26.09.2007

Der Quickie : spontan Sex als geschlechtliches Fast Food?

Quickie, spontaner Sex und ONS auch in Ottawa Geliebt, verachtet, gehyped und ignoriert - die schnelle Vergnügung zwischendurch ist ein wichtiges Thema in der Welt der menschlichen Geschlechtlichkeit. In unserer Dokumentationsreihe Sexualität Heute beleuchten wir daher die Geschichte und die soziologischen Aspekte des Quickie und weisen natürlich ausdrücklich auf die daraus resultierenden Gefahren hin...

Definition Quickie : Spontansex, ONS, Cruising

Natürlich gibt es selbstverständlich bei Wikipedia auch eine Definition zum Quickie. Wie nicht weiter überraschend ist diese per aktuellem Stand sehr kurz ausgefallen. Das mag vielleicht auch daran liegen dass Wikipedia-Autoren sehr beschäftigte Leute und entsprechend schreib- & Debatte süchtig sind, da bleibt für weltliche Vergnügungen nur wenig Zeit. Ein klassischer Quickie ist also eine geschlechtliche Aktivität ohne Vorspiel und Nachspiel, bei Alleinstehenden auch ohne Hauptspiel - dort findet der Quickie meist im Kopf statt.

Der Quickie ist sehr oft ein Verlegenheitsprodukt. Gerade sehr junge Paare vollziehen ihren Akt in der steten Furcht vor einer Mutter oder einem Vater der ins Zimmer stürzen könnte, chronische Dauer Singles hingegen nehmen aus Verzweiflung schon mal einen erotischen Happen Zwischendurch im Zweifel mit, um nicht ganz ungebraucht von der Welt zu scheiden. Im Grunde kann man subsummieren, dass der Quickie wohl besser nicht mit qualitativen Maßstäben gemessen wird.

Geschichte von Quickie und Spontan Sex

Wir sprachen mit Prof.Siegbert Spanner vom Sexualgeschichtlichen Museum zu Wulmsbüttel. Prof.Spanner erzählt:

"Was viele Menschen nicht wissen, der Quickie ist keine Erfindung der Neuzeit, sondern war unter jeweils anderem Namen immer schon da. Als der Mensch noch nicht das gefährlichste Raubtier der Welt war, also bei unseren Urahnen zum Beispiel, konnte eine zu lange Paarung schon dazu führen, dass zwei Affenmenschen beim Akt vertieft ein leckeres Super Size XL Menü für einen Säbelzahntiger oder ein Krododil wurden.

Im Mittelalter hatte man zwar ein anderes Zeitgefühl, dennoch, man lebte nicht lange und wurde nicht sehr alt, da musste man bei den schönen Dingen achten dass sie stattfanden. Insbesondere Ritter lebten nicht nur Berufs wegen gefährlich, da Herrscher oft fehlsichtig, betrunken oder ungeschickt waren, konnte jeder Ritterschlag schon eine unabsichtliche Enthauptung bedeuten.

In der Vorindustriellen Zeit hatte die Verbreitung des One-Night-Stand noch einen anderen Grund: die hygienischen Sitten waren sehr schlecht, da wollte Mensch dem anderen nicht länger innewohnen als unbedingt nötig."

Soziologie von Spontansex & ONS

Wir sprachen auch mit Mag.Lydia Lust-Grotte vom Institut für Sexualsoziologie. Sie erläutert uns:

Spontaner sex : jeder verdient einen Quickie "Aus unseren Studien wissen wir, dass heute der Brauch des Quickie nur sehr wenig einer kommenden und gehenden Mode Erscheinung zugrunde liegt. Die Beweggründe für den spontanen Sex sind meist andere. Nehmen wir zum Beispiel die PISA-Studien et al.: bei vielen modernen Menschen ist der Akt deshalb so kurz, weil sie sich einfach nicht mehr lange genug darauf konzentrieren können. Viele (auch gerade ältere) Paare vergessen rasch warum sie aufeinander liegen, ein Tabuthema über das selten gesprochen wird.

Der zweite Haupt Verursacher von Spontansex ist das Privatfernsehen. Sieben lange Unterbrecher Werbungen im Abend Spielfilm können nicht mit Pinkel Pausen & Kühlschrank Gang alleine gefüllt werden, viele Paare disponieren ihren hormonellen Ausgleich in die Verbraucher Information hinein. Und wollen natürlich nicht versäumen wie der Film weitergeht, schließlich gibt es Prioritäten.

Die dritte Ursache liegt im Niedergang der konditionellen Fähigkeiten. Etliche Männer schaffen es heutzutage nicht mal mehr bis zur vorzeitigen Ejakulation, viele Frauen sind schon vorzeitig erschöpft, selbst wenn sie nur steif wie ein Brett am Rücken liegen und ihn machen lassen."

