der Weg wäre nicht so weit...

Jetzt wärst Du, lieber Dan, beinahe über Deinen reichlichen Verstand gestolpert. Staatspolitische Reformen werden in der Praxis grundsätzlich niemals nach ihrer Finanzierbarkeit beurteilt. Allerdings hast Du natürlich recht, die im Artikel angesprochenen Reformen eröffnen auch ein weites Feld für fiskalische Gestaltung. Das würde sich wohl kein Finanzminister dieser Welt entgehen lassen...

Anonym hat gesagt…

"Staatspolitische Reformen werden in der Praxis grundsätzlich niemals nach ihrer Finanzierbarkeit beurteilt."
In der Schweiz schon lieber Rick... schmunzel ;-) weshalb sonst haben wir einen ausgeglichen Bundes Haushalt +1 Mia. im 2008!)

Rick hat gesagt…

So gesehen natürlich ja, lieber Dan. Schweizer können einfach mit Geld umgehen, 100e Diktatoren die ihr Geld eidgenössisch veranlagen können nicht irren ;))
Allerdings gibt es auch in der Schweiz mindestens 2 Parteien die nicht dafür berühmt sind besonders auf die Finanzierbarkeit ihrer Ideen zu achten (und wenn schon dann gehen die Vorschläge zulasten der üblichen Verdächtigen)...

Anonym hat gesagt…

Ein einheitliches staatliches Besamungs- und Begattungsamt, werter Herr Rick, das ist ein Vorschlag, der aufs Trefflichste Ihren strategischen Weitblick zeigt. Sie sind ein Stukkateur sondergleichen, der stante pede ins Kanzleramt gehört. Wann treten Sie an? Meine Stimme haben Sie.

Herzlich
Ihr Erdge Schoss

Rick hat gesagt…

Zuviel der Ehre, werter Herr Schoss. Statistische Untersuchungen haben gezeigt dass ich spätestens nach 58 Beiträgen 99,99% einer Referenzbevölkerung jeweils mindestens einmal ordentlich beleidigt habe. Jetzt sind es alleine hier schon über 200, vorangegangene Untaten ganz beiseite gelassen. Ich bleibe als Verschusterer bei meinen Listen. Das ist schließlich mein Geheimnis warum ich dort scheitere wo andere Erfolg haben.

Herzlich
Ihr Rick