Stellen Sie sich vor es ist Wimbledon und Roger Federer darf nicht mitmachen. In so einem Fall wittern natürlich alle anderen die große Chance auch mal gewinnen zu dürfen und geben sich doppelt Mühe. Unter ähnlichen Vorzeichen ist soeben das Aki Basho 2007 zu Ende gegangen. Wir berichten als (auch zeitlich) erste im deutschsprachigen Raum so dass auch Menschen mitlesen können die keine Sumoexperten sind...
Hakuho, Asashoryuo, Kotomitsuki
Gerüchten zufolge hat inzwischen der Oberchamp und in sportlicher Dominanz Federer des Sumos Asashoryu inzwischen nicht nur seinen verletzten Ellbogen und seine Schulter auf Eis gelegt, sondern auch seine zweite Karriere als Fussballer.
Nichtsdestotrotz, der Champ durfte wegen seiner Sperre nicht mitmachen wodurch sich alle anderen diesmal besonders anstrengten. Ozeki Kotomitsuki zum Beispiel, der erstmals im zweithöchsten Rang antrat, hat vermutlich Asashoryu besonders wenig vermisst, immerhin hat Koto gegen Asa in den letzten 4½ Jahren im persönlichen Duell mit dem Champ eine beeindruckende 0 zu 27 Bilanz hingelegt. Gewonnen hat aber dann doch die #1 des Turniers, der Mongole Hakuho. Es ist sein 4tes Yusho (Turniersieg).
Ama
Nicht alle Spitzensumotori haben den Körperbau eines ausgewachsenen Rhinozeros. Ama, ein Mongole mit bürgerlichen Namen Davaanyam Byambadorj, ist so schlank wie sein Name lang ist. Mit rund 100kg hatte er einst die oberste Spielklasse betreten, heute bringt er rund 120kg auf die Waage, womit er für Sumo-Maßstäbe nahezu ein magersüchtiges Zniachterl (österreichisch für: Mensch von sehr kleinem zierlichen Wuchs) ist.
Dafür gilt er als einer der wendigsten Techniker im Sport. Gegen die ganz großen Namen ist seine Leichtigkeit natürlich ein Nachteil, oft hat es den Eindruck dass sich Asashoryu gerade immer Ama aussucht und um wenigstens einmal mit jedem der 82 Kimarite (Technik mit der erlaubt ist den Gegner zu besiegen) in die Geschichte einzugehen. Ama kämpfte diesmal lange um den Turniersieg mit und wurde dafür mit einem Shukun-sho (Preis für außergewöhnliche Leistung) dekoriert.
Goeido
Viel Aufmerksamkeit hat ein junger Neuling gebracht bei seinem Debüt in der obersten Spielklasse (der Makuuchi Division). Ein Jüngling namens Goeido (Gerüchten zufolge soll er vom Verband NSK gedrängt worden sein wenigstens 2 Konsonanten in seinem Künstlernamen zu führen) ist zarte 21 Jahre jung und natürlich mit 140kg noch ein wenig schmal an den Rippen, aber das wird schon noch, Mutti wird ihren süßen verletzlichen Sohn sicherlich noch auf ein anständiges Männergewicht hochfüttern. Goeido hat sich so tapfer geschlagen dass er gleich einen Kanto-sho (Sonderpreis für besonderen Kampfgeist) verliehen bekam.
Baruto
Die Sumogesellschaft ist beinhart. Stellen Sie sich mal hierzulande vor jemand der sich über die Jahre hin zum Obergruppenkarteirat hochgealtert hat versäumte eine Plenarsitzung wegen Erkrankung und wird daraufhin automatisch zum Unterkarteioffizial zurückgestuft, Gehaltseinbussen inklusive.
Hierzulande undenkbar, da wird im unselbständigen Bereich nach Dienstalter statt Leistung bezahlt, Verschlechterung zT gesetzlich verboten. Anders im Sumo wo es (mit Ausnahme der beiden höchsten Ränge) keine Gnade gibt: muss jemand verletzt passen dann wird er automatisch zurückgestuft. Sofort. In einen niedereren Rang, ggf auch gleich in eine untere Spielklasse.
