25.10.2008

Die UBS, Ospel, Medienhetze und der Volkszorn

ubs Glaubte man bislang, die organisierte Dauer Hetze in den Medien auf z.B. Juden oder Manager wären ein deutsches Privileg, so erstaunt man zuletzt, mit welcher Hartnäckigkeit Schweizer Medien aller Art dafür fast täglich sorgen, dass der Volkszorn auf UBS und Ospel weiter glüht...

Ospel frisst kleine Kinder und wäscht sich nachher nicht die Hände?

Gut, die UBS hatte besonders 2007 ein sehr schlechtes Ergebnis eingefahren, und es wurden eine Reihe von Fehlern gemacht. Dabei war sie aber nicht die einzige Bank. Mag sein, dass die UBS als ehemaliger Zusammenschluss aus Schweizerischer Bankgesellschaft und Schweizerischem Bankverein ein ehemaliges eidgenössisches Nationalheiligtum war, aber heute arbeiten 2 Drittel der UBS Mitarbeiter weltweit NICHT in der Schweiz, und die drei größeren Aktionäre kommen aus den US, aus Großbritannien und Singapore. Von einer Schweizer Staatsbank die Steuergelder verschwendete, so wie deutschen Landesbanken zuletzt, kann also kaum die Rede sein.

Ospel kauft sich Hundefutter um 40 Franken?

Womit also eigentlich die UBS Verluste nur die Aktionäre etwas angingen, aber schon gar nicht die Politik oder Journalisten, die gar keine Anteile an der UBS besitzen, der Großteil der UBS Aktien befindet sich schließlich im Streubesitz. Und selbst da müsste man eigentlich darauf hinweisen, dass jeder sorgfältige Aktionär ordentliche Stop-Loss-Order setzt, sprich wer sorgfältiger Anleger ist, hatte UBS Anteile schon lange automatisch verkauft bevor die UBS wie ein Stein gefallen war.

Langfristige Großanleger wiederum, wenn sie seriös handeln, haben sich zudem sicher mit Put-Optionen abgesichert. Wer beide Instrumente nicht nutzt und jetzt über die UBS im Keller jammert, der sollte eigentlich von der Börse die Finger lassen, und vielleicht lieber in Sparbücher investieren. Oder in seinen Stammtisch.

Ospel soll seine Gehälter bis ins Jahr 1834 zurückzahlen?

Nichts desto trotz vergeht in den Schweizer Medien kaum ein Tag, an dem nicht auf die UBS oder auf den Manager Ospel eingedroschen wird, der gewiss nicht für das allerbeste Krisenmanagement in die Geschichte eingehen wird, und natürlich damit leben muss von jenen Leuten gerade am härtesten kritisiert zu werden, die noch nicht mal einen Sparverein geführt haben.

Ospel, CIA, Bush und Sarkozy unter einer Decke?

Wer hat wohl Interesse, dass der Volkszorn gegen ein Privatunternehmen und bestimmte Personen täglich am Köcheln gehalten wird? Auf der einen Seite werden hier wohl sicher alte politische Rechnungen auf dem Rücken der Bank und der Bevölkerung beglichen. Ein Teil des politischen Spektrums der Schweiz bekommt aus der Bankenwelt kaum bis keine Spenden (was aufgrund der Wirtschaftsideologie jener Parteien extrem nachvollziehbar ist), umgekehrt stand die UBS und manch deren Manager zu nahe an Parteien und Politiker der anderen Seite des politischen Spektrums. Nicht nur in der Schweiz begünstigt so eine Konstellation natürlich, dass nun hingabevoll mit Hilfe befreundeter Journalisten und Medien in die Sphäre des politischen Gegners hin geprügelt wird.

Hat Ospel die SBB, die IV und das Matterhorn an die Amis verkauft?

Trifft eine Krise mal das böse Kapital, dann lässt sich natürlich auch wunderbar der Neid instrumentalisieren, und besonders die Politik lässt sich so eine Gelegenheit nicht entgehen, auch um vom eigenen Versagen abzulenken. Und Schuldige zum ultimativ Bösen hoch zu stilisieren, das macht auch deutlich bessere Auflage als z.B. etwa ein weiterer Bericht über die Nicht-Arbeit der Volksvertreter. Wenn es um das Pushen von Anzeige Preisen geht, kann den Medien i.d.R. keine Leichenfledderei zu anrüchig sein.

Ospel kostet jeden Schweizer 800.000 Franken täglich?

