24.01.2008

Trauriges Jahr der Kartoffel?

Die UNO hat 2008 zum internationalen Jahr der Kartoffel erklärt. Auf der einen Seite beruhigt es natürlich dass die UNO nichts Besseres mehr zu tun hat, auf der anderen Seite muss man ganz ehrlich sagen dass es der Kartoffel in unserer heutigen Gesellschaft so gar nicht gut geht. Die Röstifizierung diverser Frittensverträge kann nicht darüber hinwegtäuschen dass unter der Schale der Wurm drinn ist...

Die wirklich wichtigen Dinge dieser Welt
Nicht nur auf der offiziellen Hausseite der UNESCO stand es zu lesen: die Generalversammlung der Vereinten Nationen habe 2008 zum Internationalen Jahr der Kartoffel erklärt. Man stelle sich hier mal vor - die ganze Generalversammlung, eine Anhäufung internationaler spitzenteurer Beamter aus aller Herren und Kartoffel Länder (und selbst aus Gegenden wo man nicht weiß was eine Kartoffel ist) opfert höchst wertvolle Zeit um die Kartoffel so exponiert in das Rampenlicht zu heben. Krokketiert man in den obersten Gremien sogar mit einer Resolution des UN-Sicherheitsrat um die Potentaten und Pataten dieses Planeten an der Wurzel zu packen? Zeit wäre es vermutlich...

Aussterben vieler Arten
Industrielle Agrarwirtschaft und Massenverarbeitung führen dazu dass immer mehr alte Kartoffelsorten vom Aussterben oder Vergessen bedroht sind. Im Supermarkt gibt es längst nur mehr 4 Sorten Kartoffeln: festkochende (Speckige), mehlige, überwiegend festkochende (von Granit bis Schlacke nach Garzeit alles möglich) und unklar beschriftete Kartoffeln (bzw. Erdäpfel). Vielleicht ist das aber auch nur eine gesellschaftliche Gesamtentwicklung die auch vor den Erdknollen nicht halt macht: gehen Sie mal in eine beliebige Diskothek und Sie sehen dort bei den Weibchen auch nur mehr tätowierte gepiercte blondierte solariumgetoastete Pushup-Knackwürste (bei den Männchen ist es keinen Deut besser), auch beim Menschen leidet zunehmend die Artenvielfalt dramatisch, und die Einheitsware die übrig bleibt ist selten die Beste.

Wie nehmen wir sie denn?
Wir leben in einer Zeit in der Nahrungsmittel bis auf Quarksebene beforscht werden. Seit geraumer Zeit streiten deshalb auch Traditionalisten und Ernährungswirte wie denn die Kartoffel zu kochen sei: die einen meinen nur mit der Schale gekocht blieben die Nährstoffe erhalten, die anderen verweisen auf die ungünstige Alkaloidbelastung. Vermutlich ist es ein wenig wie auch in den Schlafzimmern. In jungen frischen Jahren bevorzugt man wenn das Gemüse noch knackig ist hüllenlos. Lässt der Reiz dann nach oder verwelken die Früchte versucht man sie am besten im Dunkeln noch mit der Schale runterzuwürgen.

Verrottete Kartoffelsitten
In Deutschland behauptete die Statistik 2002/03 erstmals dass die Bevölkerung mehr industriell verarbeitete Kartoffeln (Tiefkühlfritten, Chips & Co) zu sich nähme denn Frischware, in der Schweiz & in Österreich wird es wohl ähnlich sein. Auch das musste wohl so kommen. Schließlich lieben die Menschen Essen dem man nicht mehr ansieht wie es woher kommt. Ob es nun die panierten Fischabfälle sind die als Fischstäbchen in den Verkauf kommen (und die unsere Kids so lieben, schließlich ist für sie das Beste gerade billig genug), 4eckiger Spinat, oder die gegrillten Platten aus gepressten Fleischabfällen die bevorzugt im Burger konsumiert werden. Im Gammeldöner wird sogar intergalaktischer Abfall vermutet, man weiß es nicht genau.

