Das letzte der 6 großen Sumoturniere im Jahr ist in Kyushu soeben zu Ende gegangen und in sperrebedingter Abwesenheit von Oberchamp Asashoryu hat nach einem lange Zeit spannenden Turnierverlauf der Favorit Hakuho gewonnen. Die letzten News zu Kyushu, Asashoryu, Sumo und den ganzen Rest wie immer so beschrieben dass auch Nicht-Sumokenner mitlesen können...
Asashoryu
Auch wir von UNTERNEUNTUPFING Aktuell merken in unseren Zugriffsstatistiken dass sich die Menschen mehr für Asashoryu als für ein konkretes Turnier interessieren. Daher gleich vorweg die letzten Neuigkeiten zum gesperrten Superstar des Sumosports. Nachdem sich Traditionalisten und Modernisten wochenlang stritten ob Asa denn während seiner Sperre nun Japan Richtung Mongolei verlassen dürfte oder müsste war Asa dann einfach in seine mongolische Heimat geflogen um sich dort auszukurieren.
Seit Anfang November trainiert er dort bereits wieder emsig. Sollte Asa sich inzwischen auch psychisch wieder erholt haben so ist damit zu rechnen dass beim kommenden Jännerturnier ein mächtig angesäuerter Champion wieder in den Ring steigen wird. Und in Folge dessen im Dezember ihm die Trainingspartner reihenweise aus dem Weg gehen werden, auch unter Sumotori hat niemand große Lust darauf von einem motivierten wie angefressenen Asashoryu stundenlang wie ein Mehlsack durch die Gegend geworfen zu werden.
Mit dem Sumoverband wurde dann vereinbart dass Asa noch nicht während des Kyushu Turniers zurückkehrt, natürlich mit einer entsprechend verklausulierten diplomatischen Wendung begründet. In Wahrheit hätte sich kein Schwein mehr für das Turnier interessiert und das ist nicht gut für das Geschäft. Ende November soll der Champion nun offiziell nach Japan zurückkehren.
Gleich nach seiner Rückkehr ist geplant dass er sich sofort mit aufrichtig geheuchelter Einsicht gebückt bei den Verbandsfunktionären für sein vergangenes Verhalten entschuldigt, dasselbe nochmal in einer Pressekonferenz bei den Fans, dann sei die Sache erledigt.
Weil im Dezember finden die Winter Exhibitions statt bei denen Asa mitmachen soll. Ursprünglich wollte der Verband Asashoryu für ewig von den Promotionkämpfen ausschließen, aber nachdem die zuständigen Funktionäre eine satte Menge ziemlich häßlicher Fanbriefe bekommen hatten kam man dann doch recht rasch zu gütlicheren Gedanken.
Banzuke
Das Kyushu Basho ist lange Zeit spannend verlaufen. Was nicht nur an der Abwesenheit von Asashoryu lag und frühen Patzern des Favorits Hakuho, sondern auch an der besonderen Zusammenstellung des Spielplans im Sumo. Vor jedem Turnier wird die von allen Beteiligten heiß erwartete neue Banzuke (Rangliste) veröffentlicht.
Im Original ein Faltblatt von der Größe Niedersachsens das für das ungeübte Auge ungefähr so aussieht wie wenn ein Barcodedrucker von einem Virus befallen ist und dann in printmäßigen Diarrhoe verfällt. Für westliche Augen wird die Banzuke u.a. vom Verband dann etwas lesbarer übersetzt, das sieht dann ungefähr so aus.
Nicht nur radikale Islamisten betrachten den Westen als minderwertig, sondern auch japanische Sumo-Ranglistenbauer. Innerhalb einer Rangstufe unterteilen sie noch in Ost und West, wobei Ost höher ist (und natürlich links auf der Rangsliste). Der Yokozuna Ost (E-Y) ist somit die #1 im Sport.
Asashoryu hatte diese Position beeindruckende 28 Turniere lang in ununterbrochener Reihe inne bis er zuletzt 2mal wegen seinem ungebührlichen Ausflug in den Fussballsport während Krankenstand nicht mitmachen durfte und Hakuho somit erstmals als #1 geführt wurde.
