02.04.2008

Vom Sexappeal der Sportler

Fernsehen, Internet und Medien (und das liebe Geld) haben in den letzten Jahrzehnten den Sport, die Sportler und die Einstellungen der Sportinteressierten maßgeblich beeinflusst und verändert. Und es muss einen Grund geben warum immer mehr Sportgucker die hervorstechenden Körpermerkmale von zB Frau Scharapova oder Herrn Rodman kennen, ohne auch nur einen Funken Regelkunde deren Sportarten zu begreifen...

Mediale Verwertung
Kaum eine Onlinezeitung kommt heute noch aus ohne Bilderstrecke von sexy Sportlern, genauso üppig bekleidet wie die Begleittexte jeweils darunter, für den kurzweiligen Genuß. Laola1.at zB präsentierte monatelang auch noch im Winter die Kurven der österreichischen Skidamen im Sommer, legendär auch die jährliche Badenmodenausgabe der US-Sportzeitschrift Sports Illustrated. Ein besonders schönes Beispiel brachte zuletzt ausgerechnet Die Welt: sie stellt per Bilderstrecke die Frage Welcher Tennisspielerin gehört welcher Po? (und: wieviele haben Sie erraten? Kennen Sie sich aus mit *rschen?)

Reminiszenzen
Schlanke durchtrainierte Körper im Fernsehsport sind für viele moderne Menschen auch gleichzeitig eine Reise in die eigene Vergangenheit. Man erinnert sich der Zeiten zurück als man sich selber noch so fit empfunden hatte wie heutige Sportler aussehen. eGamer verarbeiten den Frust der Diskrepanz zwischen Soll und Ist dadurch, dass sie sich Avatare ihrer selbst schaffen wie es denn sein könnte wenn man ein etwas gesünderes Leben führen würde.

Ersatzdrogen
Für viele reifere Paare (heute: ab ungefähr 20 bis 80 oder solange die Sehkraft reicht) ist Sportgucken im Fernsehen auch eine Art von ästhetisch-erotischer Ersatzhandlung. Menschen gucken auf den Schirm und dann daneben auf ihren Partner, und begreifen instinktiv dass etwas ganz grob schief gelaufen sein muss im eigenen Privatleben. Partner demütigen einander indem dem jeweils anderen vorgehalten wird welch Figur und Körper er/sie nicht haben könnte. Und es stärkt nicht jedes Selbstbewusstsein wenn beim Sportkanal das Licht angeknippst wird, und beim Quickie in der Werbepause sicherheitshalber verdunkelt wird. Man munkelt der Sport haben schon viele Ehen ruiniert.

Verkaufsförderung
Viele moderne Sportarten leben heutzutage einzig von der Aufmachung. Nehmen wir zB das Nordkirgisische Bergschafgucken: eine Sportart von subtiler Regelkunde, geiststimulierenden Spielszenen und faszinierenden taktischen Manövern - aber es interessiert keinen. Weil die Spieler in mehreren Schichten Fell eingepackt sind, und das ist sehr unsexy. Beachvolleyball hingegen ist eine unglaublich öde Sportart (wenn man sie nicht selber spielt). Aber Trendsport. Weil die Menschen sehen wollen wie knackige knapp bekleidete Körper rumhopsen und mit ihren Bällen spielen. Und wer den Menschen nicht gibt was sie sehen wollen wird nicht beachtet. Sumo wurde zB von Eurosport sogar wegen zu offensichtlicher Erotik aus dem Programm genommen.

Was Autoren daraus lernen können
Spitzensportler verdienen Millionen, obwohl das was sie bei Interviews häufig von sich geben intellektuell maximal in die Geschichte der Versprecher und Hoppalas eingeht. Spitzenblogger zB hingegen verdienen maximal Melonen, quälen sich auch bei ihren Taten, geben aber zuweilen Lichtvolleres von sich. Doch beim Sexappeal dürfte noch Luft nach oben sein. Gut, Herrn Goggi zB folgten 2000 Frauen auf den Rütli, für Herrn Fischer ließ Gülcan K. vor der Hochzeitsnacht sogar ihren Bäckerjungen stehen (oder liegen), wegen der übernächtigen Konkurrenz des Herrn Schoss mussten Tokio Hotel schon mal ein Konzert in Ginsheim absagen, und Herr Dan bringt die Miezen in Wallung, um nur Beispiele zu nennen. Nichtsdestotrotz Hand auf den Knackarsch: wieviele Frauen träumen von Totti, Toni oder Reiner Calmund? Und wieviele von Bloggern & Schriftstellern (mit Ausnahme von Debitorenbuchhalterinnen im Mahnwesen)? Und von wem träumen Sie?
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Weitere Artikel rund um den Sport und den Menschen darin:
So macht Skifahren keinen Spaß mehr
Regina Halmich: eine Championesse tritt ab
Von Zebras, Handball und Kielern

(Bild: Schemmi / Pixelio / redaktionell und kommerziell)

14 Lesermeinungen:

Anonym hat gesagt…

Die Naturburschen des Sportes heben sich angenehm von ihren kommerzialisierten Vettern aus dem Leistungssegment ab.
Schwingende Sennen, holzstammwerfende Schotten oder Lastwagen ziehende Österreicher sind gut im Futter. Obwohl sie ansehnliche Bäuche und Muskelberge haben, fliegen ihnen die Herzen der Frauen zu.
Der Blogger lernt daraus, dass doch nicht immer alles so ist wie es scheint und bodenständige Chost immer gut ankommt.