Der einsame Este Kaido Höövelson mit dem Kampfnamen Baruto (von englischen Journalisten in Japan liebevoll Bruto genannt, nach dem englischen brute und nicht nach Cäsars Sohn, seines etwas grobmotorischen Kampfstils wegen) ist so ein Opfer dieser harten Verletzungsregeln. Baruto war schon kurz vor dem Sprung in die obersten Ränge (Sanyaku), wurde aber durch Verletzungen immer wieder zurückgeworfen.
Diesmal hat er deshalb bereits zum 3ten Mal die zweite Spielklasse (Juryo Division) gewonnen, normal nur eine Durchlaufstation in die oberste Spielklasse. In der zweiten Leistungsklasse hat der Este der mit 170kg auf 197cm nicht mehr ganz so zerbrechlich ist auch körperlich gewisse Vorteile. Für die anderen Zweitligisten ist es vermutlich ungefähr so wie wenn ein normaler Mensch versucht ein rückwärts rollendes Auto per Hand mit dem Körper abzufangen.
Kadoban
Einzig die absoluten Obermotzkis im Sumo sind ein wenig verschont von dieser automatischen Verletzungsrückstufung. Der zweithöchste Rang Ozeki genießt z.B. das Privileg bei einem Turnier negativ abschneiden zu dürfen (sei es sportlich, sei es durch Verletzung), worauf der Ozeki in den kadoban (im Sumo kein Rebellenstützpunkt oder Sternensystem im Alpha-Quadranten, sondern eine Art Verwarnung) fällt, wenn er beim nächsten Turnier wieder positiv abschneidet darf er seinen Rang behalten. (Sumo-Experten werden jetzt nicht überrascht sein: Kaio ist natürlich wieder kadoban nach einer Verletzung, er führt gewissermaßen die Krankenstandsliste unter den hochrangigen Sumotori mit riesigem Vorsprung an).
Auch ein Satiremagazin wie UNTERNEUNTUPFING Aktuell könnte einen kadoban Status gut gebrauchen. Kaum schreiben wir mal einen Tag keinen Beitrag (oder keinen der den Lesergeschmack ausreichend trifft) purzeln die Leserzahlen wieder nach unten. Vermutlich liegt es daran dass wir auch noch keinen privilegierten Rang in der Satireliga erreicht haben...
Herr Hakuho bei der Arbeit in den letzten Monaten:
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4 Lesermeinungen:
Sag mal, woher weisst du über Sumo so gut Bescheid. Sprichst du etwa japanisch oder ist deine Frau Asiatin?
wenn ich das richtig verstanden habe, ist ein mongole der sieger?!!
und das, nachdem sie schon den anderen mongolen ausgeschlossen haben. hartes los für die japaner :)
Da wundert es nicht, werter Herr Rick, dass hierzulande derart wenig Beamte dem Sumosport fröhnen.
Herzlich
Ihr Erdge Schoss
@Carolus Magnus:
Beides leider nein. Langjähriges persönliches Interesse. Und da auffallend viele Google-Sucher über Sumobegriffe nach U9TA finden soll das Leserinteresse befriedigt werden.
@Herschel:
Richtig erkennt, ist so als wenn die zwei wichtigsten Champions im Wattwandern Bajuwaren wären. Bitter kommt hinzu dass im zweithöchsten Rang zwei Japaner sind die seit x Jahren nicht Yokozuna (=Obermotz) werden. Der dritte ist Bulgare. Der Vierte hat die 0 zu 27 gegen Asa und ist Japaner...
@Herr Schoss:
Wie immer trefflichst bemerkt, werter Herr Schoss. Eine Beamter hierzulande würde sich vermutlich auch weigern nur mit einem 6 Meter langen Tuch (mawashi) zur Arbeit zu gehen. Die im Schnitt wenige Sekunden lange Arbeitszeit würde vermutlich verlockend sein, das dafür notwendige harte Training wohl eher nicht so.
Ihr Rick
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