Damengymnastik ist nicht der einzige Sport bei dem die TeilnehmerInnen vorher eine Stunde lang beim Friseur sitzen um anschließend maximal 5 Minuten so richtig anstrengend ins Schwitzen zu kommen. Dasselbe kann man auch über Sumo sagen. Das Turnier in Nagoya ist gerade erst zu Ende gegangen und Yokozuna Asashoryu hat als Sieger gezeigt dass wieder mit ihm zu rechnen sein wird...
Dominatoren des Sports
Für die einen ist Sumo eine seltsame Art Elefantenturnen, für die anderen eine Cultsportart, für geborene Japaner (und auch Mongolen) eine Religion. So wie in den letzten Jahren Roger Federer das Tennis dominiert hat, so dominierte Asashoryu den Sumosport. Es gibt zwischen den beiden durchaus Parallelen, aber auch Unterschiede.
Yokozuna Asashoryu
Asashoryu heißt mit bürgerlichem Namen Dolgorsuren Dagvadorj und stammt aus der Mongolei. Japaner haben das nicht sehr gerne wenn der Großmeister im Nationalsport Sumo aus dem Ausland kommt.
Über 4 Jahre lang war Asa der alleinige Großmeister (Yokozuna) des Sports und die japanischen Fans wünschten sich einen zweiten Großmeister. Seid kurzem haben sie nun einen, Herrn Hakuho, wieder ein Mongole. Die japanischen Sumofans haben sich trotzdem gefreut, verhalten, aber doch.
Sumo Bräuche und Rituale
Im Sumo ist es üblich dass Kämpfer quasi einen Künstlernamen annehmen. Meist heißen diese ins Deutsche übersetzt soviel wie Sanfte Morgenröte, liebliches Herbstveilchen oder Anmutiger Sonnenuntergang, kurzum lauter Wendungen die dem zierlichen gebrechlichen Naturell eines Sumoringers vollauf gerecht werden.
Sumoringer tragen bei der Arbeit ein 6m langes und furchtbar teures Tuch dass zu einer Windel geschnürt wird, weil Sumoringer sonst nichts an haben. Sehr fest geschnürt, schließlich sollten Tuch und Ringer gemeinsam aus dem Doyho (Ring) fallen oder geworfen werden, alles andere wird nicht als schicklich betrachtet.
Roger Federer vs. Asashoryu
Asashoryu hat mit Roger Federer gemein dass er den Sport in den letzten Jahren beeindruckend dominiert hat und Superlative geschrieben hat. Beide haben gemein dass lange Zeit hinter ihnen niemand war, neuerdings muss sich Herr Federer immer öfters ernsthaft mit Herrn Nadal auseinander schlagen, Herr Asashoryu schaute zuletzt nicht sehr glücklich aus neben Herrn Hakuho. Federer hat eine Stiftung die sehr viel Gutes tut, Asashoryu hat ebenfalls eine Stiftung, in der Mongolei.
Die Parallelen enden in charakterlichen Unterschieden: Herr Federer gilt als absoluter Gentleman, von Herrn Dagvadorj kann man das so nicht wirklich sagen. Asa ist bislang nicht wirklich als würdevollster Yokozuna (Grossmeister) in die Geschichte eingegangen, nimmt gerne mal im traditionsbewussten Japan schon den einen oder anderen Fettnapf mit und hat auch eine etwas seltsame Einstellung zu seinen Arbeitskollegen die nicht immer bewundert wird.
Denn beim Training (keiko) mit niederrangigeren Nachwuchskämpfern geht er häufig so hart zur Sache dass die anderen anschließend nicht mehr von einem Bündel nasser Wäsche unterscheidbar sind wenn Asa mit ihnen fertig ist. Zeitweise hatte Herr Asahoryu daher schon bei den anderen Stables (sinnigerweise mit 'Ställe' übersetzt, was vermutlich das robustanimalische der Kämpfer unterstreichen soll) Hausverbot.
