In vielen Gesellschaften ist Alkohol die legale Volksdroge #1. Natürlich gibt es immer wieder politische Bestrebungen Alkoholmissbrauch zu beschränken, aber Hand auf den Becher - welcher Politiker schneidet sich schon gerne ins eigene Fass? Wir blicken tief ins Glas, nippen an den aktuellsten Besäufnissitten und informieren Sie exklusuff von kommenden neuen Trinktrends...
Shooters
Wenn Ihnen heute jemand vorschlägt einen Schuss (shot) zu setzen dann muss das nicht mehr zwangsläufig ein Drogenjunkie oder Waffennarr sein, es kann sich auch um einen modernen Lifestylesäufer handeln. Wie selbst Die Welt berichtete liegen Shots oder Shooters (vermutlich von der Generation Ego Shooter erfunden) absolut im Trend an den Bars und Abfüllstationen für Vergnügungsmenschen. Dabei handelt es sich um ausreichend einfahrenden Alkohol der in solchen kleinen Bechern getrunken wird wie man sie auch als Laborbehälter für Spermaproben in der Reproduktionsmedizin kennt. Shots werden schnell konsumiert (und dafür mehr davon) und sind als Fast Suff die würdige Ergänzung zum Fast Food. Und da sich viele Menschen sagen "Wa'? Vo so'nen Finnerhut wird ma' nischt betrunggen. Hab dosch erscht scheschs davon..." erleichtert eine derart auf Unterschätzung aufgebaute Ethanolmedikation nicht nur die Umsätze der Bars & Theken, sondern auch die geschlechtliche Kontaktaufnahme zwischen dem dritten und ungefähr zehnten Shooter (danach haben einige schon die Magazine leergeschossen oder treffen nur mehr Gegend).
Alkopops
Alkohol beflügelt den Geist und macht erfinderisch. Zumindest vor dem Konsum desselben. Man glaubt dass viele große literarische Werke positiv von Alkohol beeinflusst wurden. Auch ist man sich fast sicher dass eine Menge bestehender Gesetze negativ von Alkohol beeinflusst wurden, zumindest müssen die Legislatoren mutmaßlich zeitweise heftig unter Drogen gestanden sein. Wie auch immer, vor den Shootern dieser Tage waren die Alkopops ja sehr im Trend. Hochprozentige trendige Mischgetränke mit denen sich Jugendliche im Alter von 14-89 relativ rasch über den Jordan saufen konnten, sehr zur Freude der Wirte die an den Alkopops schön verdient hatten. Was - man denke an Komasaufen - natürlich in vielen deutschsprachigen Landstrichen Politiker auf den Plan gerufen hat Alkopops entweder zu verbieten oder - wie immer - hoch zu besteuern. Womit die Politiker nicht gerechnet hatten war der Umstand dass die Jüngeren anders als die Oberen noch gar nicht die Jahre hatten sich alle Hirnzellen wegzutrinken und daher natürlich helle genug waren nach den Verboten sich das beschwippsende Zeuchs halt kübelweise selber zu mixen.
Sangriakübel
Apropos kübelweise, bevor die Alkopops in Mode kamen war das Ballermannbesäufnis state of the unart. Das Rezept ist einfach und so auch für zerebral Minderprivilegiertere zelebrierbar: man schütte in einen großen Pot einfach alles was Prozente bringt, spritze das ganze mit irgendwas auf Trinkstärke auf, ein paar Strohhalme rein und wer als erstes umfällt hat verloren. Allerdings ist es wohl ungerecht gerade Jugendliche dafür zu verteufeln wenn sie sich um ihren spärlichen Verstand saufen. Kein Mensch kommt als geborener Trinker auf die Welt (einzig bei den Finnen hat man da Zweifel), von irgendwoher müssen die Kids dieses Verhalten ja haben. Vielleicht von der versoffenen Generation der Alten?
