24.03.2008

Zum Glauben bekehren

Herr Benedikt nutzte Ostern um öffentlichkeitswirksam einen Muslim zu taufen. Doch die befürchteten Wirbel auf diese Provokation blieben aus, vielmehr antworteten etliche weitere Glaubensgemeinschaften mit ähnlichen bahn- & nackenbrechenden Gesten um diese Geste der Verständigung weiterzutragen...

Die Muslimentaufe...
Wie in mehreren Medien geschrieben wurde hat Papst Benedikt die österliche Weltaufmerksamkeit genutzt um einen in Italien recht bekannten muslimischen Journalisten zu taufen. Ob die inoffiziellen Nachfeierlichkeiten in den vatikanischen Stiftskellereien versumpften wird nicht berichtet. Ein großes Risiko, den in unserer heutigen Zeit der permanent aufrichtig geheuchelten Entrüstung hätte diese Provokation auch weltweite Krisen und Scharmützel unter den Glaubensvertretern aller Geschmacklosigkeitsrichtungen hervorrufen können. Umso erstaunlicher dass auch Vertreter anderer Glaubensrichtungen diese Geste aufgriffen.

...und die Reaktionen darauf
Im kleinen Dorf Al Fanal in Bestialistan köpften Islamisten feierlich einen Christen. Ihr Sprecher meinte es seine eine feierliche Taufe nach ganz altem Ritus gewesen, und weil man in Al Fanal um diese Jahreszeit kein Wasser bei der Hand hat musste man ersatzhalber auf ein Schwert zurückgreifen. Der Christ (bzw. das was von ihm übrig blieb) sei nun glückliches Mitglied des wahren Glaubens. Der konvertierte Täufling wollte (oder konnte?) sich nach dem feierlichen Amt nicht selber äußern.

Ringlotte Bärloch vom Zentral der Empörung in Deutschland schlug diesmal sehr versöhnliche und konsensuelle Töne an. Sie bot dem Papst den Posten eines Untersekretärs im Zentralrat an wenn er sich öffentlich entschuldige (egal wofür) und er zuvor den Vatikan noch komplett in ein Antisemitismusdenkmal umbauen lasse.

Eine 300 Personen große linksbewegte Aktivistengruppe stürmte in Wulmsbüttel das Privatgebäude eines kleinen mittelständischen Unternehmers, enteigneten dessen ganzes Hab und Seel und verteilten den größeren Teil davon unter den eigenen Führungskadern, einen kleineren davon an erwerbsunwillige bedürftige Montagsdemonstranten, und den Verpackungsmüll an eine Familie mit 5 behinderten Kindern. Der Unternehmer, der bei diesem Akt von Civilcourage getragenen Strebens nach sozialer Gerechtigkeit mit leichten Schrammen davongekommen war, wurde von den Aktivisten nun auf die Liste jener nun mehr nicht mehr Reichen gesetzt die ihrer sozialen Verantwortung nachgekommen worden sind.

Ein paar hundert Kilometer weiter östlich stürmte ein Stoßtrupp national gesinnter Heimatschützer ein Wohnheim indischer Bauarbeiter, bemalten diese mit weißer Farbe und blondierten deren Haare mit Wasserstoff. Rajif (nun Ralf genannt) und seine indischstämmigen Kollegen genießen fortan uneingeschränkten Schutz der Heimatwächter wie deren Sprecher verlautbarte.

Folgen auch Sie dem Beispiel
Der Papst hat eine Welle interidiologischer Annäherung ausgelöst. Slowfoodianer haben zu Ostern ausgehungerte Veganer mit pflanzlichen Küchenabfällen versorgt, in bayrischen Bordellen durften konservative Mandatsträger durch den Vordereingang und bei Tage, in der Schweiz wurden drei Tage lang keine SVP Wahlplakate bespuckt. Verweigern auch Sie sich nicht dieser neuen Tendenz zur friedlichen Auseinandersetzung mit Andersgläubigen und gehen Sie auf diese zu. Wenn Sie wie unsere Stammleser ein sehr humorvoller Mensch sind und extrem unter den militant humorlosen Mitmenschen leiden machen Sie den ersten Schritt. Gehen Sie mit solch verbissenen Zeitgenossen in deren Keller zum Lachen. Jene könnten ja wenigstens eine gute Flasche Wein dort lagern...



