14.07.2007

ÖFB-Team erreicht achtbares 2:5 gegen Andorra

Wie erst jetzt bekannt wurde hat letzten Sonntag ein Vorbereitungsspiel der österreichischen Nationalmannschaft für die Euro 2008 in Andorra stattgefunden. Internationale Presse war nicht zugelassen, aber unser Andorrakorrespondent konnte sich als Fanschal getarnt ins Stadium schmuggeln. Lesen Sie daher exklusiv bei UNTERNEUNTUPFING Aktuell den vollständigen Spielbericht...


Wie uns unser Andorrakorrespondent berichtet sollte das Spiel vorsorglich unter Geheimhaltung ablaufen, schließlich ist das ÖFB-Team unter demselben Trainer schon einmal auf den Pharaoneninseln sang und torlos untergegangen und sieht gegen kleinere Länder traditionell selten gut aus (Malta lässt zuletzt freundlich grüßen).

Wider Erwarten schlugen sich die österreichischen Kicker in einem abwechslungsreichen Spiel gegen die Andorranische Millionentruppe (die meisten sind kleine Hausbauer und hoch verschuldet) durchaus achtbar und rangen dem auf dem Papier übernächtigen Gegner ein würdevolles 2:5 ab. Und hätte das Spiel länger gedauert wäre sicher noch mehr möglich gewesen, auf beiden Seiten.

Das Spiel begann sofort mit einer längeren Unterbrechung. Der erste ambitionierte weite Flankenball der Österreicher landete nicht etwa vor dem Tor oder im Abseits, sondern drang tief in spanisches Staatsgebiet vor sodaß es eine Weile brauchte bis ein tauglicher Ersatzmatchball gefunden werden konnte.

In der 5ten Spielminute schwächten sich die Österreicher zuerst mal selber : der wiedereinberufene Didi Kühbauer insultierte eine Cornerfahne so unflätig dass dem französischen Referré Oiserre (Betreiber eines kleinen privaten Wettbüros in Biarritz) nichts anderes als die Rote Karte blieb (und selbst in die hat Kühbauer noch gebissen). So fiel auch das erste Tor der Andorraner aus stark abseitsverdächtiger Position - während alle auf dem Feld verbliebenen ÖFB-Spieler heftig beim Schiedsrichter intervenierten konnte der 17jähriger Stürmerstar der Andorraner recht ungehindert einschießen.

Die ÖFB-Auswahl war vom frühen Ausschluß kurz geschockt, stellt aber rasch auf jene Taktik um die man seit Jahren am besten kann : kontrollierte Defensive unter konsequenter Vermeidung eines kreativen Spiels nach vorne um ja nicht etwa durch Ballfehler in die Konterläufe der spielstarken Andorraner zu laufen. Das taktische Spiel der Österreicher schien die Andorraner zunächst zu überfordern, aber leider erwiesen sich die Andorraner als die ausgebufften Profis wie man sie kennt. Sie überliesen in dieser defensiven Phase dem ÖFB-Team rund 100% Spielanteile im Hoffen auf die im internationalen Vergleich grob unterentwickelten balltechnischen Fähigkeiten der Österreicher, ein Kalkül das aufging, schließlich fielen das 0:2 in 17. bzw. das 0:3 zugunsten Andorra in der 28.Minute durch völlig unbedrängte Eigentore.

Vom Trainer angetrieben setzte die ÖFB-Auswahl nun noch stärker auf ihre klassischen Tugenden wie Kopfhängenlassen und rescheres Zweikampfverhalten. In der 34.Minute foulte sich die österreichische Abwehrkette untereinander so heftig dass Andorras 17jähriger Jungstar bequem ein zweites Mal abstauben konnte. Die Andorraner spielten dann ihre 4:0 Führung locker in die Halbzeitpause.

Die dann ein wenig ungewöhnlich verlief. Andorras serbischer Trainer Bojan Mtrbrgntovic wies seine Mannschaft an die Partie ruhig nach Hause zu spielen, aber durch einen Übersetzungsfehler ging die Andorranische Mannschaft tatsächlich geschlossen nach Hause, die meisten erleichtert weil sie ohnehin noch Wichtigeres zu tun hatten, von Stallarbeiten (Torwart) über Nachtdienst (Mittelfeldregisseur) bis hin zu ausständigen Hausübungen (17jähriger Stürmerjungstar).

Spielleiter Oiserre wollte zunächst die zweite Hälfte gar nicht anpfeifen, aber nachdem er vom FIFA-Spielbeobachter darauf hingewiesen wurde dass man in Freundschaftsspielen unbeschränkt viele Spieler auswechseln kann pfiff er die Retourhalbzeit an. Das ÖFB-Team zeigte sich zu Beginn stark irritiert durch eine gegnerische und eigene Spielhälfte ohne einen einzigen Andorraner und kam erst mühsam ins Spiel - eine derart weite Raumdeckung durch den Gegner hatte man kein einziges Mal trainiert.