Champions haben es schwer #1 zu bleiben
Bei den letzten beiden Turnieren hatte Asashoryu Leistungen und Resultate gezeigt die man von ihm ewig schon nicht mehr gesehen hatte. So wie Federer der im Frühjahr zweimal gegen Canas verloren hatte, und das nicht etwa im Finale.
Bei beiden wurde schon von Absturz gemunkelt, Herr Federer beendete daraufhin Herrn Nadals Sandplatzserie, Herr Dagvadorj verpatzte Hakuhos Debüt als zweiter Yokozuna gründlich und holte heute sein 21tes Yusho (Turniersieg). In der mehrhundertjährigen Geschichte des Sumo gibt es nur wenige die mehr Turniere gewannen.
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6 Lesermeinungen:
hmm...irgendwie kann ich mich für die ästhetik des sumo-ringens nicht ganz erwärmen. wahrscheinlich hänge ich zu sehr dem schönheitsideal des schlankseins an.
eigentlich schade....so'n bißchen...
Mag sein dass Damensumo in der Bantamklasse (ebenfalls nur mit einem mawashi bekleidet) höheren visuellen Wert für den Herren hat ;)
Sumo gewinnt enorm an Reiz wenn man sich mit der Tradition, Religion und der Geschichte auseinander setzt, die handelnden Personen ein wenig (er)kennt und vermutlich muss man auch ein wenig Schwäche für japanische Rituale haben. In Japan gelten Sumotori übrigens durchaus als sexy, nicht wenige der rikishi (Kämpfer) haben sehr zierliche bildhübsche Frauen. Und die Hochzeit war jeweils sauteuer (auch das ist Brauch)...
von dem hohen ansehen habe ich gehört, und auch, dass der yokozuna angeblich einen menschen bekommt, der ihm den arsch abwischt. als sumo-ringer kommt man da ja schlecht ran.
früher habe ich sogar selbst mit dem gedanken gespielt, sumo-ringer zu werden. allerdings reicht es nicht, ei juveniler schwabbel zu sein.
Nein, es reicht nicht ein juveniler Schwabbel zu sein. Und auch ein Yokozona fängt in den untersten Klassen an und gibt in den Lehrjahren zuerst mal den Diener für die Ranghöheren und Ranghöchsten. Im Sumo gilt noch Lehrjahre sind keine Herrenjahre, etwas was man im heutigen Wirtschaftsleben hierzulande längst vergessen hat wo zB auf Montagsdemos Leute die nicht mal das Zeug zur Büroklammer haben dafür das Gehalt des Vorstands haben wollen, weil sie sich ja so ausgebeutet fühlen.
Der zweite Haken an der rikishi-Werdung: die müssen ganz schön was dafür tun. Eine Menge Training, eine Menge Hochfütterung, eine Unzahl von öffentlichen Terminen (besonders in den sanyaku-Rängen, also die höchsten Ränge) und Autofahren dürfen sie auch nicht. Und was Dich, guter Herschel, besonders abschrecken würde - die müssen alle Vokuhila tragen, sonst geht sich die traditionelle Frisur nicht aus...
vokuhila? *schauder* da bleibe ich lieber student. dafür fordere ich auch kein überzogenes gehalt.
Ja, als Student kann man zwanglos auch zu einem LAN-Partyfight gehen ohne sein Haar zu einem Ginkgo Blatt frisieren zu lassen müssen. Man kann Pilze auf Brot züchten und sich mit Pils und Herrenschokolade vergnügen während die Diät der rikishi aus einer Menge Nudeln und bei manchen aus abenteuerlichen Mengen Reisbier besteht (zB Kaio & Miyabijama gelten als heftige Trinker unter Nippons aufgehender Sonne). Und schließlich fliegen einem beim Sumo nur dann die Kissen zu wenn man als Sumotori einen außerordentlichen Kampf geführt hat. Als Student bringt man das leichter zusammen, es reicht ein Stück Studentin zu Besuch und der Satz "Du hast doch zugenommen, oder?"...
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