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(Bild: Phydeaux / Pixelio / redaktionell und kommerziell)

20 Lesermeinungen:

bee hat gesagt…

Zum Kehren beglaubigen
Im schwäbischen Württemberg gibt es einen österlichen aber auch ganzjährigen Brauch, nachdem hier die kehrunwilligen Gemeindemitglieder in einer besonderen Kehrzeremonie beglaubigt werden. In Restdeutschland nennt man es Frühjahrsputz. Das Strahlen in Gassen und Gesichtern muss man selbst erlebt haben!

Rick hat gesagt…

Ja, das ist wirklich ein sinnvoller Brauch, werter Bee. Bei den Alpenländlern werden im Herbst zB Nachbarn, Verwandte etc zu den Obstbäumen abkommandiert und dort zum klauben bekehrt. Anders ist die familiäre Mostproduktion ja heute gar nicht mehr zu machen...

Anonym hat gesagt…

Ich brauche gar nicht erst in den Keller zu gehen, obwohl die Idee mit der Weinkontrolle nicht schlecht ist, sondern ich lese ihm u9ta Gschichten vor und bringe damit selbst militant humorlosen Mitmenschen zum Lachen. (;-)

tobiwei.de hat gesagt…

Aaaah. Ich? Den ersten Schritt machen? Die friedliche Auseinandersetzung mit Andersgläubigen suchen?

Ich bin hier in Berlin! Um eine Niveaugleichheit herzustellen, müsste ich meinen Job kündigen, Migrationshintergrund haben und Bushido hören. AAooouuuhhh... Ja ja, ich weiß. Guter Zweck! Na dann mal los...

Rick hat gesagt…

Natürlich, lieber Tobi, ist es gerade in Berlin eine Herausforderung die Annäherung mit einer gewissen Restwürde zu vollziehen. Du könntest Dich ja zB hochfressen und Dich als 196cm-Claudia-Roth-Lookalike-Transe stylen, oder zwecks Solidarität mal einen McDonalds verwüsten, damit würdest Du in bestimmten Kreisen sicherlich schon viel Sympathien sammeln. Und womöglich ein paar gute aktuelle Freunde verlieren...

Rick hat gesagt…

Ich würde lieber den Weinkeller plündern, lieber Helmut. Militant humorlose Menschen reagieren auf das Geschreibsel bei UNTERNEUNTUPFING Aktuell idR ziemlich aggressiv und verbalgewaltig, ganz besonders wenn sie keine Zeile von dem verstanden haben was hier oft zwischen den Zeilen steht...

Anonym hat gesagt…

Wie immer zu Ostern, ist er halt wieder auf dem Kreuzzug!
Der Benedikt und unterstreicht auch gleich den Führungsanspruch der kaltollischen Kirche indem er: " für die Juden betet. Auf dass sein Gott und Herr ihre Herzen erleuchte, damit sie Jesus erkennen, die Heilehand aller Menschen."
Diesen Anspruch hat er ja schon vorher angekündigt als er meinte: Protestanten sind keine Kirche

Rick hat gesagt…

Man stelle sich vor, guter Dan, Benedikt und die anderen Kirchenoberen anderer Konfessionen wären gezwungen Koalitionen einzugehen um für jeweils 4 Jahre ein Obergremium für die staatlich einheitliche Einheitskirche zu bestimmen. Es würde dabei wohl zugehen wie in Hessen...

Anonym hat gesagt…

Nicht auszumalen, guter Rick!

tobiwei.de hat gesagt…

Au, das wäre hart. Wir haben einen schwulen Bürgermeister, da ist man als Transe gar nicht so daneben. Und ich war schon in dem einen oder anderen Club, in dem mir "Typen" begegnet sind, die 'nen guten Kopf größer waren und samt haariger Brust in einem Kleid steckten. Issn bisschen strange hier, nicht nur mit den Bushidopatienten.

