26.10.2008

Sinn, Manager, Juden und der Zentralrat der deutschen Empörung

swastika Vergleiche mit der abscheulichen Nazi-Zeit gehören in Deutschland auch noch 70 Jahre danach zum medialen Tagesgeschäft. Diesmal war Hans-Werner Sinn an der Reihe mit Managern und Juden, und der Zentralrat der deutschen Empörung reagierte wie gewohnt noch bevor die Tinte unter Sinns Vortrag trocknen konnte...

Nazi-Zeit, Deutungshoheit, Nazikeule und Rollenverteilung

Obgleich die Empörung vom Zentralrat auch an einem Sonntag schneller kam, als sich die Meldung von der ursprünglichen Aussage verbreiten konnte - es ist geschehen : Hans-Werner Sinn fand sich bemüßigt, das tägliche Hauen und Stechen Schein-Berufener gegen Manager und die aktuelle Wirtschaftskrise mit dem Jahr 1929 und dem damaligen Ungeist gegen die Juden zu vergleichen.

Nun, Nazi-Vergleiche sind in Deutschland ganz normales tägliches Geschäft, auch wenn der Rest der Welt darüber nur mehr den Kopf schüttelt. Allerdings hat Hans-Werner Sinn dabei ganz klar gegen die deutsche Realverfassung verstoßen : das Privileg der Nazikeule steht nur einer Gesinnungshälfte zur Verfügung (oft wenn es sonst keine Argumente mehr gibt, oder auch als Präventiv-Punzierung), während von der anderen Gesinnungshälfte erwartet wird, sich damit widerstandslos zu beschimpfen lassen.

Zentralrat der Deutschen Empörung

Wichtige Institution im deutschen öffentlichen medialen Spiel mit der Nazi-Zeit ist der Zentralrat der deutschen Empörung, der sich in den letzten Jahren zur Unterstreichung der eigenen Glaubwürdigkeit auch mal einen Drogen Konsumenten mit Hang zu osteuropäischen Lustbarkeitsdamen als Frontfigur gönnte. Unterstützt wird der Zentralrat von Berufsmoralisten, die stets die Worthülse Einzigartigkeit des Holocausts wie fundamentalistische Hassprediger stützen.

Dahinter steht die Vorstellung, dass all die von den Nazis grausam ermordeten Juden viel wertvollere Opfer gewesen sind als etwa z.B. die Genoizid-Opfer in Ruanda (waren bloß Schwarzafrikaner?), die Kambodschaner die von Pol Pot dahin gemetzelt wurden, die 100 Mio Chinesen die Mao auf dem Gewissen hat, oder etwa alle anderen Milliarden Menschen, die in der düsteren Geschichte der Menschheit grausamen Diktatoren, Schlächtern, Kriegen oder Völkermörder zum Opfer gefallen sind.

Braune Horden, Rote Pflasterstein-Demokraten

Ob es nun wirklich hilfreich ist, die aktuelle Dauer-Hetze gegen Manager oder Unternehmer in der deutschen Systempresse mit den Verhältnissen von 1929 zu vergleichen, das mag nun jeder für sich beurteilen. Und auch über Herrn Sinn und was er schon alles so von sich gegeben hatte, darüber mag man streiten.

Allerdings eine Parallele fällt schon auf : wer 1929 sich als Verteidiger der Juden zu Wort meldete, musste im besten Fall mit Verbalgewalt als Reaktion rechnen, oft noch mit Schlimmeren. Wer heute in Deutschland die Manager verteidigt - nun, man braucht nur in die Kommentar Teile der Online-Zeitungen zu gucken...

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( Bilder : skitzianist)

6 Lesermeinungen:

Anonym hat gesagt…

Pass bloß auf sonst hole ich die Stalinkeule raus, oder die Bushkeule!

Rick hat gesagt…

Wie wärs mit einer schönen Schinkenkeule, guter Robert? Ein Serrano um diese Jahreszeit sollte kein Feinschmecker verschmähen und ist sicher konsensfähig quer über alle Gesinnungen? ;)

Anonym hat gesagt…

Die Verunglimpfung des Zentralrats der Juden hat mit Satire nicht das geringste zu tun und offenbart die vorurteilsbeladene Gesinnung des Verfassers.

Anonym hat gesagt…

@anonym Ich glaube Satire darf auch Tabus überschreiten.

Ich denke es offenbart eher etwas über deine moralische Grundausstattung, wenn du Rick böses unterstellst.

Hier bekommt jeder auf den Deckel.

Anonym hat gesagt…

Nun, der Sinn hat ein sinn-loses Mund- und Denkwerk.

Doch wie sagt schon das alte Sprichwort, wenn du einen Stein in den Wald wirfst, jault derjenige Wolf den es getroffen hat, oder so!

Rick hat gesagt…

@Robert : der anonyme Kommentar unterstreicht wunderbar den Artikel. Und wie durch ein Wunder fühlt jemand den Zentralrat der Juden angegriffen, obwohl im Artikel mit keinem einzigen Wort expressis verbis erwähnt...

@Dan : der Herr Sinn, mag man von ihm und seiner Gesichtsfrisur halten was man will, hat sich wie zu lesen ist ja ohnehin inzwischen schon wieder bei den Berufsempörten entschuldigt. Schließlich heisst Meinungsfreiheit in Deutschland, dass jeder die Freiheit besitzt, dieselbe Meinung zu besitzen wie der Zentralrat. Man muss nicht in den Iran reisen, um in den Genuss eines obersten Wächterrats zu kommen...