Silver Säufers & Alkoimplantate
Wie auch immer, auch die Shooters sind eine Modeerscheinung die wiederum bald von einer neueren Modeerscheinung abgelöst werden wird, das ist so sicher wie das Amaretto im Gebinde. Wir haben uns tapfer in die illustren illuminierten Kreise der weltweiten Getränkekonzerne getrunken und können bereits heute darüber berichten welche alkohöllischen Wellen bald über uns schwappen werden. Zum einen hat die Alkoindustrie erkannt dass man bislang auf die immer größer werdende kaufkräftige reifere Generation der Silver Säufer zu wenig Augenmerk gelegt hatte.
So ist geplant ähnlich wie bei der Fusionküche Inhaltsstoffe aus unterschiedlichen Richtungen zu verschmelzen. Bei den Silver Säufern wird zB angestrebt den Alkoholgehalt der von dieser Generation meistbenötigten Medikamente schrittweise an jenen von Cognac und Chartreuse heranzuführen. Die jüngere Generation ist ja bereits auf Brustimplantate und Piercings aller Art konditioniert. Hier wird sich das invitroisierte Berner-Sennenhund-Modell anbieten - sprich das Schnappsfass wird nicht mehr um den Hals getragen, sondern entweder als D-Körbchen oder Muskelpaket direkt implantiert und gibt täglich eine Grundmenge in der Größenordnung von 0,5 bis 1,5 Promille (je nach Einstellung) in die Blutbahn ab.
Schlummertrunk
Viele Menschen vergessen (nicht nur sich und heute) dass Alkohol eigentlich ein Genußmittel ist. Was bedeutet daß er genossen werden sollte (kann man auch ohne Genossen tun) und die Dosis mittel und nicht zu hoch sein sollte. Gilt auch für manche Aufgußgetränke. Genußmittel sind ein stilvoller Weg einen Tag in Ruhe ausklingen zu lassen. Wir nehmen an dass zB der Wortjongleur heute abend noch rituell einen Teebeutel schlachten wird, Kollege Kopfchaos wird wieder in sein Uisgefass kriechen, Monsieur Fischer hat schon angekündigt eine Flasche Wein zu opfern. Wir von UNTERNEUNTUPFING Aktuell schließen sich dem nicht aus und trinken auf all unsere lieben Freunde, und natürlich auch auf Ihre Gesundheit der oder die Sie diesen Text gelesen haben.
Nachtrag:
Wie das T-Online Portal heute berichtet mache Alkohol nach dem Sport schlapp (als ob erfahrene Hobbysportler das nicht gewusst hätten). Wir waren wie so oft von der bahnbrechenden Erkenntnis ein wenig enttäuscht und haben unsere eigenen Forschungen angestellt. Resümierend haben wir festgestellt: Sport vor dem Alkohol macht schlapp. Und ist nicht jedermann zur Nachahmung empfohlen.
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Weitere Artikel zu gesellschaftlichen Tendenzen & Kreszenzen:
Komapolitisieren Auslöser des Komasaufens?
Speed Wandern - Vorreiter einer neuen Speed-Welle?
Es ist ein Teebeutel gefallen...
(Bild: alfr3do / Flickr / CC BY-NC)
09.10.2007
Betrinksitten im Wandel der Zeiten
Schlagwörter: Ernährung , Ethik , Gesellschaft , Lifestyle , Tourismus
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12 Lesermeinungen:
..... jawohl, es gelte der grundsatz, den man sich auch damals, bei den grossen sitzungen der KP, im kreml hinter vorgehaltener hand zugeraunnt hat.....:
"..... lieber zwei getrunken als einen genossen....."
*grin*
...oder um eine rhetorische Frage aufzugreifen die Du, wertes Kopfchaos, letztens in Bezug auf die Gesinnung vieler Blogger in den Raum gestellt hast:
Lieber mit den Zechern bechern als mit den Socken bloggen.
mal wieder ein sehr inrofmativer artikel. übrigens sind die shooter schon lange bekannt, wurden früher allerdings kurze bzw. kuchze (sprich ch wie bei 'fluchen') genannt, und haben schon generationen von trinkerInnen spaß bereitet/das essen aus dem leib gelockt.