Altknollisch
Die Kartoffel ist also mehr oder minder dem Untergang geweiht. Unterneuntupfinger (und Pfrnudlianer) sind was Nahrungsmittel betrifft sehr konservativ und bevorzugen Gemüse (und Frauen) so wie die Natur sich das jeweils gedacht hat, ohne künstliche Zusatzstoffe. Somit auch die Kartoffel, solange es noch welche gibt. In den kartoffellosen Zeiten versucht man sich hier mit homöopathischen Kartoffelkonzentraten über Wässerchen zu halten. Bevorzugt mit Erzeugnissen aus Rußland und Polen. Interessanterweise erreichen diese Konzentrate unter gestandenen Unterneuntupfingern selten ihr vorgesehenes Haltbarkeitsdatum...
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Weitere Artikel zu Kalender, Gemüse und dem ganzen Rest:
Der Popel ist Ausscheidung des Jahres 2007
Kommt nach dem Bundestrojaner jetzt der Bundeskaktus?
Jetzt hat es auch die Gurken erwischt

(Bild: alfcen / Pixelio / nur redaktionell)

26 Lesermeinungen:

Anonym hat gesagt…

Rettet die Knolle! Ach bin ich froh, dass sich die UN des Problems angenommen hat, schliesslich hängt unsere Existenz unmittelbar davon ab. Der Röstigraben ohne Patati - unvorstellbar! Es lebe die Rösti

Rick hat gesagt…

Es wird vermutlich der Problemerkennung sehr geholfen haben dass die UNO ja einen Sitz in der Schweiz hat, die Institution quasi vor Ort des Eblyzentrums. Wird auch Zeit, viel (Kartoffel)Puffer hat man ja nicht mehr...

Robert Curth hat gesagt…

Seit dem es Linda, meine Hausknolle nicht mehr gibt, bin ich auf Reis umgestiegen. Lässt sich einfacher schleppen und einfacher kochen.

Was die UNO-Angeht, die sind Teil der Ernährungspyramiedenverschwörung Rick... Die "gesunde" Basis der Pyramide ist mehr als umstritten, aber psst. Ich will Kartoffel und Weizen nicht Schaden.

Rick hat gesagt…

Mit der Pyramidenverschwörung, lieber Robert, bist Du aber einer ganz heißen Sache auf der Spur. Man denkt sofort an das Auge ganz oben wie es auch auf der Ernährungspyramide am Dollarschein und so, und die Illuminaten nicht weit, 23 sage ich da nur.

Ich persönlich mag Reis auch sehr gern, obwohl er gegenüber Erdäpfeln so seine Nachteile hat. Folienreiskörner im Grillfeuer zB sind eine mühselige Verpackungsarbeit, oder auch Fritten aus Reiskörner stanzen ist was für Geduldige. Das geht mit Kartoffeln irgendwie dann doch besser...

Erdge Schoss hat gesagt…

Ich bin nicht unglücklich, werter Herr Rick, dass Fischstäbchen nicht zu einem guten Sauvognon blanc passen. Eine Kartoffelsuppe sehr wohl, für die Sie jede einzelne Knolle persönlich in die Hand genommen haben oder zumindest den- oder diejenige kannten, der es tat. Ein Hochgenuss. Retten Sie die Kartoffel, werter Herr Rick, ich beschwöre Sie!

Herzlich
Ihr Erdge Schoss

Robert Curth hat gesagt…

Stimmt, aber Salzkartoffeln - ich bitte dich werter Rick - die sind ein Relikt aus dem letzten Jahrhundert. Ich esse eine Kilopackung Langkorn-Naturreis pro Woche Kostenpunkt 1,69€. Das schont den Rücken, mein Budget und erspart mir lästige Abwechslung auf dem Teller.

Noch eins Rick. Es sind schon viele Leute nach dem aussprechen dieser Zahl verschwunden. So tief, will ich in diese Verschwörungsgeschichte lieber nicht eintauchen..

Rick hat gesagt…

Es zeichnet einen Spitzentrinker und Gourmet wie Sie, Herr Schoss, einfach aus das passende Essen nach dem Wein zu wählen. Und natürlich - in die Kartoffelsuppe dürfen nur Pataten die zuvor auf der Innenseite des Oberschenkels einer rassigen Kubanerin gerollt wurden oder bringe ich da jetzt etwas durcheinander?
Ihr Rick

Rick hat gesagt…

Deine Naturreisdiät, lieber Robert, gehört sicherlich zu den gesündesten Mangeleinseiternährungsstrategien dieser Zeiten, keine Frage. Aber vielleicht magst Du ja mal mit Polenta und Couscous variieren, geht mindestens genauso schnell.