Quickie bzw. spontaner Sex und seine Gefahren

Natürlich ist der Quickie sehr gefährlich. Auf der einen Seite besteht die Gefahr dem sportlichen Wettbewerbsgedanken zu verfallen: citius, altius, fortius. Auf Spontansex hoch trainierte Männer sind oft schon entsaftet, bevor sie überhaupt die Dame noch zu einem kurz Gastspiel einladen können, weibliche Expertinnen für die Sprint Distanz hingegen laufen schon permanent mit Ehe Migräne herum, bevor sie noch einen männlichen Spielpartner finden.

Spontansex und One Night Stand sind jeweils auch ein Wirtschaftsfaktor. Seit den überall grassierenden Rauchverboten werden Arbeitspausen von der hedonistischeren und gestressteren Hälfte des Personals nicht mehr mit einer schnellen Zigarette überbrückt, sondern mit einer intimen Klausur Sitzung unter Kollegen. Laut bisher unveröffentlichten Untersuchungen sollen seit Einführung der betrieblichen Rauchverbote die Karenzierungen um rund 30% angestiegen sein. Was vielleicht auch daran liegt, dass für viele Menschen, die entweder abends alleine zuhause hocken oder unglücklich verheiratet sind, der Arbeitsplatz die einzige Chance ist, noch zu einigermaßen lustvollen Sex zu kommen.

Weitere satirische Beiträge aus der Serie Sexualität Heute : Trends, Geschichte, Soziologie, Gefahren

(Bilder : Mikey G Ottawa, Whatsername?)

8 Lesermeinungen:

Anonym hat gesagt…

Ich sach nur eins: „Der Mix macht `s ;-))
Anderseits glaube ich aber auch, dass der Quicki bei den meisten Paaren als erotische Abwechslung genutzt wird, sonder als einzige Variante, die man(n) noch zur Verfügung hat.
Wenn die holde Ehefrau halt nach schon 5 Minuten entnervt auf die Uhr schaut und 10 Minuten anfängt, sich die Nägel zu lackieren ,was bleibt Mann also noch übrig?

Rick hat gesagt…

Der Quickie also als eheliche Pflichtübung, so wie das Müllruntertragen oder Fensterputzen? Bei Paaren wo sie am Rücken liegt und denkt "Die Decke könnte auch mal wieder einen Anstrich vertragen...", oder wo er sich vorher frägt "Nehm ich heute ES oder doch den Spalt zwischen den Matrazen. Unser klappriges Bett bewegt sich wenigstens noch dabei..."? ;)

Anonym hat gesagt…

Mein Gott, Herr Rick! Wenn das mein Großvater selig erfährt. Er, Urheber, Erfinder gar, der einstigen Pelikan-Kampagne: Nie den Füller in Firmentinte.

Herzlich
Ihr Erdge Schoss

Rick hat gesagt…

Gottseidank, werter Herr Schoss, hat Ihr verehrter Urahn, Wolllust seiner Seele, zur richtigen Zeit für Fruchtfolge gesorgt. Sonst müsste Herr Schmitz heute alleine lesen.
Ihr Rick

Reverse Eating hat gesagt…

auf jeden fall bleibt positiv festzustellen, dass sich im vergleich zum essen, wo das ausgiebige genussvolle und bewusste genießen eher eine sache der oberen gesellschaftsschichten ist, und das schnelle fettige essen eher bestandteil der unteren, in sachen sex so schnell keine zweiklassengesellschaft entstehen wird.

Rick hat gesagt…

Ja, die sozialsexuelle Gerechtigkeit dürfte hier gegeben sein. Wie eigentlich bei vielen anderen menschlichen Prozessen der Ausbringung von Körperflüssigkeiten. Nicht umsonst kennt der Volksmund die Ortsangabe ...dorthin müssen wo selbst der Kaiser zu Fuß hin geht.

Goggi hat gesagt…

Der Vergleich mit dem Müllruntertragen gefällt mir. Ich stell mir den Dialog etwa ähnlich knapp gehalten vor:

"Schatz, komm Fussball fängt gleich an"
"Was ist denn?"
"Schnell Quickie, komm"
"Mennooo, ich wollt noch den Müll raus tragen"
"Du bist eine Egoistische Emanze"
"Nenn mich nicht Emanze"
"Also komm, bin schon nackig"
"Gleich, füll den Kühlschrank noch schnell mit Bier auf für Dich"
"Schon Aufstellungen, mach jetzt"
"Also gut, aber in der Pause machst DU eben Müll raus"
"Ja ja,Mann hast Du kalte Hände"
"Na mein Süsser"
"Was, Bayern nur einen Stürmer?"
"Fertig! Erste!"
"Hngrmmmmppffaaahh...
und denk an den Müll Kleine"

Rick hat gesagt…

Meine Güte, alter Schwede, das klingt aber extrem kompetent und lebensnah beschrieben. Gottseidank fröhnt man in der Villa Goggi dem Fussball und nicht dem grönländischen Nachtjassen wo sich eine Partie schon mal über ein halbes Jahr ziehen kann statt bloß über 2 Halbzeiten...