So wird man vermutlich gerade im Schweizer Boulevard noch eine gute weitere Zeit lang lesen, welche privaten Verfehlungen sich Ospel und Konsorten noch so leisten, wie verrottet denn die bösen Banker seien, und dass alles was mit Finanzen zu tun hat sowieso das Grundübel unserer Welt sei. In Deutschland ist das normal, aber nun bekommt das auch in der Schweiz immer mehr Gehalt.

Und da auch Schlammbotschaften - wenn nur penetrant genug immer wieder wiederholt - auch einmal hängen bleiben, sind die Politiker und Medien mit ihrer derzeitigen Hetze viel effektiver in der nachhaltigen Schädigung der eidgenössischen Finanzwirtschaft als ein UBS Manager alleine das jemals könnte...

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( Bilder : Allie Caulfield)

7 Lesermeinungen:

stubbornita hat gesagt…

jo, waisch, Rick, die Panik, die gestern an der Börse herrschte gehört nun mal systematisch-boulevardistisch unters Volk: Diese Bank ist (war?) die grösste in einem Land, in dem jeder zweite Stutz von einer ebensöttigen verdient wird (wurde?). Muss einem das nicht ohnehin zu denken geben? Wen interessieren da schon die Turbinen von ABB? Immerhin: wenn dann endlich Panik herrscht, ist der "Boden" ja wohl erreicht und HURRAY!!! man kann topgünstig wieder einsteigen (und zwar bei UBS und ABB..)

vorzüglich, stubbornita

Rick hat gesagt…

Wegen dem zweiten Stutz, werte stubbornita, vielleicht liegt hinter dem ganzen negative campaigning ja ein größerer Masterplan dahinter? In dem man also die wichtigste Branche im Land so weit runter schreibt, damit die anderen Branchen somit an relativer Stärke gewinnen? Quasi ein Wirtschaftsförderungsprogramm für alle Branchen (außer dem Bankwesen)?

Wie auch immer, wer bis zur Kellerdecke auf PUTs war als die UBS noch oben war, ist heute ein reicher Mensch. Man muss ja nur jeweils immer die richtigen Scheine für die richtige Richtung im Portfolio haben...

Anonym hat gesagt…

Diese Bank war (ist immer noch!) der Inbegriff der Arroganz! Unzählige Kleinunternehmer wurden gnadenlos in den Ruin getrieben und hofften vergeblich auf etwas Menschlichkeit.
Die UBS ist der Sinnbegriff für die Ausbeutung des kleinen Mannes.
Ihn überliess man ruiniert und hilflos seinem Schicksal.
Nun stellt sich heraus, dass die wirklichen Schurken für ihr verbrecherisches Tun noch mit 68 Milliarden belohnt!

Deshalb! Und wegen der schreinenden Ungerechtikeit, lieber Rick, regen wir uns auf!

Rick hat gesagt…

Aber einmal aufregen würde doch reichen, lieber Dan, schließlich ist das Leben (und die Leber) viel zu kurz um schlechten Wein zu trinken.

Die Distanz von Unterneuntupfing aus zur Schweiz ist groß genug, um hier eine Medienkampagne und eine Übertreibung zu erkennen. Allerdings scheint sie verfänglich genug, dass sich sogar mir bekannte hochintelligente Eidgenossen davon hinreissen lassen *zwinker*...

Anonym hat gesagt…

Guter Rat ist oftmals teuer. Doch der vom Unterneuntupfinger Revolverblatt ist völlig kostenlos!

In Zeiten der Finanzkrise Zeichen setzten, lieber Rick?
Nachamenswert...

Rick hat gesagt…

Irgendwer, lieber Dan, muss ja die Schmutzarbeit machen und gegen den Mainstream anschreiben, je nachdem welche Sau gerade durchs Dorf getrieben wird...

Anonym hat gesagt…

Das Problem ist, das der gute Herr Ospel die Swissair hat pleite gehen lassen und sich sein Tun mit 68 Milliarden Franken hat vergolden lassen.
Der gute Herr Ospel, hat bei der Geschichte mit dem Wachmann Meili schon viel Geschirr zerschlagen.
Mittlerwiele ist er so beliebt wie: Blocher, Schröder und Moltner in Personalunion.
Zuerst hat die fliegende Pensionskasse ruiniert und dann macht sie sich mit der Steuerkasse aus dem Staub. Da ist sogar Fusspilz beliebter