12.01.2008

So macht Skifahren keinen Spaß mehr

Nun haben die Bürokraten, Verbotsmeier und Vorschriftsfetischisten auch die letzte Bastion ungehemmter Freiheit entdeckt : die Skipisten in den deutschsprachigen Ländern. Wo gestern noch das Idyll von liebevoll in den Schnee gefläzten sturzbetrunkenen Aprés-Ski-Spitzentrinkern das Bild prägte droht dem Freizeitsportler bald nur mehr Ärger und Unbill...

In der Zeitung
Nicht nur Die Presse hat es berichtet: in der Schweiz soll fortan geblitzt werden, nämlich wenn Pistenrowdies die Geschwindigkeit überschreiten. Der letzte Ort wo Mensch noch richtig Abenteuerer sein konnte somit auch getilgt, vorbei die Zeiten wo man noch über einsam verschneite Hänge gemeinsam mit 50000 angesäuselten holländischen Schneebrettartisten die unberührte Natur entdecken konnte und sich die Knochen noch auf heldenhafte Weise brechen konnte. Quer über alle Wintertourismusländer haben nun auch die Störenfriede des Menschen letzte Austobwiese entdeckt.

In der Schweiz
Natürlich sind die Geschwindigkeitsbeschränkungen auf Schweizer Pisten eine üble Sache. Alleine bei den Lauberhornrennen soll bereits ein imposantes Bußgeld von 86 Mio Franken zusammen gekommen sein, allerdings hat die FIS bereits protestiert. Als Ausländer sollten Sie die Schweizer Skigebiete sowieso meiden, schließlich gilt wer sich das leisten kann als Vertreter des ausländischen Kapitals. Deshalb werden Sie vermutlich zuerst von Autonomen und Davoser Globalisierungsfreaks verdroschen weil Sie Geld haben. Wenn Sie anschließend zu schnell auf Skiern flüchten zahlen Sie fortan Bußgeld. Um schlußendlich dann von SVP-nahen Hooligans vermöbelt zu werden die etwas gegen die Überfremdung eidgenössischer Pisten haben.
So macht Skifahren irgendwie keinen Spaß mehr.

In Deutschland
Wenn Sie in Bayern eine Bärenfellmütze tragen werden Sie im günstigsten Fall als Problembär abgeschossen. Im restlichen Deutschland von vandalierenden Knutfans überrannt. In die städtenahen Skigebiete kommen Sie ohne Feinstaubplakette am Hirn gar nicht rein. Wenn Sie einen ungewollten Abgang in den Wald machen und dort an einem Baum zerschellen haben Sie eine hohe Strafe zu erwarten, schließlich schädigten Sie damit einen CO2-speichernden Klimabaum. Sollten Sie es trotzdem noch bis zu einer Talstation geschafft haben kann es das auch schon gewesen sein - die Gewerkschaft Deutscher Liftwarte (GDL) fordert 31% mehr Lohn und ist gewillt dies mit Krampfmaßnahmen durchzusetzen.
Irgendwie nimmt das alles dem Skifahren doch ein wenig Reiz.

In Österreich
Auch in Österreich ist Skifahren ein wenig witzlos geworden. In den oberösterreichischen Skigebieten haben die Anhänger von Erich Haider mit dem Kampf gegen den Ausverkauf heimischen Wassers an das Ausland ernst gemacht - dort findet sich kein einziger Kristall mehr auf den Pisten und als Ausländer bekommen Sie dort in den Gaststätten maximal Trockenmilchpulver serviert. In den Wiener Bergen können Sie jederzeit in eine Wehrsportübung der Freiheitlichen geraten, über den burgenländischen Skigebieten hängt eine dichte Haschischdunstglocke, verursacht von Grünen die Rauchverbote umgehen. Die restlichen Skigebiete durchforsten christlichsoziale Bürgerstaffeln nach versteckten kosovarischen Rotzgören.
Nein, Skifahren ist irgendwie nicht mehr dasselbe.

In Unterneuntupfing
Unterneuntupfing ist unglaublich flach. Auch geologisch. Hier ist alpines Skifahren nur dann möglich wenn es 250 km/h Windstärke hat, man sehr weite Kleidung trägt und die Arme weit ausstreckt. Und daran Spaß hat abzuwarten auf welchem Laternenmast man aufschlägt. Daher verbringen wir von UNTERNEUNTUPFING Aktuell unseren jährlichen Redaktionsskiausflug in der Regel in Planica. Vor und nach dem Einkehrschwung mit Skifliegen. Doch heuer werden auch wir verzichten. Und lieber Schiefliegen.
Und wie steht es mit Ihnen? Werden Sie die Sanktionen und neuen Vorschriften auf der Piste erdulden? Oder den Winterurlaub lieber mit Gurkenbeobachten, Kunstrasenstreicheln oder Unterwasserbowling verbringen? Sagen Sie es uns!
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Weitere Artikel die mit diesem nur mäßig in Zusammenhang stehen:
Passivknutschen gefährdet die Gesundheit
Über Ski, Weltcup und Österreicher
Österreich international nicht mehr gefragt?

