26.11.2007

Hundssprache

Sendungen wie die Tier-Nanny oder Deutschland-sucht-den-Superhund erzielen hohe Quoten und immer mehr moderne Menschen entscheiden sich als Kind- oder Partnerersatz für den Hund als Haustier (vermutlich weil man diesen leichter wieder wegkriegt und er weniger nervt als die Alternativen). Unsere Sprache ist jedoch schon seit viel längerer Zeit auf den Hund gekommen...

Grundsätzliches
Grundsätzlich neigt der Mensch dazu in seinen täglichen Wendungen und Phrasen tierische Vergleiche einzuschließen. Ob nun jemand störrisch wie ein Esel sei, mit einem Adlerauge scharf sieht, genügsam wie ein Schaf ist oder stumm wie ein Fisch, die tierische Metapher überbrückt auch Bildungsdifferenzen und sprachliche Armut. Spätestens dann wenn in einschlägigen Diensten nach Menschen gesucht wird mit denen man so richtig schweinisch sein kann, und anschließend stolz den Kumpels/Mädels berichtet wird dass SIE wie ein Kätzchen schnurrte bzw ER wie ein Elch röhrte. Kaum ein anderes Mitgeschöpf jedoch prägt unseren Sprachgebrauch so wie der Hund, vermeintlich der beste Freund des Menschen (und zugleich Helfer wenn es ein Polizeihund ist).

Substantivisches
Wenn man zB zur Sache kommen will dann sucht man in des Pudels Kern vorzudringen. Außer Pathologen und Veterinären weiß wohl kaum jemand wo der liegt, und vermutlich wird er eher weich sein und nicht besonders appetitlich riechen, Menschen suchen ihn trotzdem. Und fühlen sich pudelwohl wenn sie ihn gefunden haben. Außer an Hundstagen, die mag mensch nicht so. Genausowenig wie das Hundewetter (man frägt sich an dieser Stelle was wohl Krokodilswetter, Kamelwetter oder gar Froschwetter sein mag?). In einer fatalistischen Phase wähnt man ein Hundeleben zu führen, oder man versucht es mit einem Dackelblick wenn man Mitleid erregen möchte. Junge neu eingestellte Mitarbeiter genießen häufig einen Welpenschutz und dürfen entschuldbar auch schon mal wo hinmachen wo man eigentlich nicht hinmachen soll. Später haben sie schon zu befürchten dass der Chef oder Patron seine Dobermänner schickt. Da sollte man dann schon ein paar Bulldoggen (Boxer,Ringer,Rugbysportler,Footballspieler) als Freunde haben. Aber auch kulinarisch ist der Hund im Sprachgebrauch vertreten: im Österreichischen kennt man zB Cevapcici oder Buletten in Brikettform auch als bochane Hundstrimmerl (=gebackene Stoffwechselendprodukte vom Hund).

Adjektivisches
Auch in den Eigenschaftswörtern kommt der Hund zu Wort. Menschen fühlen sich zB hundemüde oder hundeelend. Vielleicht kommt dies daher dass kaum ein anderes Mitgeschöpf das Mitleiderregen so gut drauf hat wie der Hund? Aber auch der rollige oder läufige Hund und dessen Verhalten in jener Phase hat Eingang in unsere Sprache gefunden, schließlich zeiht man einem hormonell besonders offensichtlich aufgestauten Menschen spitz wie Nachbars Lumpi zu sein. Kam dieser Mensch dann doch zum hormonellen Ausgleich ist er meist brav wie ein Schosshündchen (und damit ist nicht der Köter vom hochverehrten Herrn Schoss gemeint, so er überhaupt einen besitzt). Apropopo Hormone: unsere Stammleser werden nicht weiter überrascht sein dass es natürlich auch den doggy style (Angliszismus) gibt um die Stellung zu behaupten.

Verbialisches
Zuguterletzt ist auch hündisches Verhalten fest in unserem Sprachgebrauch verankert. In Phasen des Selbstmitleids denkt der Mensch er leide wie ein Hund. Lässt derselbe Mensch seinem Kummer freien Lauf so heult er wie ein Schloßhund. Baut er hingegen Aggressionen im Garten ab so gräbt er wie ein Erdhund. Gerade bei älteren Paaren mit einer dominanten Dame kann es schon mal sein dass der weibliche Haushaltsvorstand ihren Angetrauten so richtig anbellt. Eingeschüchtert dackelt er dann hinter seiner Frau hinterher beim Einkauf. Ist IHR etwas nicht recht zieht ER häufig den Schweif ein. Lässt SIE IHN hingegen ehelich gewähren dann kann er doch noch hecheln (meistens kurz).