Und McDonalds verwüsten ist nicht mehr "in", seitdem sich die Problemfiliale unter den 80% Migranten in Kreuzberg etabliert hat, sind schon ca. 5% der 15% Gesamt-Autonomen weggezogen. Wurde mir erst letztens in einem intensiven Gespräch auf 'ner Party von einem Einheimischen erläutert: Seitdem McDonalds da iss, iss allet scheisse! Bloß weg hier.... Jener welcher lebt mittlerweile in Neukölln. Um die Ecke quasi...

In diesem Sinne...

Erdge Schoss hat gesagt…

Ich, werter Herr Rick, küsste meiner wunderschönen türkischen Nachbarin die Hand und aß indisch mit Bengan Baji & Shuk Ma’Kaan.

Herzlich
Ihr Erdge Schoss

Unknown hat gesagt…

@ tobiwei.de.....:
..... verbesserung der wohn- & lebensqualität durch die präsenz eines fast-food-tempels.....?
..... innovatives konzept, das würd' ich mir sofort patentieren lassen.....!
..... und, äähhem, das mit die kerls ind die kleider, ja, das is' meinen augen auch kein fremder anblick..... *zwinkerzwinker*
..... wobei die meisten dieser jungs tun sehr viel für's BSP, und unter uns pfarrerstöchtern, denen is' es oft auch recht sich mit fast-food ma' wieder einen anderen geschmack im mund zu holen.....

tobiwei.de hat gesagt…

@kopfchaos:

Na das ist doch die Idee. Ein alternativer Wohnpark, mit einem Schnellrestaurant für die alternativen Bewohner, statt einem Park mit Bäumchen und Ententeich für die Ökos und Omis.
Das schreit nach einem Franchise-Artikel, werter Herr Rick.

Und dass einige dieser Jungs in der Tat ordentlich was fürs BSP tun ist mir bewusst. Umso überraschender wie facettenreich deren Leben ist. Aber über die Möglichkeiten, den Geschmack im Mund wegzuspülen/wegzubekommen habe ich jetzt ehrlich gesagt noch nicht so intensiv nachgedacht bzw. nachdenken wollen... Es schüttelt mir. :-)

Reverse Eating hat gesagt…

sehr schön, ich sollte auch viel mehr bekehren. ich glaube, ich fange bei blogspot-nutzern an und schwatze ihnen wordpress auf :D

Rick hat gesagt…

Danke für das Update von vor Ort, lieber Tobi. Schlechtes Futter setzt sich also doch immer durch und ist völkerverbindend. Vor allem weil die Leute im Stand immer dicker werden und durch die Ausdehnung der Leibesfülle die Körper aneinander drängen. Abseits dessen muss man wohl sowieso Berliner sein um Berlin so richtig genießen zu können....

Rick hat gesagt…

Es ist ein Anfang, werter Herr Schoss. Und warum bin ich jetzt nicht überrascht dass dabei eine Frau im Spiel war....?

Rick hat gesagt…

Wobei, Kopfchaos, die Industrie ja da heutzutage ohnehin schon viele Geschmacksrichtungen anbietet... ;)

Rick hat gesagt…

Schreibt einem wordpress, guter Herschel, auch automatisch die Artikel und Beiträge, oder muss man dort auch immer noch selber mühsam kreativ sein (oder Kreativität ansprechend vorheucheln)?

tobiwei.de hat gesagt…

Die Kreativität übernehmen die Spambots für dich (V111agraaaa, Vaaa11111IIIIIuuuMMMM, und so...^^)

Und jaaa... genießen kann man Berlin auch als Touri, aber kennen und verstehen nur als Berliner. Dem stimme ich zu ;)

geschichtenerzähler hat gesagt…

Ich hoffe aber im Interesse des "Bekehrten" dass das Schwert einigermassen steril war, da die sonst sich darauf befindlichen Bakterien beim Stumpf absetzen und eine sofort tödlich endende Infektion auslösen.