04.01.2008

Guter Ruf lässt sich kaufen

Das Internet hat auch maßgeblich das Wirtschaftsleben verändert. Personalchefs recherchieren heute bei Bewerbern im Internet nach deren Gewohnheiten und sonstigen Auffälligkeiten, Unternehmen bezahlen schon mal Websöldner um ihr Image aufzupolieren oder Meinungen machen zu lassen. Und gerade bei negativen Flecken gilt in Zeiten von Suchmaschinen-Cachespeichern: was einmal im Internet ist kriegt man nie wieder weg...

Reputationsmanagement
Nachdem heute das Printsegment immer mehr gegenüber den Onlinemedien das Nachsehen hat wird es vor allem für Unternehmen immer bedeutsamer im Internet für gute Stimmung für das Unternehmen zu sorgen (notfalls mit virtueller Gewalt) und schlechte Meinungen sofort zu erkennen und diesen entgegenzutreten. Wer das Geld dafür hat beauftragt dafür externe Experten. Und es liegt nahe dazu SEOisten und Suchmaschinenprofis zu beauftragen (die nicht selten auch den schönen Begriff Reputationsmanagement im Angebotsportfolio führen), schließlich haben diese Leute nicht nur große Kenntnisse darin jeden Schrott in der Suchmaschine ganz nach oben zu bringen, sondern auch noch einen größeren Mangel an Skrupel darin Qualitätsmängel als Gold zu verkaufen. Und Blogs, Foren und Communities sind schließlich dazu da um etwas nach vorne zu pushen, und wenn es sein muß im Schnullerboard für Kinder bis 3 Jahren.

Egosurfing
Selber bewerten und andere bewerten lassen ist fixer Bestandteil von Web 2.0 Plattformen. Längst gibt es Bewertungsdienste für die eigenen Fotos, Lehrer und natürlich Hotels, neuerdings auch für Arbeitgeber. Noch populärer ist es für Unternehmen wie Privatpersonen nachzugucken was es im Internet zu einem selbst gibt, beliebt für das Ego Surfing sind zB die Personensuchmaschine Yasni oder Dienste wie wholinkstome. Und daneben gibt es schließlich noch genug Webmaster und Blogger die mehr Zeit mit Google Analytics (oder vergleichbaren Statistiktools) verbringen als mit ihren Haustieren oder Geschlechtspartnern, falls jeweils vorhanden.

Eine typische Personalrecherche der Gegenwart?
Modernes Personalrecruiting lebt heute von der Sorglosigkeit und dem um sich greifenden Exhibitionismus in der virtuellen Gesellschaft. Ein typisches Gespräch in einer Personalabteilung kann man sich etwa so vorstellen:

Personalchef: "Frau Berger, was konnten Sie im Internet über den Bewerber Müller in Social Networks, Foren, Communities, Blogs, Homepages und sonstigen Diensten herausfinden?"
Assistentin: "Nun, Herr Dr.Nettelstett, der Bewerber Müller ist wenn man sich die Fotos auf seiner Hobbyseite so ansieht ein begnadeter Trinker unter Gottes weiter Sonne und hat, Sie gestatten *kicher*, ein ziemlich mickriges Geschlechtsteil. In einem Politikforum vertritt er obskure Gesinnungen und in einem Börsenboard pusht er dubiöse Wertpapiere. Seinen Announce auf einer BDSM-Plattform zufolge betrügt er vermutlich seine Frau. Beim Onlinepoker dürfte er wenn ich es richtig gesehen habe mittlerweile 20 Riesen im Minus sein. Kurz gesagt ich habe leichte Zweifel ob er der ideale Aspirant für unseren offenen Posten als Bilanzbuchhalter ist."

Contraputation
Und dennoch muß man sich fragen: ist es wirklich sinnvoll einen makellosen reinweißen Ruf zu genießen? Heißt es nicht zB "Ist der Ruf erst ruiniert lebt es sich ganz ungeniert?". Oder wie oft betonen Sportmarketeers "Wir brauchen originelle Typen & Bad Boys, brave Champions verkaufen sich schlecht und sind langweilig"? Und wäre nicht Amy Winehouse zB eine gute aber wenig bekannte Sängerin geblieben wenn sie nicht durch ein paar Eskapaden ihre Bekanntheit angekurbelt hätte? Vermutlich sollten wir von UNTERNEUNTUPFING Aktuell eine Sonderredaktionssitzung einberufen um darüber zu beratschlagen mit welch hirnrissigen Aktionen wir unser Image ausreichend weit verschlechtern können um unsere Leserzahlen explodieren zu lassen...
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Weitere Artikel die mit diesem kaum in Zusammenhang stehen:
«Wir pushen jeden Web 2.0 Dienst in die Gewinnzone...»
Googlenoia
Alles nur Inszenierung