(Bild: LordeX / stock.xchng / Royalty free)

13 Lesermeinungen:

Robert Curth hat gesagt…

Das ist doch klar werter Rick. Legospielen - wer weiß wie lange ich das noch machen darf ohne als kleinteiliger Kindermörder gehängt zu werden.

Erdge Schoss hat gesagt…

Kunstrasenstreicheln, werter Herr Rick, scheint mir sehr interessant zu sein und genießt nach wie vor noch immer den Status Geheimtipp zu sein. Ist demnächst nicht wieder Jahreswelttag?

Gespannt
Ihr Erdge Schoss

Rick hat gesagt…

Kunstrasenstreicheln, werter Herr Schoss, hat tatsächlich was, ist allerdings nur Leuten zu empfehlen die psychisch stabil sind. Der nächste große Welttag steht uns am 15.Januar an, da feiert auch Unterneuntupfing Schossi Auferstehung. Welchen Wein würden Sie dazu empfehlen?
Ihr Rick

Rick hat gesagt…

Wenn ich es einen Menschen auf diesem Planeten zutraue, lieber Robert, über Metalego ein atemberaubendes Blog anzulegen, dann bist das wohl Du. Ganz ehrlich.

Anonym hat gesagt…

Kunstrasen kann doch auch mit der Schneekanone behandelt werden, weitverbreitet in Schweizer Hochalpagen. Die Streicheleinheiten gehen allerdings dem Rasen flöten - zu Lasten der Schneehasen.
Für Unterneuntupfing würde ein Schneekanonenwettschiessen möglicherweise den Karnakrafall ersetzen .
Da in der Schweiz Skipisten zu einem globalen Wirtschaftstaufftraktor geworden sind, lob ich mir die Mühe mit angeschnallten Fellen tiefverschneite, menschenleere Gipfel zu erklimmen um dann dem pulvrigen Tiefschneeabfahren zu frönen. Gefahren lauern zwar auch hier (Lawinen, Jäger, tieffliegende überschalljäger), but No Risk No Fun...

Anonym hat gesagt…

hallo u9ta,
skifahren ist doch schon lange out und ersetzt worden durch das praktische wasserskifahren. man kann es ganzjährig üben, ziemlich günstig sogar in der türkei in sogenannten all-inkluski-anlagen, die jetzt bedingt durch klimawandel auch in die schweizer berghänge einzug halten sollen. das motorboot wird in diesem fall ersetzt von ökologisch sauberen bergziegen (nur aufwärts). das matterhorn soll mit einer wasserrutsche plus skirinne spiralförmig um den berg herum ausgebaut werden um den neuesten trend kommerziell zu vermarkten. projekt-codename: wasserhorn.

Anonym hat gesagt…

Wasserschifahren in den Bergen? Ja sind denn eure Seen so steil????
Achg darum gewinnt ihr immer bei den Skirennen - ihr übt auch im Sommer...

Reverse Eating hat gesagt…

skifahren? also ich verbringe meine winter damit durch die norddeutsche tiefebene zu stromern, auf der suche nach einem anständigen schnupfen.
da pfuscht mir der staat zum glück noch nicht dazwischen.

Rick hat gesagt…

Es sind wohl schwierige Zeiten, lieber Dan, sowohl für die zwei- als auch für die vierbeinigen eidgenössischen Schneehasen. Man sagt es stürzten immer mehr weibliche Alpinistinnen schändlich in den Tod weil sie sich vor einer Tour heutzutage nicht nur gewissenhaft Augenbrauen, Achseln, Beine und Intim rasieren sondern auch das Steigfell...

Gaviota hat gesagt…

Ich war noch nie Skifahren, wäre vielleicht mal eine Erfahrung wert, auch wenn ich eher glaube ich stehe dann als eingefrorene Statue da *g*...*brrrr* ...mich zieht es eher zu warmen Gefilden.

Rick hat gesagt…

Danke werter Bernd für die Sicht des touristischen Experten. Eine Wasserskibergauftour mit Huskieziegen würde ich sofort buchen, hätte ich dabei nicht das ökologisch schlechte Gewissen dass damit auch die einheimisch bedrohte Art der Röstimaulwürfe empfindlich gestört wurde. Aber das mit dem Klimadings stimmt sicherlich: seit Jahren bereits sind die Eidgenossen beim Beach-Volleyball eine Macht - und das kann nur an den geologisch veränderten Bedingungen liegen...

Rick hat gesagt…

In Deinen Breiten, werter Herschel, biete sich natürlich Schiff fahren statt Schi fahren mehr an, und neben dem täglichen Brand könnte man auch eine Ladung löschen. Andererseits ist Hannover und Umgebung bekannt für seine einsteigerfreundlichen Pisten. Und für den Liebreiz der weiblichen Nordlichter. Dort Skilehrer zu werden hätte somit Charme...

Rick hat gesagt…

Wenn Du, liebe Gaviota, als eingefrorene Statue auf der Piste stehen solltest wird um Dich rund 10mal soviel männlicher Andrang sein als beim Punschstand für die Hüttengaudi ;)