18.11.2008

Finanzkrise : wer rettet den Steuerzahler vor den Politikern?

crisis Besitzen Sie zufällig eine Bank? Oder vielleicht einen großen Automobil-Konzern? Oder arbeiten Sie vielleicht in einem maroden (ehemaligen) Staatsbetrieb? Nein? Pech gehabt, dann dürfen Sie nicht davon ausgehen, für Politiker irgendwie rettungswürdig zu sein...

Bankräuber und das Geld anderer Leute

Es ist die ewige Frage wie man an das Geld anderer Leute kommt. Amateure rauben dafür zum Beispiel eine Bank aus. Echte Profis hingegen gründen eine Bank, was den Bankraub (= Raub des Geldes der Kunden) eine gewisse Legalität bringt. Da aber selbst Banker auch in den Knast wandern können, werden wirkliche Profis Politiker : hier kann man sicher ungestraft an das Geld anderer Leute kommen, und braucht sich auch nicht wirklich mit Verbraucherschutz Organisationen herum schlagen.

Arbeitsplätze retten, wenn es Stimmen bringt

Wenn ein paar Tausend Arbeitsplätze eines einzigen Unternehmens gefährdet sind, dann sind Politiker als Retter sofort zur Stelle : schließlich kann man hier medienwirksam mit dem Geld anderer Leute (der Steuerzahler) eine Menge Wählerstimmen retten. Wenn hingegen ein paar Hunderttausend Arbeitsplätze gefährdet sind, die sich auf etliche Tausend kleine Unternehmen verteilen, dann reagiert die Politik in der Regel mit Steuererhöhungen, verschärften Gesetzen und zusätzlicher Bürokratie.

Zahme, lahme Wirtschaftsverbände

Zur Ehrenrettung der Politiker muss man aber auch zugeben : Gewerkschaften und Lobbyisten großer Unternehmen haben das bessere Marketing. All die KMUs, kleine und mittelständische Unternehmen, haben zwar im deutschsprachigen Raum die teure Pflicht bei Handelskammern und Industrieverbänden Mitglied zu sein, aber jene beschränken sich darauf sich mit den Mitgliedsbeiträgen selbst zu genügen, oder gelegentlich bei faden lauen Kongressen ein paar Politiker mit Speis und Trank zu versorgen. Ein durchschnittlicher Politiker fürchtet sich heute vor der Gewalt und Kraft eines Wirtschaftsverbands ungefähr so sehr wie vor einem toten Regenwurm.

Lobby der Steuerzahler und die unabhängigen Medien

Keine nennenswerte Lobby hat der Steuerzahler (sieht man von den Steuerzahler-Verbänden ab, die fleißige, aber genauso ungehörte Arbeit leisten). Daher wird die große Mehrheit der Steuerzahler demnächst also weiter in der Zeitung lesen, dass mit ihrem Geld das Versagen von Bankern, Managern, Gewerkschaftern, Aufsichtsräten und Wirtschaftspolitikern erfolgreich ausgebügelt wurde und die Arbeitsplätze anderer Leute gerettet. Was für ein Glück, dass man im deutschsprachigen Raum soviel kritischen unabhängigen Journalismus in den Mainstream Medien findet, der daran gar nichts Anstößiges mehr findet...

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( Bilder : TheTruthAbout...)

8 Lesermeinungen:

Anonym hat gesagt…

Als eine weitere Möglichkeit würde ich die Abschaffung des Bildungswesens vorschlagen. Diese Aufgabe könnte von den Medien - das Fernsehen für die Analphabeten und die Tageszeitungen für die Intellektuellen, übernommen werden.

Politiker sind schliesslich auch herausragende Ökonomen und Wirtschaftsbosse. Sie werden unsere Firmen erfolgreich sanieren können. Zur Rettung der Arbeitsplätze würde sich die Gratisabgabe von Velos an die Bevölkerung aufdrängen. Das hätte den Vorteil, dass das Klima gerettet wird und die Volksgesundheit sich schlagartig verbessert.

Erdge Schoss hat gesagt…

Baptiste, werter Herr Rick, investierte kürzlich seine Barschaft in eine Palette feinen Weins, der in zwei, drei Jahren gut das Doppelte wert sein wird. Er denkt, dass das die beste Investition seines Lebens war.

Herzlich
Ihr Erdge Schoss

zeugs & so hat gesagt…

Iwan der Schreckliche pflegte zur Belustigung des Volkes, hin und wieder Bojaren im heissen Öl zu kochen.
Dies soll sich sehr postiv auf die Leistungswilligkeit der verbleibenden Bojaren ausgewirkt haben.
Heute sind wir human, aber ein wenige heisse Motivation würden den sich selber vertretenden Volksvertreter gut tun.

Rick hat gesagt…

Bei der Abschaffung des Bildungswesens, werter Dan, sind wir ja ohnehin auf gutem Weg, das bestätigt jede neue PISA Studie, und Reich-Ranicki, der alte Junker, liegt da völlig falsch. Die Auto-Industrie ist allerdings notwendig für die Rettung vom Klimawahn, schließlich braucht es möglichst viele Autos auf die man eine CO2 Abgabe einheben kann, um das Klima zu retten. Ist der Planet erst mal voll geparkt, ist auch das Klima gerettet...

Baptiste, werter Herr Schoss, ist kein dummer Mensch. Viele Banker wären heute froh, wenn sie 12 Vol% Rendite erzielen könnten...

Ja, Zeugs, es ist schade dass sich etliche Bräuche aus der Vergangenheit nicht ins Jetzt retten konnten. Im wilden Westen hatte man zB noch das Amtsenthebungsverfahren unfähiger Politiker kurz, bürokratielos und basisdemokratisch mit einem Peacemaker vollzogen...

Anonym hat gesagt…

was ist nur aus dem guten alten spruch der französischen revolution:"Friede den hütten, Krieg den palästen!" geworden? und wo sind nur die guillotinen hin?-

Rick hat gesagt…

Vermutlich "Friede meinen Hüten, was krieg ich in den Palästen?"
Zumindest möchte man das glauben wenn man die letzte Reportage gesehen hat, wohin so manche EU-Milliarde fliesst...

Anonym hat gesagt…

und wenn alles nichts nützt, werde Steuerzahler! Die haben so viel Geld, das glaubt man alleine gar nicht. Ich habe zum Beispiel mehr als 60000CHF auf einem Bankkonto. Dummerweise kenne ich weder Bank noch habe ich eine EC-Karte für das Konto. Von meinem Vermögen habe ich übrigens nur aus den Medien erfahren....

Rick hat gesagt…

Vermutlich, lieber Christian, müssen wir über jeden Tag froh sein, an dem wir keinen Brief folgender Art im Postkasten finden : "Ihr persönlicher Anteil an den Staatsschulden beträgt 32.000 CHF. Überweisen Sie den Beitrag binnen 14 Tage an der Finanzamt auf Konto..."