(Bild: jschutt / stock.xchng / Royalty free)

11 Lesermeinungen:

Gaviota hat gesagt…

Ich dachte euer Ruf ist schon längst ruiniert!!!!!!!!!!!! Ist es nicht so??? Dann gehe ich wieder :-P
;-*

Rick hat gesagt…

Wie man von den Klabusterbeeren lernen kann ist nach unten hin immer noch Luft...

Robert Curth hat gesagt…

Ich habe mehrere hundert Treffer bei Google, eine Optimierung würde teuer ^^

Gaviota hat gesagt…

Von unten kann man so schön hochblicken *lol*

Monsieur Fischer hat gesagt…

... ich hab mal nen job nicht gekriegt mit der begründung: "monsieur fischer, sie sind ein guter journalist, haben sehr viel erfahrung und wären eigentlich der beste aller bewerber. wir würden sie gerne bei uns einstellen, allerdings müssten wir sie vorher bitten, die partybilder von ihrer homepage zu entfernen. wir sind ein national bekannter arbeitgeber und können uns sowas nicht leisten."

mein hinweis, dass ich auf diesen bildern gar nicht zu sehen bin in party-action, sondern nur mein freundeskreis, hat sie nicht interessiert. die einzigen fotos von mir haben mich zb mit tieren, beim essen oder beim fussballspiel schauen gezeigt. nie mit einem glas in der hand...

tja, ich hab dann die stelle bei diesem "national bekannten arbeitgeber" dankend abgelehnt!!

Rick hat gesagt…

Wenn Du Dich so weiter entwickelst wie bisher, lieber Robert, dann wirst Du in einzwo Jahren Google kaufen müssen... ;)

Ob mensch jetzt lieber die Position Oben oder Unten bevorzugt, liebe Gaviota, ist nicht nur beim Ruf eine Frage des Geschmacks... ;)

Rick hat gesagt…

Was für eine scheinheilige Bande, guter Reto. In Wahrheit war das wohl üble Ausländerfeindlichkeit weil diese Leute mit den Fotos nicht klar kamen die Dich im liebevollen Tächtelmächtel mit dem Mbongomädchen und ihren Mawasiziegen zeigten. Einfach niederträchtig sag ich nur.

Anonym hat gesagt…

Eine Möglichkeit wär doch auch die U9TA auf arabisch erscheinen zu lassen. Vorschlag: "Al Rikkja Arrabiata"
Dazu in der Erstausgabe ein Interview mit den 99 ewigen Jungfrauen.!

Astronomische Besucherzahlen und eine Bombenstimmung bei Ut9A wär euch sicher...
Und natürlich weitere Einträge in stupidedia

Rick hat gesagt…

Das Interview mit den dingsundsiebzig Interview hätte gewiß einen Charme, allerdings befürchte ich dass dann weltweit öffentlich von aufgebrachten Mengen die mit dem U9TA Logo bemalten Fische verbrannt werden...

(Ad Stupidedia: wenn im Stupidedia-Artikel jetzt auch noch ausreichend CC-konform zitiert/referenziert würde dann würde ich mich echt darüber freuen. So sieht es mit Stand 10:34 am nur geklaut aus *zwinker*)

Anonym hat gesagt…

ich werde es versuchen, wobei lieber Rick, deine Wendigkeit da ja händchenhelfend bezw. tippend mitccieren könnt.

Anonym hat gesagt…

Guten Tag,

unser Unternehmen bietet an, rufschädigende Einträge günstig und schnell entfernen zu lassen. Die eigene Reputation im Internet ist heutzutage nicht mehr wegzudenken, denn sowohl Kunden, als auch der Personenumkreis recherchiert im Internet. Ein negativer Eintrag kann so unkontrollierte Folgen haben. Der (potentielle) Job ist in Gefahr, die Kunden entscheiden sich lieber für ein Produkt der Konkurrenz, Familienkonflike drohen,...

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