Interrogatives
Was reden wohl Hunde so wenn sie sich über Menschen unterhalten? Und welche Fragen liegen Ihnen wohl auf der hechelnden Zunge wenn sie Herrchen/Frauchen so beobachten? Vielleicht sind es folgende Sätze?


  • Warum hebst Du nicht einfach das Bein wenn Du musst?

  • Warum machst Du Dir das Fell weg, sieht doch bescheuert aus?

  • Wenn Du den Menschen nicht wiedererkennst der Dich gerade gegrüsst hat, warum schupperst Du nicht einfach mal zwischen seinen Beinen?

  • Warum beisst Du nicht einfach den anderen der Dich gerade nervt?

  • Warum kratzt Du Dich nicht mit den Hinterläufen hinterm Ohr, aber mit den Vorderläufen im Schritt?
Vielleicht sind das die Fragen die einen Hund über den Mensch bewegen. Man weiß es nicht. Oder haben wir unter unseren Lesern zufällig einen Hundeflüsterer?
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Aus der Zoologie lernen
Tierschutz: wichtig, aber bitte richtig!

(Bild: ltshears / stock.xchng / Royalty free)

9 Lesermeinungen:

Anonym hat gesagt…

Kurzfristig, werter Herr Rick, hatte ich tatsächlich mit einem Hund geliebäugelt. Nachdem ich jedoch bei meinem Nachbarn Walter Serge sehen musste, dass Hunde nur begrenzt haltbar sind, sah ich davon ab.

Herzlich
Ihr Erdge Schoss

Rick hat gesagt…

Danke, werter Herr Schoss, für das Verlinkerte, genau diesen Artikel hatte ich gesucht und nicht gefunden.

Herzlich
Ihr Rick

Anonym hat gesagt…

Hundsätzliches habe ich bei meiner Schwägerin zu lange ansehen müssen, als dass ich mir einen Baumpinkler angeschafft hätte. Die Cons - trotz partnersuchförderlichem, leinenelangem Gesprächsfundus, überwiegten einfach. Deshalb habe ich nun zwei häusische Kartäuserkatzen. Toulouse & Lautrec. Er ein dümmlicher Macho. Sie eine Intellektuelle (las mir neulich Shakespear auf english vor - leider nur im Traum)!

Reverse Eating hat gesagt…

sehr schöne darstellung. nur den sog. hot dog vermisse ich. neben köttbullar wohl der einzige grund, warum kinder zu ikea wollen.

übrigens vermute ich, dass der gemeine hund dem menschen gegenüber zwar fleißig den dackelblick aufsetzt, aber hinterrücks über ihn lacht - den ganzen tag nur malochen, und sich abends nicht mal zur entspannung den schritt lecken können. das ist wahrhaft ein hundeleben.

Rick hat gesagt…

Vielleicht, lieber Herschel, leitet sich Köttbullar ja sprachlich von den deutschen Köterbällen her? Das Rezepte-Wiki empfiehlt als Beilage dazu übrigens eine Flasche Aquavit. Wie auch immer, faszinierend wie populär geshredderte Fleischabfälle beim Menschen sind.

Man sagt ja der Hund wäre ein Geschöpf dass sich einen Futtermenschen hielte. Nur beim Stöckchen kann er nicht aus, das scheint genetisch, dem muss er folgen. Was er mit Bloggern gemein hat...

Rick hat gesagt…

Nun, lieber Dan, die Alternativen zu Toulouse & Lautrec (schönen Namen) wären wohl Hans & Franz gewesen. Der Vorteil von Katzen ist dass sie gerne ihren eigenen Weg gehen. Man braucht auch nicht Gassi gehen und so. Und für Technikbegeisterte ergibt sich beim Katzenkistenmodding ein prima Betätigungsfeld...

Anonym hat gesagt…

Danke lieber Rick für den Tip! In unserer Volksbastelhochschule gibt's einen Grundkurs "KatzenPlumpsklos für Dummies". Allersdings ist die Warteliste enorm lang...

Rick hat gesagt…

Die Warteschlange, lieber Dan, betrifft nun tausende Kätzchen die mal dringend müssten aber auf eine Katzenkiste warten, oder auf hoffnungsvolle Teilnehmer an den Kursen?

Anonym hat gesagt…

Es hätte scheints, auch blonde Kätzchen die auf ein helfendes Hähnchen äh Händchen hoffen würden...