Reverse Eating hat gesagt…

buskashi ist ebenfalls stark unterschätzt. viele scheinen für die subtile erotik einer kopflosen ziege einfach nicht epfänglich zu sein.

ansonsten gucke ich keinen sport. ich habe sogar jahrelange übergewichtigkeit ausgehalten, ohne sport zu gucken :D

Anonym hat gesagt…

Lieber Rick,
als Blogger bin ich süchtig nach Ritter Sport. Genau die: Quadratisch, Praktisch, Gut. Knackarsch trifft Knackrippe. Gibt es in allen perversen Geschmacksrichtungen.

Anonym hat gesagt…

Leistungssportler und Erostehtisten. Die einen doppen sich mit Anabolika die anderen mit Analbolteria...
Sexappeal mit Leistungssport zu verbinden, wäre etwa wie Angela Merkel zu Deutschlands nächstem Topmodel zu küren!
Das geht schlicht nicht.

Rick hat gesagt…

Den Naturburschen, werter Antoine, fliegen nicht nur Herzen zu, sondern zuweilen auch nach. So ein gut ausgehärtetes Lebkuchenherz zB kann eine grausige Waffe sein wenn der Naturbursch mal angeduselt nach Hause kommt oder beim falschen Fenster fensterlnd erwischt wird...

Rick hat gesagt…

Buskashi, natürlich!, lieber Herschel. Höchste Zeit dass dieser Sport auch hierzulande greift. Was könnte man doch einfach Tiernannys, Hundepsychiater und Katzentherapeuten einsparen wenn überforderte Tierhalter hierzulande mit ihren Viechern ein wenig sportlicher umgingen...

Rick hat gesagt…

Ich habe, lieber bee, bis heute nicht begriffen ob mit ...Quadratisch, Praktisch, Gut... die Form der Schokolade oder die Statur des maßlosen Konsumenten derselben gemeint sein soll...

Rick hat gesagt…

Am schlimmsten sind vermutlich die Bürohengste und -stuten die sich mit Cafeteria dopen, guter Dan.
(was Deutschland betrifft so haben die Deutschen die Wahl zwischen Frau Merkel, Frau C.Roth, Frau Nahles, Frau Schwesterwelle oder Frau Wagenknecht - letztere zwar von äußerlichem Liebreiz, aber mental hinüber. Ich kann Leute verstehen die sogar Frau Merkel..., weil es machte das Eisbein auch nicht mehr krautig)

Anonym hat gesagt…

Lieber Rick,
du schreibst: ".. bis heute nicht begriffen ob mit ...Quadratisch, Praktisch, Gut... die Form der Schokolade oder die Statur "

Da kläre ich doch gerne auf. Der Knackarsch bin ich, die Knackrippe die Ritter Sport.

Erdge Schoss hat gesagt…

Von wem ich träumte, werter Herr Rick? Von Reiner Calmund im Trikot von Frank Ribéry ...

Herzlich
Ihr Erdge Schoss

Rick hat gesagt…

Was immer Sie, werter Herr Schoss, vor dem Bettgang zu sich nehmen, ich bestelle einen 6er Kasten davon. Es sei denn es handelte sich dabei um Nachwehen von Frl.Viki, dann würde ich passen...

Erdge Schoss hat gesagt…

Fräulein Viki, werter Herr Rick, ist über jeden Zweifel erhaben. Es muss die Speise gewesen sein ...

Herzlich
Ihr Erdge Schoss

Anonym hat gesagt…

Es ist schon lange Zeit her, da lief immer die nette Bacardi-Werbung im Fernsehen. Damals durften Sportler noch nicht (halb)nackt gezeigt werden, bei Alkoholikern machte das nichts.
Ich wunderte mich immer, wie die so viel saufen können und dabei einen Body haben... das muss an Bacardi liegen. Also, nichts wie hin und runter damit. Mein *rsch wurde nicht schöner und es gab nur ein Onepack statt einem Sixpack, wie man eigentlich aus der Werbung vermuten könnte.

Naja... SEX ist Werbung Nummer 1 und weil wir es noch immer nicht gelernt haben wird es auch eine Weile so weitergehen. So schlimm ist es auch nicht anzusehen ;)

Christian

Rick hat gesagt…

Schönes Beispiel, lieber Christian. Ja, heutzutage reichen ja bereits veet oder gilette aus um eine Göttin zu sein, Hauptsache die Fettwulste an den Unterschenkeln sind blank rasiert. Und auch die Marlboro-kettenrauchenden Pferde sollen in Wahrheit nach 50 Meter Galopp ziemlich keuchend in die Knie gegangen sein.

Aber richtig traurig ist immer wenn zB bildhübsche Sportlerinnen für Shows & Galas durch Styling & Makeup verschlimmbessert werden.