Was die 23 betrifft bin ich dann mal weg...

Gaviota hat gesagt…

Ich bin Kartoffel- UND Reisfan!!!
Was die Variationen angeht, da gibt es wirklich nicht viele. Mittlerweile gibt es aber auch die
Süßkartoffel/Batata hierzulande zu kaufen... besonders lecker im Ofen gebacken. Zu den kolumbianischen Kartoffelsorten (vor allem die papa criolla) fühle ich mich sehr hingezogen, nur finde ich die hier nirgendwo *snif*.

Dass die Kartoffelkonzentrate ihr vorgesehenes Haltbarkeitsdatum nicht erreichen, liegt bestimmt daran, dass du lieber Rick sie zu schnell konsumierst ;-)))

Rick hat gesagt…

Da sind wir schon zwei, liebe Gaviota. Unterneuntupfing ist leider zuweilen eine kulinarische Wüste, da gibt es keine Süßkartoffeln. In der Karibik und auf Madeira habe ich diese zu schätzen gelernt, zum Fisch auch gerne mit Brei aus Kochbananen (das Gaviota-Blog berichtete:) gereicht.

Danke für den Hinweis wegen dem Ablaufdatum. Ohne fremde Hilfe wäre ich da nie draufgekommen... ;)

Anonym hat gesagt…

..... ach gottchen, 23.....
..... da gibt's nur eine antwort.....: 42.....!

..... und 2008 das jahr der kartoffel.....?
..... tststs, seit wann interessiert sich die UNO für das essgebahren der iren.....?
..... denn in irland gibt's zum frühstück sowas wie bratkartoffeln, zu mittag sowas wie kartoffelpüree, und zu abend dann die resten von beidem.....

..... anbieten könnt' ich noch einen gemeinen knollenschnaps, marke "moonshine", ohne angaben zu herstellungs- und mindesthaltbarkeitsdatum.....

Gaviota hat gesagt…

Mjam...lecker...und als Betthupferl ein Kartoffelkonzentrat...der Abend wäre gerettet und die Nacht sehr abenteuerlich ;-)

Erdge Schoss hat gesagt…

Ganz und gar nicht, werter Herr Rick, alles bestens, Sie Connaisseur.

Herzlich
Ihr Erdge Schoss

Herzlichen Glückwunsch auch zur bevorstehenden Vermählung mit Herrn Schmitz, wohin darf man die Blumen schicken?

Rick hat gesagt…

Zu dieser Vermählung bin ich ja irrtens wie das Unkraut zum Kinde gekommen, dass überfordert mich noch ein wenig. Ich darf zur Güte, Herr Schoss, vorschlagen sie eher als Cuvee zu verstehen. Und fürchte dann bereits den ersten Streit wenn es um das geht was man fürhin aus den Trestern macht, 40 Oktan lasse ich nur ungern durch die Hand gehen...

Rick hat gesagt…

Es muss, gutes Kopfchaos,...
..... denn in irland gibt's zum frühstück sowas wie bratkartoffeln, zu mittag sowas wie kartoffelpüree, und zu abend dann die resten von beidem.....
...ja einen Grund geben warum in den letzten 150 Jahren soviele Iren ihr Eire verlassen haben...

Ja der Moonshine. Wohl traditionell das Zeuchs das auf der Flasche die Warnung hat man können davon erblinden und jeder anerkannte Spitzentrinker trotzdem bereit ist ein Auge zu riskieren...

Rick hat gesagt…

Beim Abendessen sind wir uns einig, liebe Gaviota. Was den Schlummertrunk betrifft sollte man vermutlich noch mal bei den Polen & Russen nach der richtigen Reihenfolge & Dosierung nachfragen für den Fall dass der abend zu zweit läuft. Kleinere Dosen mögen den Abend entspannen, größere hingegen ermöglichen wohl einander nachher noch ertragen zu können?!

Anonym hat gesagt…

Hallo Rick,
ist mein Kommentar zur Kartoffel nicht angekommen, oder wolltest Du ihn aus einem Grund nicht veröffentlichen?
bee

Rick hat gesagt…

Lieber Bernd, er ist tatsächlich niemals in Unterneuntupfing angekommen. Falls blogspot ihn also verschluckt hat mein ausdrückliches Bedauern! :(

(Rick, der sich keinen Grund denken kann bee words der Leserschaft vorzuenthalten, sind sie doch idR viel witziger als das Zeuchs das oberhalb der Lesermeinungen steht...)

