Politiker, insbesondere je weiter sie abseits der politischen Mitte stehen, sind stets genauso einfallsreich bei der Erfindung neuer Steuern und Abgaben wie sie einfallslos sind bei Ideen zur Steuer- & Abgabensenkung. Eine Glanzidee hatte zuletzt der Österreichische Sozialminister mit seinem Einfall einer substantiellen Lügensteuer auf Werbung...
Die Lügensteuer des Minister Buchinger
Wie die Zeitschrift HORIZONT u.a. in der Printausgabe 18/2008 berichtete, hatte Österreichs Sozialminister Erwin Buchinger wieder einmal eine interessante Idee. Herr Buchinger, ein netter Mann - der wie manche meinen ideologisch zwischen Lenin und Ché Guevara angesiedelt sei (nur weniger gewaltbereit) - meinte im Zusammenhang mit einer Gesetzesänderung gegen unlauteren Wettbewerb (UWG), dass Lügen in der Werbung fortan auch wirklich zu einer angemessenen Gewinnabschöpfung bei den Unternehmen führen sollte, und nicht bloß zu den bislang im UWG vorgesehenen Strafen.
Die Reaktionen darauf aus der Werbewirtschaft
Die Österreichische Werbewirtschaft ist seit Jahrzehnten ja allerlei von Politikern gewohnt (unter anderem das Ritual der mit jeder Legislaturperiode versprochenen und anschließend gebrochenen Abschaffung der Werbesteuer) und reagierte eher gelassen. Gleich mehrere Vertreter der Branche urgierten, dass diese Lügensteuer dann unbedingt auch auf die Politik und deren Wahlversprechen ausgedehnt werden müsste.
Der Bundeswahrheitsminister bei einer öffentlichen Anhörung.
(Bild: jimw / flickr / cc-by)
Erste Berechnungen
Wir haben das Forschungsinstitut für Kreative Volksausbeutung in Hintersiebenkirchen gebeten, den Vorschlag des Ministers Daumen mal Pipi durch zu kalkulieren. Dabei kam man zum Ergebnis, dass durch eine Lügensteuer zwar sowohl die Wirtschaft wie wir sie heute kennen zum Erliegen käme, als auch jede Ehe von keinem der Partner mehr finanzierbar wäre. Dehnt man jedoch die Lügensteuer auch auf die Politik aus, so wären sämtliche Staatshaushalte dieser Welt selbst bei 15jähriger Verjährungsfrist nicht nur saniert, sondern würden im Geld ersticken. Die durchschnittliche Parteienverschuldung hingegen läge bei rund 120% des Bruttoinlandsprodukts. Vielleicht also doch einen Versuch wert?
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15 Lesermeinungen:
Vortrefflich, lieber Rick, volltrefflich!
Hör mir auf mit österreichischen Politikern...
Ich weiß da einen, an dem haben wir schon seit ca. 70 Jahren zu knacken.
@Bierbeauftragter: in Österreich wäre Schicklgruber ein unbekannter Postkartenmaler geblieben. Erst in Deutschland hat er genug ähm Leute gefunden die ihn groß gemacht haben...
@Dan: vermutlich könnte man mit den Lügen Deines Lieblingspolitikers alleine schon Deine Lieblingsbank sanieren ;)
Die ganze Schose liesse sich noch ausdehnen. Wenn die Frauen ihren Männern eine Orgasmus-Vortäuschsteuer und Männer eine Fremdgehsteuer entrichten müssten.
Die globale Weltwirtschaft, heiraten und das Sexgewerbe kämen zum erliegen, oder so!
In so einem Fall, guter Dan, würde sich auch das Berufsbild des Steuerprüfers wandeln, weg von trockenem Aktenstudium hin zu...
Solche nobelpreisverdächtigen Ideen, werter Herr Rick, kommen in Deutschland zumeist von grenzdebilen Hinterbänklern, die das Sommerloch nicht Loch Ness überlassen mögen.
Herzlich
Ihr Erdge Schoss
Wie jeder weiss, ist die Werbung per se verlogen. Wenn also die Werbung nicht mehr lügt, dann lügt sie, weil sie ihre Wesen verleugnet!!
PS: Der Lügner leugnet das er Lügt?? Oder wie soll man das Verstehen??
Vorderbänkler, werter Herr Schoss, kann man sich im Alpenland gar nicht leisten. Obwohl sich die große der Bürokratie seit der Monarchie nicht proportional mit den Landesgrenzen verkleinert hat.
Völlig richtig daneben, werter Antoine. Dem Himmel sei auf Knien gedankt dass dieses Revolverblatt ein (sehr kleines aber feines) Publikum hat das einen Kommentar wie Deinen noch verstehen kann. Und das war jetzt nicht gelogen...
Lieber Rick, bewundernswert wie Du den Kampf gegen Luftschlösser ins Feld führst. Wenn beschönigende Umschreibungen die kleine Schwester der Lüge sind, dann ist die Schwierigkeit dabei, eine Grenze zu ziehen, wo man Steuern erheben könnte und wo man Literaturpreise verleihen müsste.
Apropos Beschönigungen, lieber bee: die Branche in der Du arbeitest hat es diesbezüglich ja zu vollendeter literarischer Meisterschaft gebracht. Man denke nur an die Klassiker "verkehrsgünstige Lage", "kinderfreundliches Ambiente", "internationales Flair", "einheimische Folklore", "Meerblick" oder "nur 500 Meter bis zum Strand" (und dazwischen eine nukleare Müllhalde)...
Das stimmt Rick. Aber leider sind in meiner Branche Literaturpreise eher ungewöhnlich, dafür Schadensersatzprozesse die Regel. "Der Flug hat nur einen Cent gekostet, das war viel ZUVIEL, denn in Mallorca sind wir fünf Minuten zu spät gelandet. Ich verlange mein Geld zurück." Die nukleare Müllhalde ist eine Ausnahme, die die Regel bestätigt.
Zur Ehrenrettung, werter Bee, Deiner Branche muss man auch konzedieren dass sie traditionell auch den besten Kundenschlag hat. Nur noch Mitarbeiter beim Sozialamt erleben täglich noch auffrischendere Kundenkontakte...
ständig die wahrheit zu sagen ist kein geschenk. man stände also vor den alternativen: arm oder glücklich...
kann es übrigens sein, dass sich deine feed-url geändert hat? ich kriege seit tagen schon keine neuen beiträge mehr von dir rein.
Wahrheit, Herschel, muss man sich fürwahr in einem gewissen Ausmaß erst mal leisten können.
P.S: Der Feed hat zuletzt bei manchen Nussriedern gestottert. Bitte im Zweifel stattdessen http://u9tupfing.blogspot.com/atom.xmlverwenden.
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