06.03.2008

Recruitainment - Bewerben mit Spaßfaktor

Natürlich haben Internet und die Segnungen des Web 2.0 auch die Jobsuche, Bewerbungen und das sich Informieren über einen potentiellen Arbeitgeber verändert. Ein neuer Trend dabei ist Recruitainment. Hier stellt sich der mögliche Ernährer mit unterhaltsamen realistisch unrealistischen Videos vor und soll somit die Vorselektion für beide Seiten erleichtern...

Recruitainment bei Tchibo
Wie jüngst die Internet World BUSINESS in der Printausgabe 4/08 berichtete sei Recruitainment nun auch in Deutschland auf dem Vormarsch (und wird vermutlich in einem Land wie zB Österreich stets im Vorbeimarsch bleiben). Für Bewerber oder Jobsucher ist es ja nicht immer leicht sich vor zB einem Bewerbungsgespräch ein vernünftiges Bild über die andere Seite zu machen, konventionelle Internetauftritte hin oder her. Recruitainment (hier im Beispiel Tchibo) soll hier Abhilfe schaffen, ein virtueller Hochglanzunternehmensrundgang, so amüsant wie die 143.Debatte zur 68.Novelle der Bundesfuttermittelbeigabeverordnungssilosolidarabgabe, soll allfälligen Möchtegernmitarbeitern sofort vermitteln was sie erwartet. Vermutlich frägt er dann beim Vorstellungsgespräch "Und? Wo sind jetzt die ganzen Avatare die das Video versprochen hat? Und warum ist die Kantine so schmutzig?"

Recruitainment im Bereich Erwachsenendienstleistungen?
Es bleibt abzuwarten ob ein dröger Kaffeeröster nun mit Recruitainment seine Bohnen ins Trockene bringen kann. Interessanter wäre zB Recruitainment sicherlich in der Branche der Lustbarkeitsdamen, Massagestudios oder sonstigen Dienstleistungszentren für intime Bedürfnisse. Alleine die Zugriffszahlen und Werbeeinnahmen die durch Recruitainmentclips für diese Branche zu erzielen wären würden vermutlich ermöglichen, dass die aktuellen Bediensteten samt Chef und Zuhälter nicht mehr ihrer täglichen Knochen- & Fettarbeit nachgehen müssten.

Recruitainment in der Politikbranche?
Spannend wäre sicherlich Recruitainment für die Politik, vor allem wenn der Anspruch eines realistischen Bildes wirklich erfüllt werden sollte. Wer sich für einen Parteiposten bewirbt sollte dann schon sehen, dass ihn feudale Abendessen mit Lobbyisten erwarten, er oder sie muss aber auch dargestellt bekommen wie heikel die Prozeduren für die Entgegennahme allerlei Gefälligkeiten sind. Der Bewerber müsste Plenarsitzungen sehen wo alle, geistig entschlafen, die Hand zur Zustimmung heben müssen, egal welch Schwachsinn der heilige Vorsitzende verzapft. Erdrückt durch geile Sensationsjournalisten, oder im Bierdunst der eigenen Parteifans am Parteitag, die typischen Alltagssituationen sollten abgebildet werden. Und natürlich wie man sich richtig empört und buht wenn der politische Gegner im jeweiligen Parlament sprechen will.

Einen Anspruch den Recruitainment grundsätzlich weniger stellt ist dem potentiellen Mitarbeiter wirklich realistisch zu vermitteln welche Fähigkeiten er mitbringen sollte.

Self-Assessment
Dafür gibt es im Computerzeitalter gottseidank Self-Assessment-Programme. Auch wenn der knackige Trendbegriff mannigfaltig verwendet wird, stellen wir uns hier darunter einfach ein Programm vor das prüft was man so drauf hat für einen bestimmten Job. Ein großes generelles Problem unserer modernen Konsumgesellschaft ist ja maßlose Selbstüberschätzung, ob in Politik, im Beruf, im Sport und natürlich auch im Liebesleben. Ein gutes Self-Assessment-Programm sollte daher immer mit der Frage beginnen welches Gehalt der Bewerber denn so für seine selbsteingeschätzten Kompetenzen erwarte. Und dann die dazu passenden Fragen stellen. Ist der Bewerber anschließend ausreichend frustriert oder verliert er vernichtende Worte über das Self-Assessment-System dann ist es ein Gutes welches...
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Weitere Links rund um Arbeit 2.0 und so weiter:
Guter Ruf lässt sich kaufen
Nun auch Bordell-Standort Deutschland in Gefahr?
Qi Dung - Meditation für Weggetretene

(Bild: DefenseLINK / Public Domain)

6 Lesermeinungen:

Anonym hat gesagt…

Self Assessment sollte unbedingt auch in den Unternehmen und in der Verwaltung für das obere Kader eingeführt werden! Vielleicht könnte der Staat dann mit weniger Steuerflüchtigen rechnen, oder die Milliardenverluste in Unternehmen währen vermeidbarer.

Sogar ein unbeabsichtigter Nebeneffekt könnte sich einstellen. Dann nämlich, wenn ältere Arbeitnehmer auch wieder eine Chance für einen neuen Job bekämen.
DER Spassfaktor für alle, oder so...

Rick hat gesagt…

Um Leuten eine Chance zu geben, guter Dan, die wirklich arbeiten und vor allem leisten wollen (und das sogar noch kompetent) bräuchte man vermutlich zu allererst mal Dessessment Centers. Um die inkompetenten Sesselkleber von dort wegzubekommen wo sie fähigeren Leuten den Platz versitzen...

Erdge Schoss hat gesagt…

Auf ganz eigene Art vorbildlich, werter Herr Rick, waren diesbezüglich die hessischen Braunbären/NaturPfreunde Düsseldorf mit ihrem Wahlfilm, der rekrutant eine Kerbe kerbte, wie man sie bis dahin noch nicht gesehen hatte. Astreinrassiger Scheißdreck vom Feinsten.

Herzlich
Ihr Erdge Schoss

Rick hat gesagt…

Schade dass es im Hessischen dann nicht gereicht hat für die Braunbären, werter Herr Schoss. Jetzt nicht ideologisch gesprochen, wo denke man hin. Aber es hätte die derzeitige menage a cinq deutlich bereichert. Wo ja die Metzger nicht ihre dümmsten Schafe wählen will, oder wie ging der Spontispruch noch?

Erdge Schoss hat gesagt…

Es war wahrscheinlich irgendwas mit Koch, werter Herr Rick.

Rick hat gesagt…

Zuviele Köche verderben die Köchin. Wohl eine alles eine Frage von Mass und Ziel, für alle Beteiligten. Hätten Sie Ihre Kaiserschaft antreten, werter Herr Schoss, wäre das alles nicht passiert. Aber Hessen hat es nicht anders gewollt.