Gaviota hat gesagt…

Willst du damit andeuten, lieber Rick, wir könnten uns nicht v-ertragen und müssten uns hohe Dosen verabreichen?

Ich werde jetzt flugs Richtung Hochzeitsseite zappen... warum hast du das für DICH behalten?!
Herzlichen Glückstrumpf schonmal! ;-)

Rick hat gesagt…

Schmitz ist ein Herr, groß, bärtig. Möglicherweise gibt es einen bekannten Jesusfreak dem das nach Geschmack ist, aber ich steh auf Frauen (zumindest war das mal). Also eine rein plutonische Beziehung und so. Himmelherrschaftszeiten, nicht mal mehr im Internet ist man vor Avancen heutzutage sicher, außerdem bin ich sowieso an eine schottische Freundin vergeben, ich griff zu weil sie single (malt) war. Außerdem wolle die alle sowieso nur meinen Körper *schluchz*...

Ansonsten kann mann/frau nie wissen, liebe Gaviota, was die Wirklichkeit bereit hält. Wer weiß ob wir nicht beide nach textiler Befreiung den spontanen Gedanken haben würden doch lieber den Rest des Abends mit etwas anderem zu verbringen? Erwartungen sind schließlich dazu da enttäuscht zu werden und Müsligang ist aller Laster Unfug. ;)

Gaviota hat gesagt…

Lieber Rick... fühlst du dich bedrängt??? ;-)
Dass Schmitz ein Herr ist, wusste ich schon, aber dass er so auf deinen Astralkörper (plutonisch) steht, nicht! :-P
Will deine Freundin auch nur deinen Körper??? Lass dich bloß nicht ausnehmen!!!!

Was die Erwartungen betrifft: Du bist doch immer für Überraschungen gut...und ICH? Lass mich gerne überraschen *lol*

Anonym hat gesagt…

ok, lieber Rick, hier der 2. Versuch blogspot zu überlisten ...
Zitat: "Die UNO hat 2008 zum internationalen Jahr der Kartoffel erklärt."
Hier bin ich der Meinung, dass es sehr vernünftig ist, die Kartoffel nicht zum nationalen Jahr zu erklären. Wenn wir statt Tagen dann deutsche Kartoffel zählen müssen, wer weiss, ob die Zeit zum Kartoffelbrei mutiert?

Anonym hat gesagt…

zitat: "Müsligang ist aller Laster Unfug". Und ich dachte immer, die Stossstange ist aller Laster Anfang. So kann man sich im Menü verirren.

Rick hat gesagt…

Meine schottische Freundin, liebe Gaviota, will vor allem in meinen Körper. Des abends lass ich sie meistens gewähren. Ihr Körperflüssigkeiten mit meinen vermischt, das alte Spiel, man kennt das ja...

Wobei, werter Bee, man sicherlich davon ausgehen kann dass es in Deutschland sowieso schon bereits einen Bund Deutscher Kartoffelzähler gibt. Und ein eigenes Bundespurreeamt. In Deutschland werden die entsprechenden Kartoffelgesetze samt den dazugehörenden Staatsdienern noch 500 Jahre nach Aussterben der Kartoffel existieren.

P.S: Die Wendung mit der Stossstange ist natürlich ein Klassiker. Hat sich aber in Zeiten von Viagra und allgemeiner Lustlosigkeit möglicherweise ein wenig abgelaufen. Auch die drei s sind hinderlich, mit jeder Rechtschreibreform weiß man weniger wieviele man nun wirklich verwendet darf...

Anonym hat gesagt…

Das ist richtig. Was weniger bekannt ist, dass besagter Klassiker mit der berühmten Stoßstange (mit Dreierles-S) jetzt im Automuseum in Stuttgart steht. So hat der betagte Laster es doch noch zu was gebracht. Ausserdem würde ich nicht von abgelaufen, sondern abgefahren sprechen, oder ;-? Der Laster mit der Stoßstange

Rick hat gesagt…

An dem Exponat fällt auf dass der Stossfänger wohl von der verblassenden Bartmode der damaligen Zeit inspiriert war, oder bee?
Ist ja auch heute ähnlich bei den Autos - lauter stromlinienförmig polierte Einheitsfressen, da muss ein Zusammenhang sein...