An einem Turnier nehmen in der Regel zwei mal 16 Maegashiras (5.höchster Rang), 2 Komusubis (4.), ~2 Sekiwakes (3.), eine handvoll Ozekis (2.) und alle nicht gesperrten oder verletzten Yokozunas (1.) teil, das macht so rund 40 +/-Sumotori. Anders als in den meisten Turniersportarten wo die Spitzenspieler so gesetzt werden dass sie wenn das Turnier einigermaßen nach Ranglisteneinstufung verläuft erst zum Schluß aufeinander treffen können wird das im Sumo ein wenig anders gestaltet.
Die Banzuke wird in eine obere und in eine untere Hälfte geteilt. Und in den ersten 7 bis 11 Tagen eines Turniers kämpfen mal hauptsächlich jeweils die unteren Ränge untereinander, detto die oberen Ränge. Gewinnt einer aus den unteren Rängen dabei zuviel dann bekommt er in den letzten Tagen ein paar schwerere (sic!) Gegner.
Versäumt die Turnierleitung es einem Ringer der unteren Ränge rechtzeitig ein paar schwere Brocken (auch für Sumoverhältnisse) zuzuschanzen kann es schon mal passieren dass ein Außenseiter am Ende des Turnier die meisten Siege hat. Hinzukommt dass Sumoringer die aus demselben Stall (Beya, Team) kommen nicht gegeneinander antreten, es sei denn im Stichkampf am letzten Tag.
Langer Rede kurzer Unsinn: in den ersten eineinhalb Wochen des Turniers gab es ein paar Rikishi die in den unteren Rängen recht lustvoll gewütet hatten wodurch die Ergebnisliste entsprechend kurzweilig war. In den letzten hat sich die Spitze dann gelichtet und Hakuho siegte nach Startschwierigkeiten ungefährdet, aber mit einem Ergebnis von 12-3 nicht sonderlich beeindruckend.
Kyushu
Was ist sonst noch passiert? Im Vorfeld des Turniers hatte Baruto einen kleinen zivilen Vorfall mit einem Einheimischen. Man muss vermutlich Japaner sein um einen 197cm großen und 170 Kilo schweren estnischen Sumoringer auf der Straße anzumachen. Ins Turnier ist er als Vorletzter der Rangliste gestartet und hat es als ex-aequo Zweiter beendet, eine starke Rückkehr in die oberste Spielklasse.
Alt-Ozeki Kaio hat in seiner Heimatstadt zum dingszehntenmal erfolgreich seine Herabstufung verhindert und kommt erfahrungsgemäß deutlich öfters wieder hoch als Rocky (Balboa). Möglicherweise wird der Verband für ihn irgendwann mal eine eigene Seniors-Tour einrichten. Die 2.04m hohe athletische bulgarische Brusthaarwand Ozeki Kotooshu schied diesmal vorzeitig aus und ist das nächste Mal kadoban.
Und Zniachterl Ama wird vermutlich nach guter eigener Leistung (und schwacher Leistung eines vor ihm gereiten Kämpfers) beim nächsten Mal in den Sekiwake Rang aufsteigen. Beim nächsten Turnier wieder unter Mitwirkung von Asashoryu, außer er verletzt sich wieder und spielt im Krankenstand öffentlich mit bedürftigen Kindern Mikado.
Anbei wie immer noch ein Video zum Drüberstreuen. Diesesmal Asashoryu und der angesprochene Este Baruto (im blauen mawashi) bei der Arbeit. Man beachte auch den stoischen Kehrer und die japanische Form der Ringwerbung. Wer auf die Bunnies die man vom Boxkampf kennt hofft wird enttäuscht...
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2 Lesermeinungen:
Danke für das Video.
Wenn man die flotten Eurosport-Berichterstattungen
gewöhnt ist, ist die quälende Prozedur ein echter Kulturschock.
Zwischenzeitlich habe ich den Sandfeger GEHASST, grins.
Wie konnte dieses Land jemals zur Wirtschaftsmacht
aufsteigen?
Aber Spaß beiseite.
Ich bin auf meiner Suche nach einer Quelle
für die Sumo-Berichterstattung in der
"nach - Eurosport - Ära" hier wohl fündig
geworden.
Hier hat jemand echt Ahnung.
Wäre toll, wenn die Berichterstattung über
die zukünftigen Turnierverläufe aus gegebenem
Anlass noch ausführlicher würden.
Viele Grüße
Bis demnächst
Danke Anonym für den Kommentar.
Den Tournierverlauf verfolgt man am besten live auf der Verbandsseite. Wer sich für Japan interessiert mag vielleicht in dieses liebenswerte Blog einer Austauschstudentin hineinschnuppern.
Rick, U9tA Schafredaktor
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