Nach rund einer Viertelstunde kamen aber die Österreicher etwas besser ins Spiel. Auch im Angriffsspiel wurde man gefährlicher, so scheiterte man in der 66. und 72.Minute nur knapp am Pfosten. In der 76.Minute fiel dann endlich das erlösende 1:4 das beim ÖFB-Team noch einmal Kräfte freisetzte. Die Österreicher rannten verbissen aufs Andorranische Tor an und konnten in der 84.Minute auf 2:4 verkürzen. In der 90.Minute setzte dann das ÖFB-Team alles auf eine Karte, sogar der Torwart ging mit nach vorne worauf ein missglückter Rückpass das Ergebnis von 2:5 aus Sicht der Österreicher besiegelt.

Aufgrund des inoffiziellen Charakters des Freundschaftsspiels gab es nachher natürlich keine Interviews, aber unser Andorrakorrespondent will mitbekommen haben dass ÖFB-Trainer Hickersberger angeblich recht zufrieden gewesen sei mit der kämpferischen Leistung der Mannschaft in der zweiten Halbzeit. Auch habe er Ansätze zu Verbesserungen in der Spielanlage mitten der zweiten Hälfte gesehen. Andorranische Zuseher waren sich einig dass Österreich bei der nächsten Kleinstaaten-WM ein großer Prüfstein für die Andorranische Equipe sein werde.

Satirische Beiträge über Österreich, Österreicher und österreichische Sitten & Gebräuche :

Weblinks:


(Bild: carf / flickr / CC BY-NC-ND)

8 Lesermeinungen:

Reverse Eating hat gesagt…

freut mich zu sehen, dass es bergauf geht mit eurer mannschaft.
ich bin sicher, ihr macht nächstes jahr euer eigenes sommermärchen wahr. dafür reicht ja auch ein 6. oder 7. platz - alles eine frage der erwartungshaltung.

Rick hat gesagt…

Dafür wird es eher ein Sommerwunder brauchen, außer die Schweizer helfen den Österreichern mit Stützen aus dem Miniknabenteam aus. Der eingefleischte österreichische Nationalteamfan (schätzungsweise 38,7 Personen) ist schon froh wenn er auf der Bühne nicht von einem verunglückten Seitenpass erschossen wird...

Reverse Eating hat gesagt…

hmm...vielleicht sollte man sich neben dem em-titel realistische sekundärziele setzen. z.b., dass die bierversorgung nicht zusammenbricht, oder dass der fernseher durchhält. vielleicht auch, dass klein-erna mal wieder einen zweier im diktat mit nach hause bringt.

das kann einen vor enttäuschungen bewahren.

Rick hat gesagt…

Da die österreichische Innenpolitik den Leistungen des Fussballteams um nichts nachsteht wären die gebrachten Vorschläge zur richtigen Erwartungshaltung nur allzu weise. Es ist in diesen Tagen in diesem Land nicht immer leicht patriotische Gefühle zu entwickeln... ;)

stubbornita hat gesagt…

um den professonellen sportjournalisten in ihren späteren analysen schon ein wenig vorzugreifen: an der mangelnden vorbereitung - wird also keiner sagen können - also nun ja wirklich nicht!!!! allen sportlichen unkenrufen zum trotz konstatieren wir eine VORBILDLICHE, topseriöse vorbereitung eines gastgeberlandes, das sich nicht qualifizieren muss in den eigenen ländern! Genügt Ihnen, geschätzer U9, derlei nicht zur Stabilisierung der patriotischen Gefühle?

Rick hat gesagt…

Gnä stubbornita, Österreich ist überall toll wo es sich nicht qualifizieren muss. In Österreich leben zB etliche öffentliche Körperschaften vorzüglichst weil sich die Bürger nicht dagegen wehren können Zwangsmitglied bei denen zu sein. Aber zum Sportlichen: Schweizer und Österreicher sind einander manchmal ähnlicher als man denkt (außer dass die Schweizer vermutlich mit Andorra weniger Mühe hätten). Die ganze Redaktion erinnert sich noch an das CL-Qualiduell zwischen Zürich und Salzburg. Die NZZ.ch sah das Duell damals so: Zürich grottenschlecht Salzburg besser, aber das Resultat war glücklich.. Dasselbe Spiel sah derStandard.at so: Salzburg grottenschlecht Zürich besser, aber das Resultat war glücklich. Nun...

Goggi hat gesagt…

Ich möchte an dieser Stelle mal auf den Concours d'Eurovision de la, ah nein der heisst ja jetzt Eurowischon letztes Mal hat die Schweiz dort Zero Points bekommen, aber wie waR das eigentlich mit den Österreichern? Und gibt es da eine Möglichkeit, sich als Austragungsort zu bewerben, oder ist da die Ostblockübermacht nicht schon zu ...und ist Osterreich eigentlich nicht auch schon Östen?

Was wollt ich nochmal fragen...

*grübel*

Rick hat gesagt…

Vermutlich war die Welt einfach noch nicht bereit für den Schweizer Beitrag. Heutzutage muss das Lied ja in einer Sprache gesungen werden die möglichst nur eine Minderheit versteht um durch den intellektuellen Wert der Lyrics nicht allzu sehr erschüttert zu werden. Vielleicht versuchen es die Schweizer beim nächsten Mal mit rätoromanisch? Mit Österreich würde ich nicht rechnen - in diesem Land hat man derzeit schon genug Probleme bei politischen Ausschüssen und Verfahren die Verantwortlichen zum Singen zu bringen...