30.09.2008

Finanzkrise, Crash-Propheten, Medien und die Parade der Trugschlüsse

wallstreet Die Medien überschlugen sich mit Panik-Meldungen : schwarzer Montag, Kurse auf Talkurs, Kollaps, Weltuntergang und sowieso. Wann immer mal die Kurse an den Börsen etwas heftiger nach Süden gehen, geht auch der gesunde Menschenverstand mit ihnen...

Bankenkrise - Hochkonjunktur für Crash-Propheten

Gewiss, Banken und Finanzmärkte stecken in den USA und nicht nur dort im Augenblick in ein paar mittleren Kalamitäten. Leichtsinn, unsaubere Geschäfte, und Geschäftspraktiken, die von der Politik solange es noch gut ging willfährig gefördert wurden, haben irgendwann einmal ihren Preis. So eine Periode ist nicht nur eine Goldgrube für Investoren die an der Abwärtsbewegung eine goldene Nase verdienen, sondern auch für Crash-Propheten und selbsternannte Wirtschaftsexperten, die sich nun hinstellen und sagen, sie hätten es ja immer schon gewusst, und gleichzeitig ihre Bücher verkaufen können, mit haarsträubenden Alternativ-Konzepten mit denen man in Wahrheit die Welt wirklich richtig in eine Krise stürzen könnte.

Nicht nur eine Zeitung titelte eben erst, dass mit den Kursverlusten so und so viele Billionen Geld vernichtet wurde. Es sind die selben Zeitungen, die anschließend wenn die Kurse wieder auf die alten Werte zurück steigen dann nicht berichten, dass ebenso viele Billionen Geld wieder an den Börsen geschaffen wurden. Aber was soll man schon erwarten von einer Gesellschaft die glaubt ein Bäcker wäre um 20% reicher, wenn die Brötchen auf einmal um 20 Cents oder Rappen mehr kosten?

Finanzkrise - Ablenkung von den eigenen Problemen

Besonders europäische Politiker sind super dankbar für die Krise in den Vereinigten Staaten. Möge sie lange die Medien dominieren, lenkt sie doch (noch) so prima vom kläglichen eigenen Versagen ab, und da die Krise zuerst beim imperialistischen Klassenfeind auftauchte, kann man nachher immer noch sagen, dass eigentlich die Amis schuld seien. Wenn sich nun europäische Politiker aufplustern, dann ist das ein wenig so, wie wenn jemand der bis zum Hals in Exkremente steckt hämisch mit dem Finger auf jemanden zeigt, dem das Wasser bis zum Hals steht.

USA, Wahlkampf und die Finanzkrise

Etwas Würze bringt natürlich die akute Finanzkrise auch in den Präsidentschaftswahlkampf in den Staaten. Beide Kandidaten werden nun gezwungen sich sachlich zu etwas einzubringen, wovon beide herzlich wenig konkrete Ahnung haben : Wirtschaft. Barack Obama wird auf die Frage wie nun tatsächlich sein Change aussehen soll mit einem entschlossenen "Ähhh?! Aber die anderen waren schuld." antworten, John McCain hat ja immer schon zugegeben, dass Wirtschaft & Finanzen nicht sein Ding sind, aber in der Nicht-Kenntnis habe er große Erfahrung.

Die Bankenkrise und der Ölpreis

Nun berichten bereits erste Medien, aufgrund der Krise würde die Nachfrage nach Öl gedämpft, und somit auch der Ölpreis fallen. Was für ein Jammer : Benzin soll nun tatsächlich wieder für die Autofahrer billiger werden? Und Finanzminister müssen dramatische Verluste bei der Mineralölsteuer befürchten? Dem muss man natürlich, besonders mit Steuergeld, entschlossen entgegen steuern.

Europa und die Finanzkrise

Nachdem sich der Kongress in den Staaten noch ein wenig schwer damit tut, ein Rettungspaket zu verabschieden, erkannte der Blick.ch sofort mit einem Blick zuletzt : Nun muss Europa die USA retten! Das klingt nun nach einer echten Drohung, mögen Gott, Allah und das Schicksal die USA vor der EUdSSR schützen, dazu sind die Iren in den Staaten bei aller Jahrhunderte langer Immigration nicht stark genug. Gleichzeitig vergessen viele europäische Medien und Politiker in ihrer maßlosen Selbstüberschätzung und Schadenfreude über die Probleme des imperialistischen Klassenfeindes USA, dass immer noch gilt : wenn die Wallstreet einen Schnupfen hat, dann bekommt Europa bald eine heftige Influenza.

Wir von UNTERNEUNTUPFING Aktuell empfehlen Ihnen, die aktuelle Talfahrt mit ein paar schönen Put-Scheinen ausgiebig zu nützen, und ihren neuen Reichtum solange zu genießen, bis Europa von den Linksparteien gerettet wird, und Sie für die soziale Gerechtigkeit angemessen wieder enteignet werden.

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( Bild : Willem van Bergen)

5 Lesermeinungen:

Anonym hat gesagt…

Treffend, deine Analyse, werter Rick.

Und wie es sich gehört, war unser Schweizer Banken(k)riese das erste Opfer des Hyposchnupfens...

Anonym hat gesagt…

Man muss schon saudumm sein, um den eigenen Untergang Beifall zu klatschen. Die europäische Menschheit hat auch wichtigeres zu tun, als sich um die Wirtschaft zu kümmern. Sie widmet sich dem iPhone und anderen Idiotien.
Wer glaubt das die US-Finanzkirse schadlos an ihm vorbei geht, der ist naiv. Mit was machen die Pensionskassen ihr Geld? .......

Rick hat gesagt…

Und da sag noch einer, werter Dan, die Schweiz würde sicher immer internationalen Trends verschließen. Die UBS würde ich noch ein paar Wochen fallen lassen, dann hat man schöne Kaufkurse ;)

Wird es dem Esel zu bunt, so geht er aufs Eis, sagt der Volksmund, Antoine. Wenn den Amerikanern das Geld ausgeht, dann werden die Europäer wohl in Zukunft nur mehr Arbeitsplätze exportieren, aber keine Autos oder Industriegüter mehr. Aber was kümmert das schon die Politik...

Reverse Eating hat gesagt…

mir standen übrigens tränen der rührung im knopfloch, als angela verkündete dem kleinsparer werde nichts passieren, der staat komme für alle verluste auf.

sie ist wahrlich unsere jeanne d'arc... oder so.

Rick hat gesagt…

Noch mehr gerührt waren vermutlich die Bank-Manager. Wenn nämlich irgendein Verrückter daher kommt und zum Heb-All-Dein-Geld-Ab-Tag aufruft, und nur 40% der Deutschen mitmachen, dann gehen nicht nur in Deutschlands Banken die Lichter aus.
Was muss die Politik davor Angst haben, noch dazu dass sich die grobe Koalition dabei sooo einig war auf einmal?