...allerdings klingt shooter natürlich geiler, und erlaubt es zudem nach dem hochprozentigen etwas seichtes gegen das rachenbrennen hinterher zu geben - den sog. chaser -, ohne dass man argwöhnisch anguckt wird, oder sich despektierliche bemerkungen bzgl. der eigenen "härte" gefallen lassen muss.
Viele junge Menschen haben das heutzutage verlern .gepflegt zu trinken .Da wird alles rein gekippt, hauptsche, es macht blöd.
Die Gemütlichkeit, die mit einen schönen Glas Wein beim Essen oder abends vor den Kamin ein her geht, haben viele ja noch nicht erlebt.
Achs o ,ich persönlich finde ja , es hätte „über Socken bloggen“ heißen müssen. ;-)
@Herschel:
Damit der Artikel wohl seinen täglichen Bildungsauftrag erfüllt, danke. Da sieht man wieder dass man die Jugend nicht über einen Kamm trinken sollte. Der vife Teil weiß heute viel besser was ihn in den Untergang spült, unsere Generation hat damals einfach nur getrunken.
@Daniela:
Ja, weniger ist oft mehr. In der Jugend hat man dafür kein Gefühl. Viele reifere Menschen brauchen in vielerlei Hinsicht auch Zeit um dazuzulernen. Manchmal fällt es leichter, wenn zB der Körper nur mehr weniger zulässt. Bei Gewohnheiten ist das schon schwerer ;)
P.S: Socken hat auch einen politischen Aspekt und bezog sich dabei auf ein ganz konkretes Zitat von Kopfchaos das im Sinne der Non-parteilichkeit von U9TA ausnahmsweise nicht vollständig zitiert wurde.
Ich habe mittlerweile den Schritt zu offenem Tee vollzogen, da ich über kurz oder lang fürchte, von den Gegnern des Teebeutel-Ersaufens verfolgt zu werden. (Man beachte die geschickte Unterbringung eines alkoholträchtigen Wortes in einem unscheinbaren Satz. ;) )
Ich muss Daniela allerdings recht geben, es wäre schön, wenn sich die Leute wieder auf "Klasse statt Masse" besinnen würden. In meiner Jugendzeit hatten wir den Wahlspruch: "Wenn ich mir [bitte alkoholisches Getränk der Wahl einsetzen] täglich leisten kann, dann entspricht die Qualität nicht meinen Ansprüchen." Purer Hedonismus, aber so war es damals halt.
Werter Erik,
der Satz : "Wenn ich mir [bitte alkoholisches Getränk der Wahl einsetzen] täglich leisten kann, dann entspricht die Qualität nicht meinen Ansprüchen."
...ist natürlich ein wunderschöne Weisheit.
Gemessen an dem was sich der gewöhnliche Unterneuntupfinger so leisten kann ist er allerdings auch ernüchternd (sic!)...
..... nach übermässigem genuss von alkoholischen gesöffen sind meist auch die roten socken blau.....
*grin*
..... und ned zu vergessen der gue spam von blacksocks, über den könnt' ich mich manchmal grün ärgern.....
Das war nun ein schöner ausgeglichener politisch äquidistanter Kommentar. So soll es sein. ;)
Das ist, werter Herr Rick, wie immer eine Frage der Lesart. Ich habe mich mit führenden Sportmedizinern global ausgetauscht, die durchweg bestätigten: Es ist der Sport vor dem Alkhohol, der schlapp macht.
Herzlich
Ihr Erdge Schoss
Vermutlich, werter Herr Schoss, ist das so ähnlich wie mit der Zigarette danach?
Wie auch immer, das erinnert an eine verblichene Cognacwerbung bei der das Produkt damit beworben wurde man tränke es nur nach einem guten Essen. Mit dem Schlusssatz: "Sind wir nicht eigentlich immer nach einem guten Essen?"
Die Zigarette danach, werter Herr Rick, ob das so änlich ist, ich kann's nicht sagen, noch nicht einmal persönlich, so lang ist's her ...
Herzlich
Ihr Erdge Schoss
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